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    Medizinische Cannabissorten und ihre Wirkung auf den Körper

    Cannabis findet seinen Weg zurück in die Medizin! (Foto von Cannafornia von Pexels)

    Cannabis aus der Apotheke

    Seit März 2017 darf Cannabis in bestimmten Situationen auf Rezept verschrieben werden. Das löste einen Boom aus und immer wieder kommt es zu Engpässen bei der Versorgung der Apotheken. Wegen des Cannabisverbotes ist es in Deutschland bisher noch nicht gelungen, eine ausreichende Infrastruktur aufzubauen, um allen Patienten medizinisches Cannabis in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen. Und so müssen die Pflanzen aus Kanada, Portugal oder den Niederlanden für viel Geld importiert werden.

    Jetzt allerdings kommt Bewegung in die Angelegenheit. Nach einer gewonnenen Ausschreibung im Jahre 2019 dürfen drei ausgewählte Firmen offiziell und unter staatlicher Aufsicht Medizinalhanf in Deutschland anbauen. Die erste Ernte wird im Frühjahr 2021 erwartet. Grund genug, das Thema näher zu betrachten.

    Große Anzahl an gezüchteten Cannabissorten

    Sie heißen Super Silver Haze, Durban Poison, Peace Naturals oder Bakerstreet und werden von verschiedenen Herstellern mit unterschiedlichen Wirkungsweisen angeboten.  Für den medizinischen Bereich ist aber vor allem der Anteil der beiden wichtigsten Cannabinoide maßgeblich. So werden die Wirkstoffe der Hanfpflanze genannt. THC ist (Tetrahydrocannabinol) bekannt für seine psychoaktiven Wirkungen. CBD (Cannabidiol) dagegen werden entzündungshemmende, entspannende und entkrampfende Effekte zugeschrieben, ohne dass ein Rauschzustand eintritt. Die Klassifizierung der Sorten wird am Anteil von THC und CBD festgemacht.

    Die Sorten selbst stammen von drei Urspezies ab. Alle heutigen Arten sind Hybride dieser Pflanzen. So entdeckte der schwedische Botaniker Carl Linnaeus um 1750 die Cannabis sativa L. Diese ist von großem Wuchs und besitzt eine feingliedrige Ausprägung der Blätter. Heimisch ist sie in den Tropen.

    Um 1785 kam der französische Naturalist Jean-Baptiste Lamarck einer anderen Art auf die Spur. Diese als Cannabis Indica Lam. bezeichnete Spezies wächst vornehmlich auf dem indischen Subkontinent und zeichnet sich durch einen gedrungenen Wuchs aus.

    Mitte des letzten Jahrhunderts fand der russische Botaniker D.E. Janichevsky eine Sonderform mit dem Namen Cannabis Ruderalis, die in Russland beheimatet ist. Genetisch unterscheiden sich die drei Sorten nur marginal.

    Wirkungen der verschiedenen Spezies

    Sativa als bekannteste Sorte wird ein hoher Anteil an THC bescheinigt, dafür hält sich das CBD zurück. Die Wirkung von Sativa wird als anregend, motivierend und aktivierend beschrieben. Zudem vermittelt sie eine Steigerung der Kreativität und Inspiration. Der Genuss von Sativa fördert die Konzentration sowie die Wachsamkeit. Zudem steigert sie das Wohlbefinden und den Appetit.

    Demgegenüber besitzt die Indica einen hohen CBD-Gehalt. Sie steht nach den neuesten Erkenntnissen für die Linderung von Entzündungen und der Eindämmung chronischer Schmerzen. Zudem wird ihr eine Förderung des Schlafes sowie stressmindernde Wirkungen zugeschrieben. Ein weiterer Effekt wird mit der Förderung der Muskelentspannung beschrieben.

    Die Ruderalis ist im Vergleich noch wenig untersucht, aufgrund ihres hohen CBD-Anteils wird sie von manchen Wissenschaftlern der Indica zugerechnet.

    Interaktion mit dem endogenen Cannabinoid-System (ECS)

    Zur Erklärung der Wirkungsweisen der Cannabinoide bedarf es eines kleinen Exkurses. Das ECS ist ein Regulierungssystem des menschlichen Körpers, das für zahlreiche körpereigene Prozesse eine wichtige Rolle spielt. Es wurde erst Ende des letzten Jahrhunderts entdeckt und ist noch nicht in seiner Gänze erforscht.

    Inzwischen weiß man aber, dass es das Immunsystems, das Herz-Kreislauf-Systems, das Nervensystems, den Magen-Darm-Trakt sowie die Muskulatur, Haut und Knochen reguliert. THC und CBD beeinflussen nun die Rezeptoren des ECS und können je nach Dosierung und Anwendungsgebiet positive Effekte erzielen.

    Anwendungsgebiete der verschiedenen Sorten

    Und so werden Arten mit hohem THC-Gehalt und niedrigem CBD-Anteil eher bei Krankheitsbildern wie Depressionen, Migräne und Übelkeit verschrieben. Auch bei vielen Nebenwirkungen der Chemotherapie schaffen sie Linderung. Dagegen sorgen Spezies mit hohem CBD- und hohem THC-Gehalt für Erleichterung bei Behandlungen mit Tremor-Symptomen. Krankheitsbilder wie Multiple Sklerose, Spasmen oder Parkinson werden erträglicher gestaltet. Insbesondere bei der begleitenden Behandlung von chronischen Schmerzen zeitigen diese Sorten ihre Erfolge. Rheumatiker und Patienten mit Arthrose profitieren davon.

    Die Wirkungen von Sorten des Medizinalhanfs mit hoher CBD-Konzentration und niedrigem THC-Gehalt überschneiden sich teilweise mit den Wirkungen der anderen beiden Ausprägungen. Sie erweitern das Behandlungsspektrum aber vor allem um depressive Krankheitsbilder und werden gerne bei Epilepsie, Panikattacken und sonstigen Angststörungen eingesetzt.

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