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    Ein gutes Gehör für mehr Lebensqualität

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    Professor Löhler ist in eigener HNO-Praxis im schleswig-holsteinischen Bad Bramstedt tätig. Seit November 2022 ist er Präsident des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V. 2023 wurde ihm von der Universität zu Lübeck der Titel eines „außerplanmäßigen Professors“ verliehen aufgrund seiner intensiven Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Audiologie und Neurootologie.

    Die Ursache des Hörverlustes muss zunächst immer medizinisch abgeklärt werden.

    Prof. Dr. med. habil. Jan Löhler

    Präsident des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V.

    Foto Lopata/axentis.de

    Schwerhörigkeit entsteht meist schleichend. Viele Menschen gewöhnen sich an den langsam voranschreitenden Hörverlust oder bemerken ihn erst, wenn sie von anderen Personen darauf angesprochen werden. Dies hat zur Folge, dass viel zu viele Menschen mit unerkannter und unbehandelter Schwerhörigkeit leben. Dabei ist gutes Hören wichtig, auch um verschiedenen Folgeerkrankungen vorzubeugen.

    Ein Fernseher, der immer auf voller Lautstärke läuft, häufiges Nachfragen in Gesprächen und der Rückzug aus Unterhaltungen in größeren Gruppen – all das sind Warnzeichen, die auf eine verminderte Hörleistung hindeuten. Rund 20 Prozent der gesamten erwachsenen Bevölkerung leiden an einer relevanten Schwerhörigkeit. Das größte Risiko ist das Alter. Bereits ab 50 Jahren kann das Gehör nachlassen, sodass wir als Berufsverband der HNO-Ärzte allen Menschen ab der Lebensmitte zu einem Hörscreening raten. Dieses sollte unbedingt bei einem HNO-Arzt oder einer HNO-Ärztin durchgeführt werden, da sie die Experten für Ohrenerkrankungen und gutes Hören sind. Als Ärzte können sie weitere Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes erkennen, mitbehandeln oder an andere fachärztliche Kollegen überweisen.

    Neben dem Alter gehört chronische Lärmeinwirkung zu den häufigsten Gründen für Schwerhörigkeit. Personen, die ohne Gehörschutz in lauter Umgebung arbeiten, sind ebenso betroffen wie Menschen, die permanent zu laute Musik über Kopfhörer hören. Auch unbehandelte, teils symptomlose Entzündungen und Tumoren an den Hörnerven können das Hören beeinträchtigen.

    Eine aktuelle Studie (EuroTrak) zeigt, dass mehr als neun Millionen Menschen (elf Prozent) in Deutschland nach eigener Einschätzung mit einer Hörminderung leben. Davon lassen 19 Prozent ihre Hörminderung nicht ärztlich abklären und 29 Prozent lassen sich trotz ärztlicher Empfehlung nicht mit Hörgeräten versorgen – mit fatalen Folgen wie Tinnitus, Stress und Schlafstörungen sowie einem steigenden Risiko für Depressionen oder die Entwicklung einer Demenz.

    Forschungsdaten zufolge ist Schwerhörigkeit vermutlich einer der größten beeinflussbaren Risikofaktoren für den Verlauf einer Demenzerkrankung. Auch soziale Probleme wie Selbstisolation und Ausgrenzung der Betroffenen sind nicht selten. Aufgrund komplexer Veränderungen im Bereich des Gehirns kommt es wahrscheinlich zudem zu einer Störung auf kognitiver Ebene. Die intellektuelle Leistungsfähigkeit sinkt, während das Risiko für eine Depression steigt. Zudem kann auch der Gleichgewichtssinn betroffen sein, sodass das Sturzrisiko zunimmt.

    Mittlerweile gibt es eine riesige Auswahl an modernen Hörgeräten in verschiedenen Preisklassen, die optisch kaum noch auffallen. Sie verfügen über zahlreiche Funktionen, die an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden können.

    Für gesetzlich Versicherte gibt es auch aufzahlungsfreie Hörgeräte, mit denen sich ein Hörverlust gut ausgleichen lässt. Wichtig ist, dass die Hörgeräte rechtzeitig und gut angepasst werden, damit sie am Ende auch im Ohr und nicht in der Schublade landen.

    Wer mit Hörgeräten versorgt ist, gewinnt nicht nur sein gutes Gehör, sondern auch Lebensqualität zurück. Für die erstmalige Versorgung mit einem Hörgerät ist für gesetzlich Versicherte die Untersuchung und Verordnung durch einen HNO-Arzt oder eine HNO-Ärztin zwingend erforderlich. Die Ursache des Hörverlustes muss zunächst immer medizinisch abgeklärt werden. Auch bei einer Wiederversorgung sollten Patienten eine HNO-ärztliche Untersuchung vornehmen lassen, um mögliche Veränderungen des Gehörs zu identifizieren.

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