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    Sich wieder ins Leben zurückkämpfen: Aufgeben war für Gerhard K. nach dem Schlaganfall nie eine Option

    Sehr geehrter Herr K., herzlichen Dank, dass Sie sich zu diesem Gespräch bereit erklärt haben. Sie haben vor einigen Jahren einen Schlaganfall erlitten. Seitdem hat sich in Ihrem Leben sehr viel verändert. Wann ist das passiert?

    Gerhard K. [Foto: Privat]

    Im März vor drei Jahren ereilte mich ein Schlaganfall. Ich brach in der Dusche zusammen. Grund war eine verengte Halsschlagader. Hinzu kam ein Aneurysma im Kopf. Aber ich hatte Glück im Unglück: Meine Frau hatte den Lärm gehört und war sofort herbeigeeilt. Schon zehn Minuten später war ein Notarzt bei mir. Keine Stunde später war ich bereits in der Spezialklinik in Fulda. Dort gibt es eine „Überregionale Stroke Unit“. Das hat mir nicht nur das Leben gerettet, sondern mir auch die Möglichkeit gelassen, mich heute überhaupt noch eigenständig bewegen zu können.

    Welche Einschränkungen hatten sie unmittelbar nach dem Schlaganfall?

    Ich konnte nur schwer schlucken. Meine Sprache war weg. Und das linke Bein und den linken Arm konnte ich anfangs überhaupt nicht bewegen. Nachdem die Operation überstanden war, kam ich in die Reha. Es war keine sonderlich schöne Erfahrung. Nach drei Monaten durfte ich endlich nach Hause.

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    Wie ging es dann weiter?

    Ich habe das große Glück, dass ich eine Frau an meiner Seite habe, die mir jeden Tag hilft. Und das sieben Tage die Woche. Wäre sie nicht hier, sowie mein Sohn, der auch in unserem Haus lebt, wäre ich ein Fall fürs Pflegeheim.

    Sie haben ihre Sprache zurückgewonnen und auch wieder etwas Beweglichkeit in Arm und Bein. Wie kam es dazu?

    Zunächst das Wichtigste: Ich habe nie aufgegeben. Sondern ich habe trainiert, trainiert, trainiert und tue das auch heute noch jeden Tag.

    Würde ich es nicht tun, würde ich die Beweglichkeit, die ich gewonnen habe, wieder verlieren. Anfangs habe ich mit einer Krücke und einer Orthese erste Schritte laufen können.

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    Gibt es weitere Hilfsmittel, die Ihnen heute mehr Selbstständigkeit zurückgeben?

    Ja. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit einem Gerät gemacht, dass mit dem System der Funktionellen Elektrostimulation arbeitet. Meine Nerven und Muskeln im Bein sind ja noch intakt. Sie können nur nicht mehr vom Gehirn direkt gesteuert werden. Deshalb leide ich unter einer so genannten Fußheberschwäche. Das schränkt das Gehen natürlich sehr ein. Das sogenannte FES-Gerät wird an der Wade angelegt. Es erkennt die Bewegung des Beines und sendet im richtigen Moment einen Stromimpuls an den Wadenbeinnerv. Wird er stimuliert, löst er die Bewegung des Fußhebens aus. Damit kann ich nun deutlich besser gehen. Auch trainiere ich jeden Tag mit einem Bein- und Armtrainer, um meine Muskeln weiter zu stärken.

    Welche Fähigkeiten des Alltags haben Sie sich zurückerobert?

    Ich fahre sehr gern Fahrrad und habe nun ein Dreirad, mit dem ich zumindest in unserer Stichstraße wieder radeln kann. Außerdem kann und darf ich wieder Auto fahren. Bei alldem benötige ich nach wie vor Hilfe, aber es ist immerhin wieder möglich.

    Und Ihre Ziele und Wünsche?

    Mein nächstes Ziel ist, mit meiner Frau bald einen Nordsee-Urlaub machen zu können. Meine Wünsche? Auch das ist einfach formuliert: Ich wünsche mir, dass meine Krankenkasse die Kosten für eine myoelektrische Orthese für den Arm übernimmt. Mit solch einem „Roboterarm“ könnte ich endlich auch einmal wieder für meine Frau kochen.

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