Home » Krankheitsbilder » Corona-positiv? – Was Patienten* mit Krebs wissen sollten
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Die zurückliegenden Pandemiejahre haben insbesondere Patienten mit Krebs viel abverlangt. Da sie zur Risikogruppe für einen schweren Verlauf von COVID-19 zählen, sind sie besonders schutzbedürftig. Denn ihr Immunsystem ist bedingt durch die Erkrankung selbst oder immunsupprimierende Therapien oft geschwächt, sodass es dem Virus weniger entgegensetzen kann und auf Schutzimpfungen schlechter anspricht als ein gesunder Körper. Ein Teufelskreis. Mit gezielten Therapien innerhalb der ersten fünf Tage nach Infektion ist es inzwischen jedoch möglich, bei solchen Patienten das Risiko für einen schweren Verlauf zu reduzieren.

Prof. Dr. med. Marc Thill

Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, AGAPLESION MARKUS KRANKENHAUS

Prof. Dr. med. Oliver Witzke

Direktor der Klinik für Infektiologie, UK Essen

Welche Faktoren erhöhen das Risiko für Patienten mit Krebs, schwer an COVID-19 zu erkranken?

Marc Thill: Eine Chemotherapie kann sich z. B. ungünstig auf den Verlauf von COVID-19 auswirken. Gleiches gilt, wenn Tumore nicht auf die Behandlung ansprechen sowie im Fall einer aktiven, fortschreitenden oder metastasierten bösartigen Tumorerkrankung.

Oliver Witzke: Da in erster Linie die Aktivität der Tumorerkrankung, der Allgemeinzustand und die Funktion betroffener Organe eine Rolle spielen, sollten Patienten ihr individuelles Risiko vor einer möglichen Infektion mit ihrem Arzt besprechen.

Was empfehlen Sie Tumorpatienten, um sich bestmöglich zu schützen?

Marc Thill: Sie sollten sich impfen und boostern lassen, um das Immunsystem gezielt gegen das Virus zu stärken – auch dann, wenn sie eine immunsuppressive Therapie erhalten. Dieses Vorgehen empfehlen auch die medizinischen Fachgesellschaften unter oder nach einer Chemotherapie oder anderen medikamentösen Behandlungen. Zwischen Impfung und Chemotherapie ist allerdings ein Abstand zu wahren, um sich gegenseitig verstärkende Nebenwirkungen zu vermeiden.

Warum ist Zeit ein kritischer Faktor im Kontext von COVID-19?

Oliver Witzke: Für die Frühphase der Erkrankung stehen heute antivirale Medikamente und monoklonale Antikörper zur Verfügung, die direkt gegen das Virus gerichtet sind. Schon bei milden Symptomen sollten sie so früh wie möglich eingesetzt werden, da die Medikamente bei längerer Dauer der Infektion und bereits schwerer Symptomatik nicht mehr ausreichend wirken. Wichtig zu wissen: Therapien ersetzen keine Impfung, sie können im Fall einer Infektion aber das Risiko für einen schweren Verlauf senken.

Wo kann ich bei einem positiven Test ein solches Medikament erhalten?

Oliver Witzke: Es gibt deutschlandweit spezialisierte COVID-19-Behandlungszentren, die Infizierte in der Regel 24/7 versorgen (eine Übersicht bietet das Robert Koch-Institut online). Daneben haben auch Hausärzte die Möglichkeit, entsprechende Therapien anzubieten – suchen Sie als Patient frühzeitig das Gespräch!

Wie beeinflusst eine COVID-19-Infektion die Tumortherapie?

Marc Thill: Ob die Tumortherapie im Infektionsfall weitergegeben oder unterbrochen wird, hängt von Faktoren wie Krankheitsstadium, Aggressivität der Erkrankung und Zustand des Patienten ab. Auch wenn es keine einheitliche Empfehlung gibt: Ein eventueller Aufschub der Tumortherapie sollte nicht zum Nachteil der Patienten sein und die Krebsprognose verschlechtern.

Weitere Informationen finden Sie unter:


* Dieser Text schließt prinzipiell alle Geschlechter mit ein. Zur besseren Lesbarkeit wird jedoch nur eine Geschlechtsform verwendet – welche das ist, liegt im Ermessen der Autorin. 

NP-DE-SOT-ADVR-220004 (09/2022)

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