Ein Gespräch mit Prof. Dr. Johannes Heimbucher, Chefarzt der Chirurgischen Klinik am Marienkrankenhaus in Kassel, über wirksame Therapien gegen die gastroösophageale Refluxkrankheit, auch bekannt als GERD (Gastroesophageal Reflux Disease), welche mit Veränderungen der Schleimhaut der Speiseröhre verbunden ist.
Prof. Dr. Johannes Heimbucher
Chefarzt der Chirurgischen Klinik am Marienkrankenhaus Kassel
Welche Symptome sprechen dafür, dass ein Patient an GERD erkrankt ist?
Neben einem Sodbrennen hat er trockenen Husten, Schmerzen in der Brust, aber auch Schluckstörungen.
Welche Folgeerkrankungen kann GERD mit sich bringen?
Die Schleimhaut der Speiseröhre kann geschädigt werden. Blutungen, Geschwüre und Vernarbungen erschweren dann das Schlucken. Verändert die zurückfließende Säure mit der Zeit die Zellen der Speiseröhre, kommt es zum Barrett-Ösophagus. Dieses Phänomen verursacht im schlimmsten Fall sogar tödlichen Speiseröhrenkrebs.
Was sind die Ursachen für GERD?
Bei vielen Betroffenen ist es ein Zwerchfellbruch. Er kann Ursache, aber auch Folge von GERD sein. Als Auslöser kommen aber auch Asthma oder Schlafstörungen infrage.
Wie diagnostiziert der Arzt die Erkrankung am besten?
Ein erster Blick gilt der Ernährungsweise des Patienten. Wer seinen Lebensstil ändert, kann hier schon selbst sehr viel gegen Sodbrennen unternehmen. Dann reicht es oft, bestimmte Nahrungsmittel zu vermeiden, kleine Mahlzeiten einzunehmen, abzunehmen oder nicht mehr zu rauchen.
Und wenn das nicht hilft?
Mit einer Magenspiegelung analysiert man die individuellen anatomischen Verhältnisse jedes Patienten. Hilfreich ist auch, den Druck der Speiseröhrenmuskulatur zu messen. Wir untersuchen aber ebenfalls die Schlafqualität, messen die Säure oder zeichnen 24 Stunden lang jede Art von Bewegung in der Speiseröhre auf. Erst nach solchen umfassenden Untersuchungen macht ein Therapiekonzept Sinn.
Welche Therapie gibt es dann?
Der Arzt kann Medikamente, vor allem in der Akutphase, verordnen, die die Bildung der Magensäure stark hemmen. Diese Protonenpumpenhemmer verlieren allerdings nach ein bis zwei Jahren in 30 bis 40 Prozent der Fälle ihre Wirkung, weil sich der Körper daran gewöhnt. Die Dosis müsste dann konstant erhöht werden. Außerdem ist diese Säurebildung in den seltensten Fällen die Ursache.
Inzwischen sind auch sehr zufriedenstellende Ergebnisse für Patienten mit größerem Zwerchfellbruch zu verzeichnen.
Darüber hinaus zeigt eine Reihe von Studien sehr ernsthafte unerwünschte Wirkungen dieser Substanzen. Soeben erschien eine Arbeit renommierter amerikanischer Institutionen, die eine gefährliche Schädigung der inneren Oberfläche von Blutgefäßen durch Langzeiteinnahme dieser Medikamente nachweist. Schon seit längerer Zeit besteht in der Fachwelt Einigkeit darüber, dass die Protonenpumpenhemmer nur mit eindeutigen Begründungen und nur so kurz wie möglich eingesetzt werden sollten.
Welche Alternativen kommen dann infrage?
Wenn ein anatomisch-muskuläres Defizit am Mageneingang diagnostiziert wird, gibt es inzwischen verschiedene Verfahren der OP. Bisher bot sich die Fundoplikations-OP an. Dabei legt der Arzt einen Teil des Magens, den Fundus, wie einen Schal um den Ausgang der Speiseröhre. Das verstärkt das Anti-Reflux-Ventil und mildert den krankhaften Reflux.
Besonders schonend und innovativ ist inzwischen auch, minimalinvasiv ein Magnetband um den unteren Abschluss der Speiseröhre zu legen.
Nachdem man in den ersten Jahren der klinischen Erfahrungen mit diesem System die Anwendung auf Patienten in der frühen Phase der Erkrankung limitiert hatte, sind inzwischen auch sehr zufriedenstellende Ergebnisse für Patienten mit größerem Zwerchfellbruch zu verzeichnen.
Darüber hinaus blicken wir auch sehr optimistisch auf die bisherigen Resultate von Operationen bei Patienten, die nach einer vorangegangenen Schlauchmagenoperation wegen Übergewichts stark unter Sodbrennen litten und mit dem Magnetband versorgt wurden.