Erkrankungen am Muskel-Skelett-System zu behandeln, ist Aufgabe von Orthopäden und Unfallchirurgen. Beim diesjährigen Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) trafen sich mehr als 10.000 Ärzte aus über 60 Nationen, um die neuesten Entwicklungen zu diskutieren.
Prof. Dr. Dr. Werner Siebert
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) sowie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC)
Dabei wurde schnell klar: Die Zukunft gehört der Digitalisierung. Sie lässt sich aber auch heute schon nicht mehr aus Orthopädie und Unfallchirurgie wegdenken. Davon zeugen beispielsweise individuelle Implantate aus dem 3D-Drucker, die mithilfe von computerisierten Operationsrobotern – natürlich unter Aufsicht des Chirurgen – eingebaut werden können. Dank der Digitalisierung arbeiten Experten an intelligenten Implantaten, die zukünftig bei drohenden Lockerungen oder Infekten den Arzt und den Patienten informieren sollen. Natürlich ist auch bei Hilfsmitteln viel Neues in der Entwicklung: So werden Exoskelette die schwachen Muskeln von alten Menschen unterstützen und ihnen dabei helfen, möglichst lange selbstständig in der gewohnten Umgebung zu leben.
In Deutschland benötigen jährlich rund 400.000 Patienten wegen degenerativer und entzündlicher Prozesse ein neues Hüft- oder Kniegelenk. Mit dem EndoCert®-Prüfungsverfahren ist sichergestellt, dass Patienten von routinierten und erfahrenen Operateuren in einer geeigneten Versorgungsstruktur behandelt werden. Kunstgelenke zeigen eine sehr hohe Erfolgsquote und eine sehr gute Langzeithaltbarkeit in Deutschland. Mehr als eine Million Operationen sind bereits im Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) dokumentiert. Das Register erfasst die Art des Implantats und das Ergebnis nach einer Operation. Die Auswertung der Daten soll dazu beitragen, die implantierten Endoprothesen hinsichtlich der sogenannten Standzeit – also der Verweildauer eines Implantats im Körper – und der Qualität zu kontrollieren.
Doch besser ist, wenn es gar nicht erst zu Schäden am Bewegungsapparat kommt. So raten Orthopäden und Unfallchirurgen Fußgängern, sich in der kalten Jahreszeit gut sichtbar durch den Straßenverkehr zu bewegen. Mit reflektierender Kleidung können Fußgänger bereits aus größerer Entfernung von einem Autofahrer gesehen werden – das schützt vor Unfällen. Aber Prävention betrifft nicht nur Unfälle, frühzeitige diagnostische Maßnahmen in der Kinderorthopädie, wie die Ultraschalluntersuchung der Säuglinge, sind Routine in Deutschland und verbessern die Situation der kleinen Patienten.
Auch eine bewusste Lebensweise kann viel dazu beitragen, dass der Körper gesund bleibt. Wichtig sind tägliche Bewegung und regelmäßige Trainingseinheiten, damit die Muskeln trainiert werden und den Körper stabil halten. Aber auch Entspannungsübungen tragen zum Wohlbefinden bei und wirken Muskelverspannungen entgegen, die oft zu Rückenschmerzen führen. Eine gesunde Ernährung mit viel Ballaststoffen, Obst und Gemüse schützt vor Übergewicht. Das wiederum beugt einem frühzeitigen Gelenkverschleiß vor.
Verletzt sich aber ein Mensch oder klagen Patienten über Schmerzen, sind unterschiedliche Behandlungsmethoden möglich, die individuell auf den Patienten abgestimmt werden. Uns Orthopäden und Unfallchirurgen liegt eine gute Versorgung der uns anvertrauten Patienten am Herzen und unsere Fachgesellschaft trägt dazu bei, indem sie Leitlinien für eine optimale Behandlung sowie Weißbücher zu operativer und konservativer Therapie veröffentlicht. Entscheidend ist, dass der Patient sicher versorgt wird und am Ende der Behandlung die Fortführung oder Wiederherstellung eines schmerzfreien und mobilen Lebens steht.