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    Der Kampf der Zellen: Den Krebs verdrängen mit Zell- und Gentherapien

    FOTO: SHUTTERSTOCK/KTSDESIGN

    Krebszellen sind schwer zu bekämpfen, weil sie sich mit vielen perfiden Tricks vor dem Immunsystem verstecken können. Mit einer Art „Tarnkappe“ machen sie sich für die Abwehrkräfte unsichtbar. Doch die Krebstherapie wird immer präziser: Die CAR-T-Zell-Therapie vereint eine Immun-, Gen- und Zelltherapie und zählt damit zu einer der innovativsten Gruppen von Arzneimitteln – den sogenannten ATMP (“Advanced Therapy Medicinal Products“).

    Dr. Pablo Serrano

    Mitglied der Geschäftsführung,
    Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI)

    Bei einer CAR-T-Zell-Therapie wird das Immunsystem in die Lage versetzt, Krebszellen Einhalt zu gebieten. Forscherinnen und Forscher verändern im Labor bestimmte Zellen genetisch so, dass sie gezielt Krebszellen bekämpfen können. „Gutartigen Abwehrzellen wird dafür ein Gen oder Genschnipsel in das Erbgut eingebaut. Die vom Patienten entnommenen T-Zellen des Immunsystems werden mit einem chimären Antigenrezeptor (CAR) versehen – einer Art Antenne, die die Krebszellen erkennen und dann zerstören kann“, erklärt Dr. Pablo Serrano, Geschäftsfeldleiter Innovation & Forschung / Biotechnologie beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e. V. (BPI).

    Bislang kommen CAR-T-Zell-Therapien vor allem bei schwerwiegenden und therapieresistenten Krebserkrankungen des Blut- und Lymphsystems (Leukämien, Lymphome) sowie Knochenmarks (Myelome) zum Einsatz. Im Jahr 2018 wurde die erste CAR-T-Zell-Therapie in Deutschland zugelassen. Inzwischen wurden insgesamt sechs dieser neuartigen Therapien auf den Markt gebracht. 2022 erhielt eine CAR-T-Zell-Therapie gegen ein multiples Myelom die Zulassung. Bei Patientinnen und Patienten, bei denen mehrfach Behandlungen nicht ansprachen, zeigte sich: Eine einzelne Infusion konnte bei knapp 70 Prozent der Betroffenen die Tumorzellen vollständig eliminieren. Nach eineinhalb Jahren waren die Anzeichen von Krebs weiterhin verschwunden. „Bisherige Daten zeigen, dass bei etwa der Hälfte der Patientinnen und Patienten, die als unheilbar geltenden Krebserkrankungen, zumindest für die bislang untersuchten Zeiträume, vollständig zurückgedrängt wurden“, sagt Serrano.

    „Auf der Suche nach innovativen Therapien investieren pharmazeutische Unternehmen, für die im Schnitt zehn bis zwölf Jahre dauernde Forschungs- und Entwicklungsphase neuer Arzneimittel, eineinhalb bis zwei Milliarden Euro“, erklärt Serrano weiter. Eine große Herausforderung ist der Kostenfaktor bei Gentherapien. Sie sind oftmals als Einmaltherapie ausgelegt und dadurch entsprechend hochpreisig. Gleichzeitig richten sie sich an nur sehr wenige Patientinnen und Patienten. „Um diesem Konflikt beizukommen, sollte über neue Erstattungswege offen diskutiert werden. Bei „Pay-for-Performance- Modellen“ könnten beispielsweise Krankenkassen den Preis dann vollständig erstatten, wenn die Therapie auf längere Sicht ausreichend wirksam ist“, erklärt Serrano.

    Es geht vor allem darum, Betroffenen ihre Gesundheit und ihr Leben zurückgeben.

    Es geht schließlich vor allem darum: Betroffenen ihre Gesundheit und ihr Leben zurückgeben. Forscherinnen und Forscher arbeiten weltweit mit Hochdruck daran, diese neuartige Therapie auch bei anderen Krebsarten, wie zum Beispiel bei Bauchspeicheldrüsen-, Darm-, Hoden-, Lungenkrebs oder bestimmten Hirntumoren, einzusetzen.

    Weitere Informationen zum Thema Arzneimittel für neuartige Therapieansätze (ATMP) finden Sie im BPI-Themendienst ATMP auf bpi.de

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