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    Wenn das einer weiß …

    Photo: k_nastia via Shutterstock

    Dr. Kristel Degener

    Geschäftsführende Vorstandsvorsitzende der Deutschen AIDS- Stiftung

    HIV verunsichert – immer noch, nach über 30 Jahren. Es gehört zu den Tabus, über die man nicht gerne spricht. Wir fragen Dr. Kristel Degener, die geschäftsführende Vorstandsvorsitzende der Deutschen AIDS-Stiftung zu den Folgen.

    Frau Dr. Degener, HIV und Aids gibt es schon seit den 80er-Jahren. Weiß nicht mittlerweile fast jeder darüber Bescheid?

    Es gibt Vorstellungen, die halten sich hartnäckig. Dazu gehört zum Beispiel auch der Irrglaube vieler Menschen, HIV sei in Alltagssituationen ansteckend. Das führt immer noch dazu, dass HIV-positive Menschen stigmatisiert werden. Deshalb ist es für uns als Deutsche AIDS-Stiftung so wichtig, nicht nachzulassen bei der Aufklärung zu HIV und Aids. Jede Generation gehört neu informiert!

    Was macht es mit Menschen, wenn über HIV nicht offen gesprochen werden kann?

    Es ist ein klassisches Dilemma, das nicht nur sehr belastend sein kann, sondern auch schwerwiegende Folgen hat. Es kann zermürben, wenn sich Menschen, die in Risikosituationen waren, fragen müssen: Was passiert, wenn ich zum HIV-Test gehe und der ist positiv? Mit wem kann ich offen darüber sprechen? Sind meine Freunde dann keine Freunde mehr? Und: Möchte ich wirklich wissen, ob ich HIV-positiv bin?

    Oft ist die Angst, wegen HIV diskriminiert zu werden größer als die Angst, an Aids zu erkranken. Diese Furcht kann ein Grund dafür sein, dass Menschen sich nicht oder zu spät testen lassen.

    Fast 11.000 Männer und Frauen in Deutschland sind HIV-positiv – ohne es zu wissen.

    Ja, das sind viel zu viele. Oft ist die Angst, wegen HIV diskriminiert zu werden, größer als die Angst, an Aids zu erkranken. Diese Furcht kann ein Grund dafür sein, dass Menschen sich nicht oder zu spät testen lassen. Neue Zahlen zeigen: Der Anteil derjenigen, die beim ersten Test schon einen fortgeschrittenen Immundefekt oder gar das Vollbild Aids haben, steigt. Das ist furchtbar. Denn HIV und Aids sind immer noch nicht heilbar. Aber es gibt Medikamente, die das Virus in Schach halten. Je früher jemand mit der Therapie beginnt, umso besser wirken die Medikamente. Deshalb: Ein früher Test ist wichtig – für die eigene Gesundheit.

    Was kann die Deutsche AIDS-Stiftung tun?

    Immer wieder darüber reden! Aufklären und informieren. Und weiter zum HIV-Test motivieren. Wir unterstützen zum Beispiel sogenannte Checkpoints, die an Beratungsstellen angeschlossen sind. Hier sind Fachleute, die beim anonymen Test begleiten. Sie fangen auf, wenn das Testergebnis positiv ist, und helfen mit allem, was nun nötig ist. Und sie kennen seit vielen Jahren die Sorgen der Menschen, die sich getraut haben, einen Test zu machen. Es ist wichtig, dass sich diese Angebote weiter rumsprechen. Reden hilft!

    Sie möchten mehr erfahren?

    Weitere Informationen finden Sie unter aids-stiftung.de

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