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    Behandlung & Therapie bei Autoimmunerkrankungen

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    Autoimmunerkrankungen stellen nach wie vor eine der größten Herausforderungen der Menschheit dar.

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    Prof. Dr. med. Bimba Hoyer

    Lehrstuhl und Leitung Rheumatologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

    Auf der einen Seite wird die Forschung immer besser, was das Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen angeht, auf der anderen Seite steigt gerade in den Industrieländern die Anzahl von Patienten mit Autoimmunerkrankungen immer weiter an.

    Sie sind nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Tumorerkrankungen die häufigste Erkrankungsgruppe. Weltweit sind derzeit circa fünf bis acht Prozent der Bevölkerung von ungefähr 80 bis 100 verschiedenen Autoimmunerkrankungen betroffen.

    Auch wenn die Forschung immer besser wird, so haben wir doch vieles weiterhin nicht verstanden, sodass bei der Mehrheit der Autoimmunerkrankungen eine Heilung nicht möglich ist.

    Grundlage und gemeinsamer Mechanismus bei allen Erkrankungen ist die Tatsache, dass das Immunsystem Strukturen des eigenen Körpers als fremd erkennt und insofern bekämpft, mit allen Immunreaktionen, die wir von der Bekämpfung von Infektionen kennen.

    Entsprechend richten sich die vorhandenen Therapieansätze gegen das Immunsystem. In den Anfängen der Therapie resultierte daraus eine unspezifische Unterdrückung des Immunsystems. Das heißt, das Immunsystem wird in seiner Gesamtheit unterdrückt und kann sich dann auch nur noch unzureichend gegen Infektionen wehren.

    Nach Absetzen der Medikamente kommt es zu erneuten Krankheitssymptomen.

    Auch Zweige des Immunsystems, die bei der jeweiligen Erkrankung möglicherweise keine Rolle spielen, werden unnötig unterdrückt. Heute haben wir deutlich besser verstanden, dass nicht bei allen Autoimmunerkrankungen die gleichen Zellen des Immunsystems involviert sind. So wissen wir zum Beispiel, dass bei Asthma eher die T-Zellen – eine bestimmte Untergruppe der Leukozyten (weißen Blutkörperchen) – eine Rolle spielen, bei der rheumatoiden Arthritis hingegen, dem klassischen Gelenkrheuma, eher die B-Zellen (eine andere Untergruppe).

    Entsprechend macht es Sinn, bei den Erkrankungen jeweils gezielt die eine oder die andere Gruppe anzugehen. Auch wissen wir mehr über die Botenstoffe, die in den frühen Phasen einer Entzündungsreaktion wichtig sind, und können so die Reaktion bereits unterdrücken, bevor es zu einer echten Entzündung kommt, die fast immer zu bleibenden Schäden an den betroffenen Organen/Strukturen führt. So greifen zum Beispiel die sogenannten Biologika, die wir in der Therapie einsetzen, bereits an diesen Entzündungsbotenstoffen an (beispielsweise gegen Tumornekrosefaktor alpha).

    Leider sind aber auch in diesem Bereich große Überschneidungen zur Infektabwehr, sodass die Patienten weiterhin mit einer größeren Anfälligkeit für Infekte leben müssen. Zudem ist es bei fast allen Erkrankungen so, dass wir die zugrunde liegende Störung im Immunsystem mit unseren Therapien nicht beheben können.

    Eine Heilung ist somit weiterhin meist nicht möglich. Alle eingesetzten Therapien, egal wie genau sie auf die zuständigen Zellen abzielen, haben nur eine vorübergehende Wirkung. Nach Absetzen der Medikamente kommt es zu erneuten Krankheitssymptomen. Einzelne Therapieansätze zielen auf ein „Zurücksetzen“ des Immunsystems ab. Dadurch wäre es wieder in einem Zustand wie vor der Erkrankung. Aktuell sind dies jedoch extrem aggressive und gefährliche Therapien.

    Ansätze, bei denen der Körper wieder lernen soll, auf körpereigene Eiweiße nicht mit einer Entzündung zu reagieren, gestalten sich ebenfalls relativ schwierig. Insofern sind der aktuelle Stand Versuche, mit sehr gezielten Medikamenten oder Kombinationen von Wirkstoffen möglichst gezielte Untergruppen des Immunsystems auszuschalten.

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