Wie können wir innovative Techniken und Telemedizin in der Kardiologie nutzen? Im Interview mit Dr. med. Volker Leonhardt, Facharzt für Innere Medizin wird genau diese Frage beantwortet.
Dr. med. Volker Leonhardt
Facharzt für Innere Medizin, Mitglied der DGK-Arbeitsgruppe „Telemonitoring“
Dr. Leonhardt, aktive Implantate sind heute essentiell in der Therapie von Herzerkrankungen. Wie stark greifen diese Implantate in den Alltag eines Patienten ein?
Die meisten Patienten können nach der Implantation ihres Schrittmachers oder Defibrillators ein normales Leben führen. Die Patienten nehmen die Tätigkeit ihres Gerätes in aller Regel gar nicht wahr; nur wenn ein ICD bei Kammerflimmern einen lebensrettenden Schock an das Herz abgibt ist das für den Patienten symptomatisch. Dies kann nicht nur psychisch sehr belastend für den Patienten sein, sondern muss auch klinisch sorgfältig analysiert und aufbereitet werden. ICD-Patienten müssen daher etwas engmaschiger als die Schrittmacherpatienten durch die Therapie geführt werden.
Die kontinuierliche Betreuung dieser Patienten ist also sehr wichtig. Eine Möglichkeit ist die Telemedizin. Wie genau funktioniert die telemedizinische Betreuung von Herzpatienten?
Heutige Herzschrittmacher und ICDs gleichen winzigen Hochleistungscomputern. Sie können neben ihren technischen Funktionen auch die Herzaktivität des Patienten durchgehend überwachen und speichern. Nachts, während der Patient schläft, werden die Daten mithilfe eines mobilfunkfähigen Patientengerätes, z.B. des CardioMessengers, verschlüsselt an das Monitoring Service Center geleitet, ausgewertet und dem Arzt anschließend vorgefiltert online zur Verfügung gestellt. So können wir jederzeit auf die tagesaktuellen Daten zugreifen und diese kontrollieren. Sollte sich der Zustand eines Patienten spontan ändern, werden wir unmittelbar darüber informiert und können rasch reagieren.
Für wen ist diese Form der Betreuung geeignet?
Die telemedizinische Betreuung ist für jeden Device-Patienten, egal ob gesetzlich- oder privatversichert, verfügbar. Allerdings erstatten nicht alle gesetzlichen Kassen eine Fernbetreuung – es werden jedoch immer mehr. Problemlos funktioniert die Abrechnung heute schon mit der DAK und der TK. Beide Kassen bieten eine deutschlandweite telemedizinische Versorgung und erstatten die telemedizinische Betreuung zu 100 Prozent. Einige Kassen tragen die Arztkosten, nicht aber die der Patientengeräte. Die telemedizinische Versorgungssituation ist also nicht einheitlich. Wir setzen uns deshalb auf den verschiedensten Ebenen ein, um Patienten einen besseren Zugang zu innovativen Technologien zu ermöglichen, etwa mithilfe des Kardionetzwerks.
Was leistet das Kardionetzwerk?
Das Kardionetzwerk ist ein gemeinnütziger Verein, der Patienten leicht verständliche Informationen über Herz-Kreislauf-Erkrankungen und innovative Therapieoptionen an die Hand gibt. Auf der Internetseite des Kardionetzwerks können sich Patienten und Angehörige umfassend informieren, welche Behandlungs- und Versorgungsangebote es aktuell gibt, auch telemedizinische.
Information
Erfahren Sie jetzt mehr über den Kardionetzwerk e.V. unter www.kardionetzwerk.de