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    Medizin-Apps in Deutschland: Ja was denn nun?

    Foto: KittyVector via Shutterstock

    Apps für Patienten haben schon ihren Weg in die Prime-Time-TV-Spots gefunden, aber auch schon in die Praxis Ihres Arztes? Seit über zehn Jahren können unsere Nachbarn in Dänemark per Browser und App auf ihre Patientenakte ihres Arztes zugreifen, und im Schnitt macht dies auch jeder dritte Däne einmal pro Monat. Wie genau sieht also der Markt für digitale Medizinlösungen, Therapie-Apps, Online-Arztsprechstunden in Deutschland aus?

    Dr. Alexander Schachinger

    Geschäftsführer EPatient Analytics GmbH

    Digitale Hausaufgaben des Gesundheitssystems

    Und trotzdem hat der Markt und die Einbindung von Therapie-Apps in die medizinische Versorgung in Deutschland noch immense Hürden. Denn auch wenn auf geringem Niveau im Vergleich zu Gesamtbevölkerung die Nutzerzahlen steigen, so erreichen diese Lösungen noch weit nicht die breite Masse von beispielsweise chronisch kranken Patienten. In der Regel suchen und finden die Nutzer eine für sie stimmige App noch über die eigene Online-Suche. Nicht jeder kann und tut dies, insbesondere ältere Patienten nicht. Die Forschung weltweit zeigt, dass gerade diese bedürftigeren Patienten am besten mit Therapie-Apps erreicht und versorgt werden können, wenn sie direkt im Gespräch beim Arzt oder Apotheker vor Ort integriert werden. Darüber hinaus wird es wohl noch Jahre dauern, bis Bürger und Patienten per Browser oder App ihre Patientenakte von ihrem Arzt oder ihrer Klinik einsehen können. In Dänemark ist dies schon seit zehn Jahren Realität. Zum Vergleich: Onlinebanking hat in Deutschland circa anderthalb Jahrzehnte gebraucht, um eine 50-Prozent-Verbreitung in der Bevölkerung zu erreichen. Und gefühlt erscheinen Therapie-Apps als Randbegleitung der ärztlichen Behandlung ohne eine sinnvolle Datenvernetzung mit der eigenen Patientenakte und dem behandelnden Arzt wie Netflix ohne Filme.

    Die Schwierigkeiten der Digitalisierung der Medizin in Deutschland sind vielfältig: Die Sektorentrennung von klinischer und ambulanter Behandlung, die vielen sich oft gegenseitig behindernden Akteure des Gesundheitssystems und der Selbstverwaltung, die für sich oft alleine agierenden niedergelassenen Apotheker und Ärzte sind hier nur die bekanntesten Gründe. Die Therapie-App für chronische Schmerzpatienten hat es beispielsweise in der Schweiz schon in das Apothekenregal geschafft, da es in der Schweiz verbunds- oder genossenschaftsähnliche Apothekengruppen gibt und gemeinsame Maßnahmen so deutlich einfacher sind. Dem Dreieck Therapie-App, Patient und deutsches Gesundheitssystem stehen vermutlich noch viele ziemlich zähe Entwicklungsjahre bevor.

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