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Menschen mit HIV haben das Recht, wie alle anderen, am Arbeitsleben teilzuhaben. Mit einer erfolgreichen Therapie sind sie in der Regel genauso leistungsfähig wie ihre Kolleg*innen. Dennoch haben viele HIV-positive Arbeitnehmer*innen mit Diskriminierung zu kämpfen. Der Grund: Noch immer herrschen Vorurteile und Unwissenheit über ein Leben mit HIV heute.

Rund zwei Drittel der Menschen mit HIV sind erwerbstätig. HIV-positiv zu sein, bedeutet nicht, dass die Betroffenen auf ihren Traumberuf verzichten oder sogar ganz aus dem Arbeitsleben ausscheiden müssen. Im Gegenteil: Arbeit ist wichtig, um den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten – aber auch, um ein erfülltes, selbstbestimmtes Leben zu führen. Denn die Teilhabe am Berufsleben ermöglicht sozialen Anschluss und hebt das Selbstwertgefühl.

HIV-Positive haben die gleichen Rechte, am Berufsleben teilzuhaben, wie Menschen ohne HIV. Der Gesetzgeber fördert und schützt diese Chancengleichheit mit dem Arbeitsrecht und durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. Demnach ist jede Ungleichbehandlung von Arbeitnehmer*innen mit HIV unzulässig, wenn sie nicht sachlich begründet werden kann. Mehr noch, Arbeitgeber*innen sind verpflichtet, ihre Mitarbeiter*innen mit HIV vor Diskriminierung zu schützen. Beschäftigten darf nicht aufgrund ihrer HIV-Infektion gekündigt werden – auch nicht in der Probezeit. Im Einstellungsverfahren darf, abgesehen von wenigen Ausnahmen, weder nach einer HIV-Infektion gefragt noch ein HIV-Test gefordert werden. Kommt das Thema HIV im Gespräch doch zur Sprache, ist der*die Bewerber*in nicht verpflichtet, die Wahrheit zu sagen.

Freie Berufswahl

Egal, ob ein positiver HIV-Status zum Zeitpunkt des Jobantritts bekannt ist oder ein*e Beschäftigte*r die Diagnose in fester Anstellung erhält: Es besteht keine Meldepflicht für Arbeitnehmer*innen mit HIV gegenüber ihrem Arbeitgeber. Auch gelten grundsätzlich keine „Berufsverbote“ für Menschen mit HIV. Sie dürfen in fast allen Bereichen des Arbeitslebens tätig sein, auch in der Gastronomie, in der Kinderbetreuung oder im Gesundheitswesen. Dennoch gibt es einige Einschränkungen. So dürfen zum Beispiel HIV-positive Chirurg*innen bestimmte operative Eingriffe, bei denen sie sich leicht verletzen können, nur ausführen, wenn ihre Viruslast unter der Nachweisgrenze liegt. In Jobs, in denen die Beschäftigten berufsbedingt häufig in Länder reisen müssen, in denen Einreise- und Aufenthaltsbeschränkungen für Menschen mit HIV gelten, dürfen Unternehmen HIV-positive Bewerber*innen ablehnen. Arbeitet der*die Mitarbeiter*in allerdings bereits in diesem Job, wenn er*sie von seinem*ihrem positiven HIV-Status erfährt, muss der*die Arbeitgeber*in, sofern möglich, eine Tätigkeit in einem anderen Bereich anbieten.

In einigen Bereichen lockern sich die Beschäftigungsbeschränkungen für HIV-Positive jedoch nur langsam. Seit April 2013 können Menschen mit HIV in Deutschland sowohl Flugbegleiter*in als auch Pilot*in werden. Nicht der HIV-Status, sondern der gesundheitliche Zustand des*der Bewerber*in ist entscheidend für die Bescheinigung der Flugtauglichkeit. Für HIV-positive Pilot*innen gilt allerdings die Vorgabe, dass sie nur mit oder als Co-Pilot*in fliegen dürfen. Etwas schwieriger gestaltet sich für Menschen mit HIV hingegen eine Karriere bei der Bundeswehr, denn hier gilt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz nicht. Erst vor zwei Jahren ist die Bundeswehr von ihrer Praxis abgerückt, HIV-Infizierte grundsätzlich als wehrdienstuntauglich einzustufen. Heute können Menschen mit HIV Soldat*in werden oder bleiben. Voraussetzung sind eine wirksame, antiretrovirale Therapie, ausreichende Immunkompetenz sowie das Fehlen von Symptomen.

Ansteckungsgefahr beinahe null

Dass es aus rechtlicher Sicht im Großen und Ganzen keine beruflichen Einschränkungen für Menschen mit HIV gibt, liegt auch daran, dass die Gefahr, andere mit dem HI-Virus zu infizieren, im Arbeitsalltag so gut wie ausgeschlossen ist. Im „normalen“ Arbeitsalltag beschränkt sich der Körperkontakt zu Kolleg*innen oder Kund*innen in der Regel auf ein Händeschütteln. Aber auch Umarmungen oder das Trinken aus derselben Kaffeetasse bergen keinerlei Ansteckungsgefahr. Selbst im Kontakt mit Patient*innen, zum Beispiel in der Pflege, oder im Umgang mit Lebensmitteln kann das HI-Virus nicht übertragen werden. Hier gelten ohnehin besondere Hygienemaßnahmen, wie das Tragen von Handschuhen, um grundsätzlich Keimen keine Chance zu bieten. Hinzu kommt: Bei einer erfolgreichen HIV-Therapie liegt die Viruslast im Blut unter der Nachweisgrenze, das bedeutet, eine Ansteckung – ob nun am Arbeitsplatz oder in allen anderen Lebensbereichen – ist nahezu unmöglich.

Arbeiten bis zur Rente?

Von Ausbildung oder Studium über die berufliche Karriere bis hin zur Rente: Menschen mit HIV können ihr Berufsleben genauso nach ihren Wünschen planen wie Menschen ohne HIV. Dank moderner Therapien sind sie ebenso leistungsfähig – haben die gleichen Chancen, ein hohes Alter zu erreichen. Rente und Altersvorsorge sind daher wichtige Themen, die aber vor dem Hintergrund einer HIV-Erkrankung leider noch viel zu oft als „nicht lohnend“ angesehen werden. 


HIV-Coming-out am Arbeitsplatz

Dennoch kommt es in der Arbeitswelt regelmäßig vor, dass HIV-Positive von Arbeitgeber*innen oder Kolleg*innen diskriminiert werden. Aus Angst vor Zurückweisung oder negativen Konsequenzen für die Karriere, verschweigen daher viele Menschen mit HIV ihre Infektion. Das schützt sie einerseits, kann andererseits aber auch belastend sein.

Denn sich tagtäglich verstellen zu müssen und Sorge zu haben, dass der HIV-Status über Gerüchte bekannt wird, kann auch zermürben. Ein HIV-Coming-out ist in jedem Fall mutig. Doch die Entscheidung kann letztendlich nur jeder für sich treffen. So ganz allein ist man dabei aber nicht. Es gibt Beratungsstellen, die helfen, einen solchen Schritt zu planen.

#nochvielvor – ein Leben mit HIV heute

Auf der Website www.nochvielvor.de kommen engagierte Frauen und Männer zu Wort, die ihr Leben mit HIV selbstbewusst und selbstbestimmt leben. Damit wollen sie andere HIV-Positive, aber auch deren Freund*innen und Angehörige, über ein Leben mit HIV informieren und motivieren – auf Augenhöhe und gleichzeitig mit professioneller Expertise. Ärzt*innen und andere Expert*innen unterstützen sie dabei. Ihnen allen liegt es am Herzen zu zeigen, dass auch mit HIV ein Leben mit hoher Lebensqualität möglich ist – in allen Bereichen. Diagnose und Behandlung sind hier genauso wichtige Themen wie Liebe, Beruf, Reisen oder Versicherungen.

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