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    „Diabetes war schon immer Teil meines Lebens“

    Friedrich Heck und seine Frau Elke sind seit 49 Jahren verheiratet und engagieren sich in der Diabetiker Selbsthilfegruppe (DSHG) Alzey (Rheinland-Pfalz).

    Friedrich Heck kennt ein Leben ohne Diabetes Typ 2 nicht. Erst war seine Mutter betroffen, dann seine Frau und seit 20 Jahren ist auch er Diabetiker. Im Interview spricht er über den Alltag mit der Erkrankung und die Beweggründe, warum er und seine Frau Elke sich stark in der Selbsthilfe engagieren. 

    Typ-2-Diabetes wird erfahrungsgemäß erst spät diagnostiziert. Wann erhielten Sie und Ihre Frau die Diagnose? 

    Da ich aus einem diabetischen Haus stamme, da meine Mutter Diabetikerin war, hat mich die Erkrankung mein ganzes Leben begleitet. Für mich war klar, dass auch ich eines Tages Diabetiker sein werde. Aufgrund des familiären Hintergrundes habe ich immer mal meine Zuckerwerte kontrollieren lassen, und 2001 war es dann so weit. Obwohl ich völlig symptomfrei war, war ich mit 51 Jahren Diabetiker. Meine Frau hat die Diagnose bereits 39 Jahre früher bekommen. Die Erkrankung kam mit der Schwangerschaft. Heute nennt man das Schwangerschaftsdiabetes oder Gestationsdiabetes. Früher gab es diesen Begriff noch nicht. 

    Wie war die Versorgung damals?

    Das kann man mit heute gar nicht vergleichen. Es gab keine Möglichkeit der Selbstmessung, man musste ständig zum Arzt. Meine Mutter musste ihre Spritzen noch auskochen und die Nadeln waren richtig dick. Das hat richtig geknackt, wenn sie in die Haut eingedrungen sind.

    Wie hat sich Ihr Alltag durch die Diagnose verändert? 

    Gar nicht. Ich kenne kein Leben ohne Diabetes. Ich bin damit groß geworden – erst meine Mutter, dann meine Frau und schlussendlich kam ich noch dazu. Zudem waren meine Werte, um die HbA1c von 6,0, immer ganz gut und die Erkrankung hat mich zum Glück bisher nie beeinträchtigt. 

    Dem Typ-2-Diabetes liegt eine Insulinresistenz zugrunde. Das bedeutet, dass die Körperzellen immer weniger auf Insulin ansprechen, bis sie schließlich unempfindlich – resistent – werden. Wie sieht die Therapie bei Ihnen und Ihrer Frau aus? 

    Ich nehme nach wie vor Tabletten und lebe gut in den Tag hinein. Meine Frau hatte das große Glück, dass sie nach vielen misslungenen Diabetesbehandlungen Diabetologen gefunden hat, die selbst von der Erkrankung betroffen waren und meine Frau dadurch optimal behandeln konnten. Meine Frau ist Pumpenträgerin. Das ist für sie die beste Methode. Wir leben mit der Pumpe, und das ist gar kein Problem. 

    Wie geht es Ihnen heute?

    Mir wunderbar. Meiner Frau leider nicht so gut. Sie hatte einen Eingriff und wurde dadurch verwirrt. Es ging soweit, dass sie derzeit sogar im Pflegeheim untergebracht ist. Zum Glück ist jetzt wieder alles gut. Sie wird richtig behandelt, die Verwirrtheit ist weg und sie kommt wieder zu mir nach Hause. Dann ist endlich wieder alles, wie es sein soll: Wir zwei sind zusammen, leben mit Diabetes und engagieren uns für Menschen mit Diabetes.

    Was sind Ihre Beweggründe und Ziele für Ihr Engagement?

    Meine Mutter war mit 56 Jahren blind und beinamputiert. Es fing mit den Zehen an und breitete sich immer weiter aus. Irgendwann war meine Mutter so weit, dass sie keine Narkose mehr vertragen hat und ihr bei vollem Bewusstsein, mit Spinalanästhesie, das Bein amputiert wurde. Damals habe ich mir auf die Fahne geschrieben, dass so ein Leid weder mir noch anderen widerfahren soll, und ich habe angefangen, mich, zusammen mit meiner Frau, in der Selbsthilfe zu engagieren. Wir wollen allen Betroffenen mit auf den Weg geben, dass sie zu einem Facharzt, einem Diabetologen gehen sollen, weil es sich immer lohnt, für seine Gesundheit zu kämpfen. 

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