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    Wechseljahre sind ein neuer Anfang!

    Foto: Privat

    Nach mittlerweile 30 Jahren Schreibarbeit als Medizin- und Wissenschaftsjournalistin mit dem Schwerpunkt Frauenheilkunde (Gynäkologie) fühlte sich die Biologin Clara Wildenrath gut gewappnet für die Wechseljahre. Doch als die kamen, stand sie mit dem Thema allein da. Mit ihrem Blog „Wechselleben“ schuf sie eine Plattform, die den Bedarf betroffener Frauen nach unabhängigen Informationen und nach Austausch stillt.

    Clara, warum bloggen Sie über die Wechseljahre?

    Ich hatte über Jahrzehnte hinweg regelmäßig über das „Frauenthema“ Wechseljahre geschrieben. Dann steckte ich plötzlich selbst mittendrin. Die Umstellung der Hormone spürte und spüre ich bis heute körperlich und seelisch. Sie verändert mich. Darüber hätte ich mich gerne ausgetauscht. Doch die Wechseljahre waren in meinem Freundeskreis kein Thema. Ich hatte vielmehr den Eindruck, dass meine Freundinnen davon nicht betroffen sind. Das machte mich neugierig, wusste ich als Biologin doch, dass jede Frau diesen Wechsel erlebt und laut der Deutschen Menopause-Gesellschaft acht von zehn Frauen in dieser Zeit auch wie ich Beschwerden haben.1) Nach gründlicher Recherche kam ich zu dem Schluss, dass es im deutschsprachigen Internet wenig unabhängige Informationen zu den Wechseljahren gibt. Hinter vielen Angeboten stecken kommerzielle Interessen. Zudem stellte ich nach vielen Gesprächen mit Frauen, in denen ich die Wechseljahre direkt ansprach, sogar einen ziemlich großen Bedarf an Infos und Austausch fest. Mit meinem Blog schaffe ich dafür eine Plattform.

    Sind die Wechseljahre ein Tabuthema? Wenn ja, warum, und wie lässt sich das ändern?

    Ich betrachte die Wechseljahre als eine Zeit, die für das Leben von uns Frauen ebenso bedeutend ist wie die Pubertät. Doch während die überall Thema ist, hat man über die Wechseljahre lange Zeit kaum gesprochen – und wenn, dann wurden sie eher ein bisschen ins Lächerliche gezogen. Viele verbinden die Wechseljahre vor allem mit dem Altwerden. Und das Alter hat in unserer Gesellschaft nun mal kein gutes Image – besonders bei Frauen nicht. In unserer Gesellschaft gilt Jugend als Schönheitskriterium, da ist es kein Wunder, dass wir mit den Wechseljahren hauptsächliches Negatives verbinden und nach außen so tun, als gäbe es sie nicht. Wenn wir also dieses Bild verändern, die Rolle der Frau während der Wechseljahre und danach realistisch beschreiben, dann enttabuisieren wir sie und machen den Weg frei für ein neues Selbstverständnis. Was wir dringend brauchen, sind Vorbilder: Frauen, die von ihrem Wechselleben erzählen.

    Wie sollten Frauen ihre Wechseljahre betrachten?

    Die Wechseljahre können zwar eine sehr anstrengende Zeit sein, aber auch eine spannende Phase der Neuorientierung. Der Lebensabschnitt, in dem wir reproduktionsfähig waren, neigt sich dem Ende zu, Körper und Geist fokussieren sich nicht mehr auf die Fortpflanzung. Das kann enorme weibliche Kräfte freisetzen. Und die braucht unsere Gesellschaft dringend. Mir gefällt das Bild vom biologischen Sinn der Wechseljahre: Nach der sogenannten Großmutter-Hypothese hat die Natur sie sich „ausgedacht“, um nicht unnötige Kräfte an die Fortpflanzung zu verschwenden. Das hat in der Evolution zum Fortbestand unserer Art beigetragen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Frauen in und nach den Wechseljahren oft viel genauer als früher wissen, was sie wollen und wie sie für sich einstehen können. Diese Erkenntnis wirkt für viele wie eine Selbstbefreiung.

    Die Wechseljahre bringen vielen Frauen Beschwerden wie Hitzewallungen, Kreislaufprobleme, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und mehr. Wie finden Frauen ihren Weg, damit klarzukommen?

    Ganz wichtig ist Aufklärung. Die Frauen sollten sich darüber informieren, was mit ihnen während der Wechseljahre geschieht. Nur so können sie das Selbstverständnis und die Selbstakzeptanz entwickeln, die ihnen helfen, diese oft belastende Phase gut zu überstehen. Sie sollten wissen, welche Möglichkeiten es gibt, die mitunter heftigen Beschwerden zu lindern. Hier ist unabhängig vermitteltes Wissen vonnöten, denn nur damit hat die Frau eine echte freie Wahl, wie sie mit ihren Beschwerden umgeht. Und weil solche Wechseljahresbeschwerden nicht nur die Frau selbst belasten, sondern auch ihr Umfeld, braucht es auch da mehr Wissen zum Thema. Ohne das sind Verständnis und Akzeptanz für die Frau kaum möglich – im Privat- wie im Berufsleben.

    Was wünschen Sie sich für die Betreuung von Frauen in den Wechseljahren?

    Ich wünsche mir vor allem mehr Wissen, mehr Verständnis und individuelle Beratung. Leider machen immer noch viele Frauen die Erfahrung, dass ihr Arzt oder ihre Ärztin ihre Beschwerden nicht ernst nimmt. Oder sehr schnell Hormone oder andere Medikamente verschreibt, ohne die Frau wirklich über verschiedene Therapiemöglichkeiten zu informieren. Das kann einerseits der knappen Zeit im Praxisalltag geschuldet sein, andererseits aber auch der unzureichenden Ausbildung und Erfahrung. In der medizinischen Ausbildung spielen die Wechseljahre bislang keine große Rolle. Es gibt in vielen Bereichen auch noch zu wenige Studien. Ich möchte Frauen aber auch ermuntern, mehr nachzufragen, wenn sie etwas nicht verstehen oder sich nicht ausreichend informiert fühlen.

    Weitere Informationen

    Auf ihrem Blog www.wechselleben.de bietet Clara Wildenrath fundierte Informationen zum Thema Wechseljahre und allem, was damit in Zusammenhang steht. Zudem gibt sie Tipps für einen gesunden Lebenswandel und möchte dazu inspirieren, diese Phase des Lebens als etwas Positives zu begreifen. Im geschützten Forumsbereich können sich Frauen austauschen, um sich gegenseitig in dieser Lebensphase zu unterstützen.

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