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    Der Maßstab der meisten medizinischen Studien ist ein 75 Kilo schwerer Mann

    Foto: Roemer Knaur/Reinhard Hunger

    Charlotte Karlinder

    Powerfrau und Autorin

    Ich liebe ja diese Werbung, in der ein erkälteter Ehemann aus dem Bett heraus seiner Frau mit wehleidiger Stimme in weinerlichem Tonfall zuruft: „Schatz, kannst du meine Mama anrufen?“ Ich glaube, es ist ein Spot für Nasenspray oder so. Kennen Sie den? Klarer Fall, da hat der berühmte Männerschnupfen zugeschlagen. Ein Phänomen, das es übrigens nicht nur in der Werbung gibt, wie ich bei meinem Gatten höchstpersönlich feststellen konnte. Gut, es ist zugegebenermaßen natürlich auch ein Funken Humor dabei oder zwei – aber die sogenannte Gender-Medizin ist wiederum kein Witz, sondern rückt immer mehr in den Fokus der Allgemeinheit. Ist ja auch klar: Mal abgesehen von den Grundorganen und -funktionen haben Männer und Frauen komplett unterschiedliche Körper. Das weibliche Becken ist anders geformt als das männliche und wir sind deutlich beweglicher. Beispielsweise haben Männer ein schwächeres Immunsystem als Frauen. Das liegt daran, dass auf den Immunzellen Rezeptoren sitzen, die Geschlechtshormone an sich binden. Man hat festgestellt, dass, wenn wie bei Frauen viel Östrogen gebunden wird, das Immunsystem sehr viel stärker reagiert. Das Testosteron, das männliche Geschlechtshormon, dämpft das Immunsystem eher und fährt alles ein bisschen runter. Das erklärt wiederum den sich in der Werbung zunutze gemachten Männerschnupfen, weil sie die Symptome mehr „umhauen“ als Frauen. Männer versterben sogar auch häufiger an Lungenentzündung und Grippe. Bei Frauen hingegen funktioniert das Immunsystem manchmal sogar zu gut und richtet sich dann gegen den eigenen Körper, sodass Autoimmunkrankheiten wie Arthritis oder Multiple Sklerose eher entstehen als bei den Herren der Schöpfung. Das kann an den Geschlechtshormonen liegen, in der Regel gibt es aber mehrere Gründe für die Unterschiede.

    Wir haben unterschiedliche Muskelmassen, Wasseranteile und Fettmengen. Letztere sammeln sich nicht nur auch eher auf weiblichen Hüften, in ihnen verteilen sich auch Arzneistoffe anders, werden gespeichert und verarbeitet. Manche Stoffe verbleiben in einem Frauenkörper sehr viel länger, sodass die Dosierung geringer sein müsste. Aber Mengenangaben auf den Beipackzetteln orientierten sich bis vor Kurzem nach wie vor häufig an einem Standardpatienten: männlich, 75 Kilo. 

    Die gute Nachricht ist also: Die frühere Methode „Eine Krankheit, ein Medikament – egal für wen“ ist Gott sei Dank überholt. Arzneimittelstudien, die Berechnung von Impfdosen oder die Suche nach Krankheitsursachen werden mittlerweile nicht mehr nur an Männern durchgeführt, wie es einmal war.  Wir haben endlich unsere eigene Medizin – und eigene Ratschläge wie hier im Heft. Alle wurden zusammengestellt von einem Expertenteam für Frauenmedizin. Auch ich werde nicht aufhören, auf meinen Kanälen „unsere“ Themen zu behandeln. Dankenswerterweise interessieren sich nämlich auch Frauen viel mehr für ihre Gesundheit als die männliche Gattung – und gehen auch häufiger zum Arzt. Ich schreibe zum Beispiel meine Bücher und mein Magazin auf meiner Website für Frauen, meine Follower bei Social Media (Instagram und Facebook) sind zu 80 Prozent weiblich – und die Zuschauer meiner Gesundheitstipps im SAT.1-Frühstücksfernsehen bzw. die Zuhörer des Podcasts auch. Wenn Sie also Anregungen oder Fragen zu Ihrer Gesundheit haben – mailen Sie mir gerne an [email protected]. Ich freue mich auf den Austausch. 

    Viel Spaß beim Lesen und ein Hoch auf die Gesundheit!

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    Gesundheit macht Spaß!“ Das ist die tiefe Überzeugung der Gesundheitsexpertin Charlotte Karlinder. In ihrem ersten Gesundheitsratgeber beschreibt sie ihre hundert besten Gesundheits-tipps, die leicht im Alltag anwendbar sind – ganz egal, ob es ums Abnehmen geht, um die Familie, um schnelle Hilfe bei Alltagserkrankungen oder um ein erfülltes Liebesleben.

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