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Ein Gespräch mit Walter Röhrer, Associate Director Market Access Biosimilars bei Biogen, über aktuelle Erfolge und weitere Herausforderungen vonBiosimilars im deutschen Gesundheitssystem sowie Vorteile für Patienten und Ärzte im Praxisalltag.

Im Jahr 2018 hat sich der Anteil von Biosimilars bei der Versorgung von Patienten verdoppelt. Werden die Medikamente in Deutschland gut angenommen?

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Walter Röhrer

Associate Director Market Access Biosimilars bei Biogen

Es gibt eine sehr positive Entwicklung. In den vergangenen Jahren fand viel Aufklärungsarbeit durch Unternehmen, Krankenkassen und kassenärztliche Vereinigungen statt. Mehr Ärzte, aber auch Patienten sind immer besser informiert und kennen die Vorteile. Sie haben mehr Vertrauen in die Biosimilar-Therapie, auch durch eigene Praxiserfahrung. Es existieren jedoch interessanterweise noch regionale Unterschiede. In den östlichen Bundesländern gibt es noch Zurückhaltung. Ich vermute dort ein Informationsdefizit.

Wie hat sich die Versorgung seit Ablauf erster Patente verbessert?

Vor mehr als zehn Jahren und zu Beginn gab es verständlicherweise noch viel Unwissenheit und wenig Erfahrung mit Biosimilars. Inzwischen wissen aber die Ärzte, dass die Biosimilars gleichwertig zum Originalprodukt sind. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA prüft im Rahmen eines Zulassungsverfahrens seit 2006 jedes Biosimilar wissenschaftlich aufs Sorgfältigste, bevor es auf den Markt kommt. Es muss wie das Originalprodukt nach denselben Kriterien in Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit überzeugen. Das belegt wie eine Art Gütesiegel, dass der Arzt das Biosimilar als vollwertige Alternative bei denselben Erkrankungen einsetzen kann.


Wie erklären Sie dem Laien die Vorteile für den jeweiligen Patienten, aber am Ende auch für das gesamte Versorgungs- und Gesundheitssystem?

Für viele neue Arzneimittel fallen heute hohe Therapiekosten an. Im schlimmsten Fall verschreiben Ärzte die Medikamente deshalb nur zurückhaltend. Gleichzeitig wollen wir aber, dass eine künf-tige Arzneimittelversorgung langfristig finanzierbar bleibt. Hier kommen Biosimilars ins Spiel. Sie sind in Deutschland deutlich preiswerter als die Erstanbieterpräparate, durchschnittlich bis zu 25 Prozent. Ärzte können damit ihr Therapiespektrum erweitern. Patienten haben wegen sinkender Behandlungskosten einen schnelleren und besseren Zugang zu modernen Therapien. Und das nicht nur im Bereich der Biosimilars. Die Einsparungen greifen für das gesamte deutsche Gesundheitssystem. Davon profitieren alle Krankenversicherten. Teilweise haben einige Biosimilars auch klare Vorteile in der ganz praktischen Handhabung gegenüber den Originalpräparaten, weil sie sich zum Beispiel leichter injizieren lassen.

Wie sehen Sie hier die Rolle der Arzt- Patienten-Beziehung?

Ihre Beziehung und ihr gegenseitiges Vertrauen sind zentral. Der Arzt trifft am Ende die Verordnungsentscheidung. Er sollte selbst gut zu diesem Thema informiert sein. Da helfen wir als Unternehmen. Aber auch die unterschiedlichen Verbände oder die EMA informieren umfassend, zum Beispiel zu Zulassungsverfahren. Danach sollte der Arzt sich mit dem Patienten zusammensetzen und erklären, warum die Neueinstellung mit einem Biosimilar oder die Umstellung vom Referenzprodukt absolut Sinn ergibt. Für einige Medikamente stellen wir auch Pens zu Demonstrationszwecken zur Verfügung. Mit ihnen können beide die Anwendung gemeinsam trainieren.

Wie sollten sich Patienten Ihrer Meinung nach verhalten, wenn es für sie um einen Austausch geht?

Patienten können sich selbst umfassend informieren. Die Krankenkassen haben das Thema Biosimilars schon länger auf der Agenda. Die EMA publiziert Informationsbroschüren zum Thema, speziell für Patienten in verschiedenen Sprachen. Bei jeder Einnahme eines Medikaments hat der Patient eine Eigenverantwortung. Er sollte mit seinem Arzt generell über Vorteile und Risiken von Arzneimitteln sprechen, bevor sie gemeinsam eine Entscheidung zur Therapie treffen. Am Ende sollte der Patient mit einem guten Gefühl aus der Praxis gehen und wissen, dass die Therapie mit einem Biosimilar sinnvoll ist.

Nun wurde gerade erst das neue Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) von Gesundheitsminister Jens Spahn verabschiedet, das die Beziehung zwischen Arzt und Patienten erheblich ins Wanken bringt. Welche Rolle spielt es in Bezug auf Biosimilars?

Im Gesetz sind gute Ansätze, wie zum Beispiel Zielvereinbarungen, mit denen die kassenärztlichen Vereinigungen die Ärzte zum Verschreiben von Biosimilars anspornen. Falsch ist aus unserer Sicht die festgeschriebene Substitution von Biosimilars durch den Apotheker bis 2022. Bei einer Substitution ersetzt der Apotheker das vom Arzt ausgewählte Medikament durch eines, das den gleichen Wirkstoff hat, aber günstiger ist. In manchen Fällen, wenn ein Rabattvertrag zwischen einem Hersteller und einer Krankenkasse vorliegt, muss er sogar vorrangig bestimmte Arzneimittel aushändigen. Dieses Prinzip hat schon bei Generika nicht funktioniert. Dort kam es zu einem starken Preiskampf, der dazu führte, dass die Zahl der Anbieter genauso wie die Versorgungssicherheit sank.

Noch viel wichtiger ist aber, dass Biosimilars überhaupt nicht mit Generika vergleichbar sind. Entwicklung und Produktion sind deutlich schwieriger, teurer und zeit-intensiver. Außerdem sollte final immer der Arzt über die Medikamentenverordnung entscheiden. Er erfährt aber bei einem Austausch in der Apotheke gar nicht, welches Medikament sein Patient erhalten hat. Es gibt an dieser Schnittstelle in unserem System keinen Informationsaustausch. Das hat womöglich negative Folgen für die Therapie. Die gute Nachricht für alle Patienten ist, dass der Passus für die Substitution erst in drei Jahren in Kraft tritt. Wir hoffen, dass die Regierung bis dahin das Gesetz überdenkt.

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