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    Neuheiten in der Behandlung des Harnblasenkarzinoms

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    Die Immuntherapie markiert einen bedeutenden Schritt nach vorne in der Behandlung des Harnblasenkrebses.

    Prof. Dr. Maximilian Kriegmair beleuchtet im Interview neue, vielversprechende Entwicklungen in der Behandlung des Harnblasenkarzinoms.

    Prof. Dr. Maximilian Kriegmair

    Chefarzt der Urologischen Klinik München-Planegg

    Foto: Urologischen Klinik München-Planegg

    Wie häufig tritt Harnblasenkrebs in Deutschland auf?

    Der Harnblasenkrebs ist in Deutschland mit etwa 20.000 Neuerkrankungen pro Jahr vergleichsweise häufig. Bei Männern rangiert er als die vierthäufigste Tumorerkrankung, nach Prostata, Lunge und Darm, während er bei Frauen die neunthäufigste Erkrankung darstellt.

    Was sind die Risikofaktoren?

    Das männliche Geschlecht und vor allem ältere Menschen haben ein höheres Risiko, an Blasenkrebs zu erkranken. Zusätzliche Risikofaktoren sind Rauchen und der Kontakt mit bestimmten Chemikalien, die die Entstehung des Tumors begünstigen können.

    Welche Fortschritte hat die Medizin in der Behandlung von Blasenkrebs zu verzeichnen?

    Signifikante Fortschritte wurden in verschiedenen Bereichen der Behandlung erzielt, zum Beispiel in der chirurgischen Entfernung von Harnblasenkrebs: Endoskopische Eingriffe und fortschrittliche Bildgebungsmodalitäten ermöglichen die Tumorentfernung oft bereits in frühen Stadien. Die minimal-invasive robotische Chirurgie trägt auch beim Harnblasenkrebs dazu bei, dass Patienten dank schonender Behandlung und reduziertem Blutverlust schneller in den Alltag und sogar das Arbeitsleben zurückkehren können.

    Besonders erfreulich sind die erheblichen Fortschritte in der medikamentösen Behandlung. Früher mit einer schlechten Prognose und einer Überlebenszeit von weniger als einem Jahr konfrontiert, hat die Kombination von Immuntherapie und zielgerichteter Antikörpertherapie die Prognose des Harnblasenkrebs erheblich verbessert. Auf Basis der neusten Studienergebnisse können Patienten eine Überlebenszeit von drei Jahren oder länger erwarten, und die Immuntherapie markiert dabei einen bedeutenden Schritt nach vorne in der Behandlung des Harnblasenkrebses.

    Was sind die aktuellen Therapieoptionen?

    In frühen Stadien beinhaltet die Therapie die endoskopische Entfernung des Tumors, gefolgt von einer Blasenspülung mittels Chemo- oder Immuntherapie, um das hohe Rückfallrisiko zu minimieren. Wenn der Tumor bereits in den Blasmuskel eingewachsen ist, wird oft eine radikale Therapie empfohlen, auch um potenziellen Metastasen vorzubeugen. Diese umfasst die Entfernung der Blase (Zystektomie) mit dem Einsatz einer Ersatzblase aus einem Stück Darm des Patienten. Flankiert wird die Zystektomie heutzutage in der Regel durch eine Chemo- und Immuntherapie. Für kleinere Tumore, die endoskopisch nahezu komplett entfernt werden können, kann eine Kombination aus Bestrahlung und Chemotherapie, bekannt als Trimodale Therapie, in Betracht gezogen werden – sofern die Blase noch gut funktioniert. Wenn der Tumor metastasiert ist und das Wachstum nur noch durch Immun- und Chemotherapie verlangsamt werden kann, sind diese die Hauptbehandlungsoptionen.

    Wie sieht die Zukunft der Behandlung aus?

    Ein vielversprechendes Forschungsfeld eröffnet sich in der Medizin für Patienten mit muskelinvasiven, jedoch nicht metastasierten Tumoren, die besonders gut auf die Chemotherapie vor Zystektomie ansprechen.

    Erste Studien deuten darauf hin, dass durch den Einsatz von Immuntherapie eine dauerhafte Kontrolle der Erkrankung möglich ist, ohne dass die Blase entfernt werden muss. Hier müssen wir jedoch noch Evidenz schaffen. Ziel ist jedenfalls eine weniger radikale Therapie und der Erhalt der Harnblase bei einem Teil der Patienten. Für Patienten mit Harnblasenkrebs in früheren Stadien, bei denen trotz Immun- und Chemospülungen erneut Tumore auftreten, stehen alternative Optionen wie die Thermochemotherapie, die Immuntherapie oder sogar eine DNA-Therapie in den Startlöchern. Diese Methode ermöglicht eine präzisere Kontrolle oberflächlicher Tumore, ohne gleich die Entfernung der Blase in Erwägung ziehen zu müssen.

    Die Urologische Stiftung Gesundheit wurde von der Fachgesellschaft für Urologie gegründet und engagiert sich mit vielfältigen und sinnvollen Aufklärungskampagnen. Ihr Ziel ist es, alle Informationen zu urologischen Erkrankungen zu bündeln und den Patienten sinnvolle und passgenaue Hilfsangebote zur Verfügung zu stellen.

    Weitere Informationen unter:
    www.urologische-stiftung-gesundheit.de

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