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    Was an Anpassungen im Job möglich ist – Zufrieden arbeiten trotz Migräne

    Foto: Julia Böhnke

    Meine Rahmenbedingungen sind nur ein klein wenig anders als bei Gesunden, und das verstehe ich unter Inklusion.

    Katrin Böhnke, Chronische Migräne Betroffene

    Katrin Böhnke ist 41 Jahre alt und leidet unter chronischer Migräne. Nach mehreren Jobwechseln hat sie eine Arbeitsstelle gefunden, die an ihre Bedürfnisse angepasst ist, und nicht – wie frühere Jobs – Migräne-Attacken triggert.

    Meine Migräne begann mitten im Studium. Ich musste Diplom-Prüfungen verschieben, da es mit solchen Attacken unmöglich war, sie abzulegen. Hätte ich früher von meiner Krankheit und ihren Auswirkungen gewusst, hätte ich mich schon damals informiert, welcher Bereich migränefreundliche Arbeitsbedingungen aufweist – aber dass es diese Möglichkeiten gibt, habe ich erst im Laufe der Jahre gelernt. Mein Berufsleben begann an Hochschulen und Universitäten. Die Arbeit ließ mir viel Freiheit, ich hatte ein Einzelbüro und meine Migräne war relativ ruhig. Dann wechselte ich den Job, weil ich mich weiterentwickeln wollte. Ich hatte ein höheres Arbeitspensum, Publikumsverkehr, viele Dienstreisen und Termindruck. Meine Migräne wurde so schlimm, dass ich mehrmals in einer Schmerzklinik war. Dort diagnostizierte man chronische Migräne, die eine Änderung der Arbeitsumgebung nötig machte: Dienstreisen nur selten und an meine Tagesroutine angepasst, weniger Termindruck und vor allem Vertretungs-Regelungen.

    Der Klinik-Aufenthalt brachte die Wende

    Mit dem Wissen aus den hilfreichen Vorträgen in der Schmerzklinik suchte ich das Gespräch mit meinem Vorgesetzten – und stieß auf Granit. Kompromisse, alternative Lösungen oder Tauschideen schlug er aus.

    Er hatte Sorge, meine Arbeit würde liegenbleiben. Ein Tag Homeoffice pro Woche war das Höchste der Gefühle. Ich stand mit dem Rücken an der Wand. Geknickt suchte ich mir einen neuen Job; meine Gesundheit war wichtiger. Und ich wusste nun, auf was ich achten musste, damit meine Migräne mich nicht in die Berufsunfähigkeit treibt.

    Nicht ich muss mich nach Kräften anpassen, sondern die Umgebung ermöglicht mir, mitzumachen. Möglich machen dies meine empathische Vorgesetzte, eine Bildschirmbrille und ein höhenverstellbarer Schreibtisch. Dazu habe ich bis zu hundert Prozent Homeoffice, Dienstreisen plane ich eigenverantwortlich und es gibt Vertretungsregelungen. Meine Balance zwischen Leistungsfähigkeit und Selbstfürsorge ist ein Prozess, aber er ist es wert und ich komme immer näher dran.

    MIGRÄNE AM ARBEITSPLATZ

    Migräne ist die häufigste neurologische Erkrankung in Deutschland. Sie betrifft etwa 18 Millionen Menschen, die meisten im erwerbsfähigen Alter. Damit hat Migräne massive Auswirkungen auf die Volkswirtschaft. So fallen jedes Jahr rund 547 Millionen Stunden bezahlter Arbeit durch die Krankheit aus.

    Was können Betroffene und Arbeitgebende tun, um den Arbeitsplatz migränefreundlich zu gestalten?
    Welche Hilfen können Betroffene rund um das Thema Krankschreibung, Behinderung und Rente in Anspruch nehmen?
    Darüber informiert die Selbsthilfe-Organisation MigräneLiga e.V. Deutschland auf ihrer neuen Webseite
    www.migraene-am-arbeitsplatz.de

    Außerdem bietet sie Betroffenen in Selbsthilfegruppen, mit Infomaterial und Veranstaltungen praktische Hilfe.

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