Home » Zukunft Pflege » Palliativpflege – Das Leben(-sende) würdevoll pflegerisch gestalten.
  • Zukunft Pflege

    Palliativpflege – Das Leben(-sende) würdevoll pflegerisch gestalten.

    Foto: shutterstock_1960790551

    Das Grundanliegen der Palliativpflege ist die Verbesserung bzw. der Erhalt der Lebensqualität von Menschen mit einer lebenslimitierenden Erkrankung und deren Zugehörigen. Die Palliativpflege ist Teil einer patient:innenorientierten, ganzheitlichen, interprofessionellen und interdisziplinären Versorgung, die weder auf eine Diagnose noch auf ein Versorgungssetting beschränkt ist.

    Steven Kranz M.Sc.

    Stellvertretender Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin

    FOTO: IKLICK FOTOSTUDIO

    Der Umgang mit Todeswünschen und Anfragen zur Suizidassistenz ist herrausfordernd, ihnen muss mit Professionalität und Mitgefühl begegnet werden.

    Gleichwohl die Begleitung in der Sterbephase genuine Aufgabe der Palliativpflege ist, ist sie nicht darauf beschränkt und sollte frühzeitig im Krankheitsverlauf integriert werden. Palliativpflege bedeutet Vorbeugung und Linderung von Leiden durch frühzeitige Identifikation, Beurteilung sowie professionelle Begleitung. Ziel ist es, Menschen ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben bis zum Tod zu ermöglichen.

    Die Palliativpflege kann allgemein oder spezialisiert im ambulanten und stationären Bereich stattfinden. Allgemeine Palliativpflege umfasst die Begleitung von Menschen mit niedriger Behandlungskomplexität und sollte von Pflegekräften aller Bereiche erbracht werden. Die Grundlagen müssen daher bekannt und in der Grundausbildung verankert sein. Behandlungssituationen mit hoher Komplexität erfordern spezialisierte Versorgungsstrukturen (z.B. Palliativstation, Palliativdienst, SAPV) und weiterführende Qualifikationen, um den besonderen Anforderungen nachkommen zu können.

    Das Tätigkeitsfeld verlangt in hohem Maß Fach- und persönliche Kompetenzen. Neben (evidenz- und erfahrungsbasiertem) Wissen und Fertigkeiten müssen kommunikative Fähigkeiten sowie Selbst- und Sozialkompetenz ausgebildet werden. Pflegerische Interventionen bei Schmerzen, Mundtrockenheit, Ernährung, Atemnot, Wunden, Übelkeit, Trauer, aber auch die Angehörigenbegleitung und Auseinandersetzung mit ethischen Fragestellungen sind von besonderer Bedeutung in der Palliativpflege, die auch Prävention, Beratung, Edukation und Koordination umfasst.

    Die Begleitung von Menschen in existenziellen bedrohlichen Situationen, die Konfrontation mit Tod, Trauer und Sterblichkeit kennzeichnen das Tätigkeitsfeld ebenso wie die Arbeit in einem interprofessionellen Team. Dies kann auch zu Belastungssituationen führen und bedarf struktureller Unterstützung, wie Supervision oder ethische Fallbesprechungen, um Widerstandsfähigkeit, Selbstkompetenz und Selbstwirksamkeit, aber auch individuelle Bewältigungsstrategien zu fördern.

    Die öffentliche Diskussion zur Sterbehilfe führt derzeit dazu, dass sich Palliativpflegende vermehrt mit Anfragen nach Suizidassistenz konfrontiert sehen.

    In Deutschland ist die Tötung auf Verlangen eine Straftat, die Hilfe beim Suizid nicht. Derzeit steht in der politischen Diskussion, ob und wie die Ausgestaltung dieser Hilfe geregelt werden soll. In den Bundestag eingebrachte Gesetzesentwürfe sind im Sommer 2023 gescheitert, so dass diese Fragen derzeit offen sind.

    Der Umgang mit Todeswünschen und Anfragen zur Suizidassistenz ist herausfordernd, ihnen muss mit Professionalität und Mitgefühl begegnet werden, gleichsam tangieren sie eigene Wertevorstellungen. Palliativpflegende müssen im Umgang mit diesen Themen (institutionell) unterstützt werden, aber auch eine eigene Haltung dazu entwickeln. Hilfestellung dabei könnten die „Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin zum Umgang mit dem Wunsch nach Suizidassistenz“ sein. Häufig entstehen Wünsche nach einem assistierten Suizid aufgrund von Ängsten vor ungewollten Therapien, unnötigem Leid, Schmerzen und dem Verlust der Selbstbestimmung. Mit Palliativpflege kann solchen Ängsten begegnet werden.

    Mehr Informationen finden Sie unter:

    Nächster Artikel