Home » Frauengesundheit » Hashimoto – wenn die Schilddrüse zu wenig oder zu viel arbeitet 
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Univ.-Prof. Dr. med. Joachim Feldkamp, Direktor der Bielefelder Universitätsklinik für Allgemeine Innere Medizin, Endokrinologie, Diabetologie und Infektiologie, erklärt im Interview, was Hashimoto ist und was die Diagnose für Betroffene bedeutet.

Univ.-Prof. Dr. med. Joachim Feldkamp

Direktor der Uniklinik für Allgemeine Innere Medizin, Endokrinologie, Diabetologie und Infektiologie Bielefeld

Diagnose Hashimoto – womit bekommen Betroffene es zu tun?

Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse – es liegt demnach eine Störung des Immunsystems vor. Sie wird von „falschen“ Eiweißen (sogenannten Antikörpern) verursacht, die sich im Blut bilden und die Schilddrüse „angreifen“. Das kleine Organ, das unterhalb des Kehlkopfes sitzt, reagiert darauf mit einer Entzündung, was wiederum die Produktion der Schilddrüsenhormone beeinträchtigt. So entsteht typischerweise eine Schilddrüsenunterfunktion.

Wie zeigt sich die Erkrankung?

Typische Symptome für Hashimoto sind Müdigkeit und allgemeine Mattheit, verlangsamtes Denken, Haarausfall und Verstopfung. Während sich die Schilddrüse bei einem Teil der Patient*innen vergrößert, schrumpft sie bei anderen im Verlauf der Krankheit zusammen – und manchmal verändert sie ihre Größe auch gar nicht.

Wen trifft Hashimoto?

Mit etwa zwei Prozent ist die Erkrankung in der deutschen Bevölkerung recht weit verbreitet. Der Geschlechtervergleich zeigt, dass zehnmal mehr Frauen als Männer an Hashimoto erkranken, besondere Häufungen gibt es bei jüngeren Frauen und älteren Menschen. Zu beobachten sind zudem familiäre Neigungen für Hashimoto. Darüber hinaus erleben etwa 5 bis 7 Prozent der Frauen nach der Geburt eines Kindes meist eine vorübergehende Hashimoto-Erkrankung. Grundsätzlich tritt Hashimoto häufig in Lebensphasen mit starken Hormonveränderungen (Pubertät, Schwangerschaft, Wechseljahre) auf.

Mit etwa zwei Prozent ist die Erkrankung in der deutschen Bevölkerung recht weit verbreitet. Der Geschlechtervergleich zeigt, dass zehnmal mehr Frauen als Männer an Hashimoto erkranken.

Lässt sich Hashimoto behandeln?

In der Regel sogar sehr gut! Bei der typischerweise auftretenden Schilddrüsenunterfunktion wird dem Körper ersetzt, was an Schilddrüsenhormonen fehlt. Das wird individuell passgenau gemacht, sodass gut eingestellte Patient*innen keinerlei Einschränkungen erfahren, weder bei der Realisierung eines Kinderwunsches noch bei der Lebenserwartung.

Im Internet liest man, dass Schwangere mit Hashimoto kein Jod nehmen sollten. Stimmt das?

Das ist eine falsche Information: Im Jodmangelland Deutschland ist ein Ausgleich über die Ernährung sogar zu empfehlen – insbesondere für Schwangere, deren Bedarf an Jod deutlich erhöht ist. Und wo wir gerade bei Falschinformationen sind: Man hört und liest immer wieder, dass Hashimoto eine Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) begünstige oder gar auslöse. Dem ist keineswegs so: Fakt ist, dass bei Autoimmunerkrankungen wie der Hashimoto-Krankheit ein leicht erhöhtes Risiko für weitere Autoimmunerkrankungen besteht. Jede*r 50. Hashimoto-Patient*in ist beispielsweise auch Zöliakie-Patient*in.

Wo finden Hashimoto-Betroffene, Angehörige und Interessierte zuverlässige Informationen zu Hashimoto?

Zum Beispiel im „Forum Schilddrüse“ . Dort bieten wir als Schilddrüsenexpert*innen wissenschaftlich gesicherte Informationen zur Schilddrüse, ihren Erkrankungen und deren Behandlungen an.

Zudem beantworten wir Fachärzt*innen in Telefonsprechstunden über das Forum regelmäßig Fragen zur Schilddrüse, die uns aus aller Welt erreichen – ich hatte dort schon Anrufer aus Timbuktu und den USA.

Weitere Informationen finden Sie unter:
www.forum-schilddruese.de

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