Welche Funktion übernimmt die Nebenniere im menschlichen Körper?
Sie unterteilt sich in die Nebennierenrinde sowie das Nebennierenmark. Sie ist eine der Hormondrüsen, die vor allem die so genannten Stresshormone wie zum Beispiel Cortisol, Adrenalin oder Aldosteron produziert. Gebildet wird in ihr auch das Steroidhormon Dehydroepiandrosteron (DHEA). Teil des Regelkreises sind ebenfalls die Hormondrüsen im Gehirn, die die beiden Hormone CRH und ACTH ausschütten. Diese regeln wiederum die Produktion von Cortisol in der Nebennierenrinde.
Was passiert, wenn Patienten unter einer Nebenniereninsuffizienz leiden?
Sie haben dann eine Unterfunktion der Nebennieren und leiden an einem Mangel der genannten Hormone. Diese regulieren die Antwort des Körpers auf Stress durch Flucht und Angriff. Sie lassen den Blutdruck steigen, stellen Nährstoffe zur Verfügung oder unterdrücken bestimmte Vorgänge im Körper, die Flucht und Kampf verhindern würden.
Ärzte unterscheiden zwischen einer primären und sekundären Nebenniereninsuffizienz – was ist der Unterschied?
Bei einer primären Nebenniereninsuffizienz liegt der Grund für den Hormonmangel in der Nebenniere selbst. Die Ursachen für eine primäre Nebenniereninsuffizienz war früher häufig die Tuberkulose, heute können es vor allem Autoimmunprozesse sein. Patienten leiden dann unter Morbus Addison.
Ein weiterer Indikator ist ein bedrohlicher Kreislauf-Schock bei Betroffenen, die unter der Addison-Krise leiden.
Dabei zerstört das Immunsystem das Gewebe der Nebennierenrinde und diese bildet weniger Hormone. Eine andere Ursache ist aber auch AGS, das vererbbare Adrenogenitale Syndrom.
Bei der sekundären Nebenniereninsuffizienz fehlt das Signal für die Ausschüttung im Gehirn, meistens bedingt durch Tumoren oder nach einer langen Therapie mit Glucocorticoiden.
Wie werden diese Erkrankungen diagnostiziert?
Das Problem ist, dass sie häufig erst in Notfallsituationen und deshalb meistens zufällig bemerkt werden. Wenn dem Körper die notwendigen Hormone fehlen, wird der Zuckerstoffwechsel gestört, der Blutdruck fällt und es kann zu Flüssigkeitsmangel führen. Es kommt zu Erbrechen und Durchfällen, Appetitlosigkeit und zunehmender Schwäche.
Solche Beschwerden sind aber leider vieldeutig und weisen nicht sofort auf eine Nebenniereninsuffizienz hin. Patienten, die unter einer primären Nebenniereninsuffizienz leiden, kann man häufig an einer zunehmenden Pigmentierung der Haut erkennen.
Ein weiterer Indikator ist ein bedrohlicher Kreislauf-Schock bei Betroffenen, die unter der Addison-Krise leiden. Bei einer Stresssituation, zum Beispiel Infektionen oder psychische Belastungen, braucht der Körper dann mit einmal mehr Cortisol als im Blut vorhanden ist.
Wie kann der Arzt die Krankheit behandeln?
Er gleicht den Mangel durch eine Hormonersatztherapie in Form von Tabletten aus. Zum Einsatz kommt zum Beispiel Hydrocortison, das chemisch dem natürlichen Cortisol entspricht. Bei einem Mangel von Aldosteron gibt man in der Regel Fludrocortison. Frauen erhalten gelegentlich DHEA.
Der Patient sollte immer Hydrocortison in einer Ampulle bei sich führen.
Cortisol wird in der Regel zweimal am Tag eingenommen. Aber wie viele Stoffe dann in welchen Mengen verabreicht werden müssen, hängt vom jeweiligen Krankheitsfall ab. Ziel ist, dass die Hormonwerte wieder ein normales Niveau erreichen.
Viele Patienten führen eine Notfallkarte mit sich – wofür ist die wichtig?
Aus den eben genannten Gründen sind Patienten in Stresssituationen extrem gefährdet. Der Ausweis informiert den Notarzt, dass der Patient unter einer Insuffizienz leidet und mit einer Hormonersatztherapie behandelt wird.
Vermerkt ist auch die Hydrocortisondosis und Anschrift des behandelnden Arztes. Der Ausweis berechtigt beim Zoll oder bei Polizeikontrollen, dass der Betroffene Spritzen mit sich führt.
Er sollte immer Hydrocortison in einer Ampulle bei sich führen. In einem Notfall werden 100 Milligramm in den Oberschenkel gespritzt. Ein solcher Ausweis mit den Medikamenten kann dann Leben retten.
Netzwerk Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen e. V. – Gemeinsam stark für Betroffene und deren Familien
In der 1994 gegründeten, bundesweit und inzwischen sogar international tätigen Selbsthilfeorganisation haben sich etwa 2.900 Patienten in über 30 Regionalgruppen zusammengeschlossen. Erkrankungen der Hypophyse oder der Nebenniere sind sehr komplex, schwer diagnostizierbar und unbehandelt sehr gefährlich. Deshalb bietet das Netzwerk Hilfe zur Selbsthilfe bei Betroffenen durch Förderung des Kontaktes mit anderen Patienten und Ärzten, unterstützt die Forschung auf dem Gebiet der Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen, fördert Weiterbildungsmaßnahmen für Betroffene und Ärzte durch Seminare und Broschüren, veröffentlicht die renommierte Zeitschrift GLANDULA und informiert auf seiner Webseite.
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