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    Thrombose kann jeden treffen!

    Foto: shutterstock_1303476349

    Als Thrombosen bezeichnet man Blutgerinnsel, die die Venen verstopfen und sich durch ein geschwollenes, schmerzhaftes Bein äußern. Löst sich ein Gerinnsel und wandert mit dem Blutstrom in die Lungengefäße, entsteht eine Lungenembolie. Nicht jede Lungenembolie wird überlebt, daher ist schnelles Handeln wichtig.

    Thrombose ist keine Frage des Alters!

    Dr. Katja S. Mühlberg
    Fachärztin für Innere Medizin & Angiologie am Universitätsklinikum Leipzig und wissenschaftliche Leiterin des Aktionsbündnisses Thrombose, Deutsche Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin e.V.

    Foto: Privat

    Thrombosen entstehen aus verschiedenen Gründen: Immobilität, z. B. nach Beinbruch oder Operation, ist ein typischer Risikofaktor. Durch fehlende Bewegung stagniert der Blutfluss, das Blut gerinnt. Damit das nicht passiert, werden in solchen Situationen blutverdünnende Medikamente vorbeugend verabreicht, sodass Betroffene gut geschützt sind. Auch das rasche Wiederaufstehen und Laufen nach einer OP ist deshalb so wichtig. Kompressionsstrümpfe wirken dabei unterstützend. Liegt im Blut ein Ungleichgewicht von Gerinnungsfaktoren vor, kann auch dies die Blutgerinnung aktivieren. Solche Thrombophilien sind überwiegend angeboren und manchmal über mehrere Generationen in Familien nachweisbar. Menschen, in deren Familien eine Thromboseneigung besteht, können über einen Bluttest mit genetischer Analyse eine Thrombophilietestung vornehmen lassen. Dies sollte jedoch nie ohne konkreten Anlass erfolgen, da bei weitem nicht jede Thrombophilie gefährlich ist und zwangsläufig zu Thrombosen führt. Eine fachärztliche Beratung ist daher vor derartigen Tests Pflicht.

    Verletzungen oder Schäden an der Venenwand, z. B. durch frühere Thrombosen oder auch Druck von außen auf die Gefäße können ebenfalls das Entstehen einer Thrombose begünstigen. Letzteres kann z. B. in der Schwangerschaft oder bei Tumoren vorkommen. Verschiedene anatomische Besonderheiten, aber auch Übergewicht und chronisch-entzündliche Erkrankungen können die Gerinnselbildung forcieren. Die Schwangerschaft selbst, die Zeit nach der Entbindung (Wochenbett), aber auch östrogenhaltige Pillenpräparate sind häufige Trigger einer Thrombose. Bei der Wahl der Verhütung sollten daher stets eine familiäre Thromboseneigung erfragt werden und im Zweifel östrogenfreie Präparate oder hormonfreie Alternativen gewählt werden. Bei Kombinationspillen (Östrogen + Gestagen) sollten Pillen der ersten und zweiten Generation bevorzugt werden, da diese im Vergleich zu Pillen der dritten und vierten Generation niedrigere Thromboseraten aufweisen.

    Tumorerkrankungen gehen oft mit Thrombosen einher, weswegen Betroffene sorgfältig geschult werden sollten, damit die typischen Symptome rasch erkannt und behandelt werden können. Umgekehrt sind Thrombosen manchmal der erste Hinweis auf das Vorhandensein eines bis dato noch unbekannten Tumorleidens. Deshalb sollten alle Thrombosepatienten, bei denen keiner der genannten Risikofaktoren oder Trigger eruiert werden konnte, unbedingt auf das Vorliegen eines okkulten, also unbekannten Tumors untersucht werden. In der Regel genügen hierzu Blutanalysen, ein Röntgen des Brustkorbs, ein Bauchultraschall, eine Magen-/ Darmspiegelung sowie die Wahrnehmung der gynäkologischen bzw. urologischen und dermatologischen Vorsorgeuntersuchungen. Bei 15 Prozent aller Thrombosepatienten wird auf diese Weise ein bösartiger Tumor gefunden, der ohne dieses Screening vielleicht nicht mehr rechtzeitig behandelt worden wäre. Das Spektrum an Risikofaktoren und Triggern ist groß, aber überschaubar und anhand einer gewissenhaften Anamnese gut zu erfassen. Häufig treten mehrere Faktoren gemeinsam auf, in ca. 20 Prozent aller Thrombosen läßt sich jedoch keine Ursache finden. Bei Auftreten einer plötzlichen einseitigen Schwellung des Beins, egal ob mit oder ohne Schmerzen, sollte unverzüglich eine Thrombose mittels Gefäßultraschall ausgeschlossen werden. Plötzliche Luftnot, Herzrasen, aber auch eine kurze Bewusstlosigkeit (Synkope) oder Bluthusten sind typische Hinweise auf eine Lungenembolie und müssen sofort abgeklärt werden.

    Lungenembolien werden rasch und sicher im CT (Computertomographie) diagnostiziert, können aber auch mittels Lungenszintigraphie und Herzultraschall unter Einbeziehung von Laborwerten erkannt werden. Behandelt werden sowohl Thrombosen als auch Lungenembolien mit Blutverdünnern, die mindestens drei bis sechs Monate, manchmal auch lebenslang, eingenommen werden müssen.

    Genauso wichtig ist das Tragen von Kompressionsstrümpfen. Dabei sind Kniestrümpfe fast immer ausreichend. Wer die Kompression versäumt, läuft Gefahr, dass sich ein postthrombotisches Syndrom entwickelt. Dieses kann sich durch eine für immer fortbestehende Beinschwellung und schlimmstenfalls durch offene Beine (Geschwüre) äußern und tritt manchmal erst Jahre nach der Thrombose auf. Leiden Lungenemboliepatienten trotz sechs-monatiger Behandlung weiter an Luftnot, müssen weitere Untersuchungen einen chronischen Lungenhochdruck als Folgeerkrankung ausschließen. Grundsätzlich sind Bewegung und ein aktiver Lebensstil erlaubt und erwünscht. In einzelnen Fällen können sowohl Lungenembolien als auch Thrombosen minimalinvasiv mittels Kathetertechnik entfernt werden.

    Das Aktionsbündnis Thrombose bietet auf seiner Homepage wertvolle Hinweise für Patientinnen und Patienten mit einem Online-Risiko-Check.


    Weitere Informationen:
    www.risiko-thrombose.de

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