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    Schlaganfall durch Vorhofflimmern 

    FOTO: TANYA JOY / SHUTTERSTOCK

    Beim Auftreten eines Schlaganfalls werden Teile des Gehirns nicht mehr richtig durchblutet. Ursache dafür ist eine Gefäßverstopfung durch ein Blutgerinnsel (sog. ischämischer Schlaganfall) oder eine Einblutung durch das Platzen eines Gefäßes (sog. hämorrhagischer Schlaganfall).

    Dr. med. Jana Boer

    Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie, Stv. Bundesvorsitzende BNK (Bundesverband Niedergelassener Kardiologen e. V.)

    Durch das verstopfte Gefäß oder die Einblutung kommt es zum Ausfall der betroffenen Hirnareale, was zu Lähmungen, Sprach- oder Sehverlust, aber auch zum Tod führen kann. 2,5 Prozent der erwachsenen Menschen in Deutschland hatten bereits einen Schlaganfall und jährlich sind 117 Frauen und 127 Männer pro 100.000 Einwohner betroffen. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehört neben Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes mellitus, Übergewicht und Fettstoffwechselstörung die häufigste Rhythmusstörung, das Vorhofflimmern.

    Der ischämische Schlaganfall ist mit 80 Prozent der Fälle die häufigste Schlaganfallursache. Die Symptome eines Schlaganfalles sind oft akute starke Kopfschmerzen, Schwindel, Sprach- oder Sehstörungen sowie Taubheits- und Lähmungsgefühl in einer Körperhälfte. Oft kündigt sich der Schlaganfall mit ähnlichen Symptomen bereits Tage vorher an.

    Risikofaktor Vorhofflimmern

    Mit 20 bis 30 Prozent aller ischämischen Schlaganfälle stellt das Vorhofflimmern eine häufige Ursache für einen ischämischen Schlaganfall dar. Bei dieser Herzrhythmusstörung breiten sich die Herzströme nicht mehr koordiniert
    in den Herzvorhöfen aus, sondern als Wellen. Dadurch schlägt das Herz unrhythmisch und schnell. Das Blut in den Herzvorhöfen wird nicht mehr komplett ausgeworfen und es bilden sich Wirbel, welche wiederum zum Verklumpen von Blutbestandteilen, sogenannten Gerinnseln, führen. Beim Wechsel in den normalen Rhythmus (Sinusrhythmus) oder bei körperlichen Anstrengungen werden diese in den Körperkreislauf geschwemmt und verstopfen Blutgefäße.

    Bestimmte Herzerkrankungen, wie Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz), Verengungen der Herzkranzgefäße, Herzklappenerkrankungen oder eine Herzmuskelentzündung, begünstigen das Auftreten von Vorhofflimmern. Auch der Genuss von Alkohol erhöht das Vorhofflimmerrisiko, so zeigten Daten einer Metaanalyse, dass bereits zwölf Gramm Alkohol pro Woche das Schlaganfallrisiko verdoppeln.

    Vorhofflimmern kann anfallartig für mehrere Minuten bis Stunden oder dauerhaft auftreten. Die Betroffenen bemerken dabei plötzlich einsetzendes Herzholpern oder -rasen, Schwindel, Atemnot oder Schweißausbrüche.

    Häufig unbemerkt

    Oft wird das Vorhofflimmern bei kurzer Dauer gar nicht bemerkt und erst im Rahmen der Ursachensuche für einen erlittenen Schlaganfall entdeckt. Die Herzrhythmusstörung fällt dann zufällig beim Pulsfühlen oder Schreiben eines EKG (Elektrokardiogramm) auf.

    Eine möglichst frühzeitige Diagnostik kann also Schlaganfälle durch frühzeitige Therapieeinleitung verhindern. Etabliert hat sich aufgrund neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse die Aufzeichnung eines kontinuierlichen EKG über drei bis sieben Tage. Aber auch moderne Wearables wie zum Beispiel Smartphones und Smartuhren mit EKG-Tracking können bisher unentdecktes Vorhofflimmern anzeigen. Bei sehr seltenen Vorhofflimmerepisoden kann ein sogenannter Loop-Recorder dauerhaft für ca. zwei bis drei Jahre unter der Haut implantiert werden. Patienten mit entdecktem Vorhofflimmern müssen einer Risikobewertung für das Auftreten eines Schlaganfalles unterzogen werden. Dabei empfiehlt die Fachgesellschaft den sogenannten CHA2DS2-VASC-Score.

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