Home » Krankheitsbilder » Hautsache » Heller Hautkrebs – eine unterschätzte Erkrankung?
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Unsere Haut bewahrt uns als Schutzmantel zur Außenwelt vor äußeren Einflüssen wie Erregern, Hitze, Kälte oder Sonnenstrahlen. Was man ihr in jungen Jahren nicht ansieht: Jede einzelne Sonnenbestrahlung verursacht Schäden am Erbgut der Hautzellen.

Unser Experte Dr. med. Claas Ulrich klärt im Interview über das Thema heller Hautkrebs auf.

Ein rötlicher, runder Fleck im Gesicht, der einfach nicht weggeht. Haut, die sich wie feines Sandpapier anfühlt, häufig schuppt und manchmal blutet oder auch ein kleines warzenartiges Gebilde mit zerklüfteter Oberfläche: Das können ganz harmlose Hautveränderungen sein – oder Anzeichen von hellem Hautkrebs.

Anders als der von vielen Menschen gefürchtete schwarze Hautkrebs führt er nur selten zum Tod. Allerdings tritt er deutlich häufiger auf: Daten des Robert-Koch-Instituts zufolge erkrankten allein im Jahr 2018 in Deutschland etwa 200.000 Personen an hellem Hautkrebs.1 Heller Hautkrebs ist somit die häufigste Krebserkrankung – und die Zahlen steigen. Betroffen sind überwiegend Menschen ab 60 Jahren. Neben der Menge an UV-Licht, der die Haut im Laufe des Lebens ausgesetzt ist, spielen auch die erbliche Veranlagung und der Hauttyp eine Rolle. Besonders gefährdet für hellen Hautkrebs sind Menschen mit roten oder blonden Haaren und heller Haut. Ein hohes Risiko haben Menschen mit nicht mehr voll leistungsfähigem Immunsystem, zum Beispiel nach einer Organtransplantation.

Gealterte Haut braucht besondere Aufmerksamkeit

Heller Hautkrebs ist für Laien oft schwer zu erkennen. Zum einen verändert sich die Haut, je älter man wird, und viele unterschiedliche Hautveränderungen entstehen. Einzelne Neubildungen zu bemerken und zu beobachten, ist für Betroffene nicht einfach. Zum anderen macht heller Hautkrebs anfangs oft keine Beschwerden und kann harmlosen Befunden ähneln. Anders als der Name es vermuten lässt, ist heller Hautkrebs nicht weiß. Im frühen Stadium kann er als hautfarbener oder roter Fleck, als Knötchen oder Erhebung auftreten.

Hierzu gehören neben der Stirn auch Nasenrücken, Augen, Ohren, Lippen, Kinn und Nacken. Weil es für Betroffene schwierig ist, Hautkrebs oder seine Vorstufen zu erkennen, wird eine regelmäßige Untersuchung beim Hautarzt oder bei der Hautärztin empfohlen. Ab dem 35. Lebensjahr übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen alle 2 Jahre die Kosten für eine Hautkrebs-Früherkennung. Manche Kassen bieten sogar schon früher eine Kostenübernahme als Mehrleistung an.

Weist die Haut bereits Zeichen einer dauerhaften Schädigung durch UV-Licht auf, zum Beispiel in Form von einer ausgeprägten Faltenbildung, Altersflecken, erweiterten Blutgefäßen oder rauen, sandpapierartigen Stellen, sollten Betroffene, Angehörige und Pflegekräfte besonders wachsam sein. Neubildungen oder unklare Male an der Haut sollten beim Arzt oder bei der Ärztin abgeklärt werden – spätestens, wenn sie sich in Größe oder Form verändern, immer wieder bluten und nicht von selbst abheilen.

Dr. med. Claas Ulrich

Dr. Ulrich war langjähriger Leiter des Hauttumorzentrums an der Charité Berlin und ist heute als niedergelassener Dermatologe für seine Patient*innen da.

Herr Dr. Ulrich, beim Stichwort Hautkrebs erschreckt man sich erst einmal. Doch es gibt unterschiedliche Arten – welche?

Vereinfacht gesagt, unterscheidet man den sogenannten „hellen“ vom „schwarzen Hautkrebs“. Der schwarze Hautkrebs, auch Melanom genannt, entwickelt sich aus den pigmentbildenden Zellen der Haut. Der Begriff „heller Hautkrebs“ steht hauptsächlich für das Basalzellkarzinom, den häufigsten Tumor in der hellhäutigen Bevölkerung, sowie das kutane Plattenepithelkarziom.

Ist heller Hautkrebs eher ein Problem der über 60-Jährigen, oder kann es auch Jüngere treffen?

Lange Zeit galt heller Hautkrebs als Erkrankung älterer Menschen. Heute wissen wir, es kann auch jüngere treffen. Der Großteil der Hauttumore wird durch die ultra-violetten Strahlen des Sonnenlichtes, also die UVStrahlung, hervorgerufen. Das kutane Plattenepithelkarziom wird durch langfristige, hohe UV-Exposition hervorgerufen, z.B durch langen Aufenthalt im Freien. Beim Basalzellkarzinom scheint die kurzfristig hochdosierte, sowie die langfristig niedrig dosierte Sonneneinwirkung eine Rolle zu spielen. Und unabhängig vom Alter ist der individuelle Hauttyp wichtig. So sind hellhäutige Menschen besonders UV-empfindlich. Auch Menschen mit geschwächten Immunsystem haben ein erhöhtes Risiko und erkranken häufiger an aggressiven Hauttumoren.

Wie kann man vorbeugen?

Ein guter und konsequenter UV-Schutz ist wichtig. Tragen Sie lange Kleidung, am besten auch einen Hut, und meiden Sie die Mittagssonne. Verwenden Sie qualitativ hochwertige Sonnencreme und achten Sie auf die richtige Anwendung. Moderne Sonnencremes bieten einen guten Schutz. Hautärztinnen und Hautärzte in Klinik und Praxis, aber auch viele Apotheken, beraten Sie gerne.

Wo kann ein Hautkrebs-Screening durchgeführt werden, und was passiert da?

Früherkennung ist der Schlüssel, um lokal fortgeschrittene oder gar metastasierende Verläufe, bei denen die Tumorzellen im Körper streuen, zu vermeiden. Die Krankenkassen übernehmen ab dem 35. Lebensjahr, je nach Krankenkasse sogar alle ein bis zwei Jahre, das sogenannte gesetzliche Hautkrebsscreening, das in Hautarztpraxen und -Kliniken, aber auch bei geschulten Hausärzten und Hausärztinnen durchgeführt werden kann. Die Ärztinnen und Ärzte können heute durch technische Hilfsmittel, wie kameragestützte Ganzkörperscanner und digitale Mikroskopie, sozusagen in die Hautveränderung hineinschauen. Das macht teilweise sogar die operative Entnahme von Gewebeproben unnötig.

Und wenn nun tatsächlich Hautkrebs festgestellt wird – wie sieht dann die Behandlung aus?

In den allermeisten Fällen wird der Tumor chirurgisch entfernt und dann in ein Labor zur näheren Untersuchung geschickt. Dort wird die vorige Diagnose überprüft und sichergestellt, dass der Tumor auch vollständig entfernt wurde. Beim kutanen Plattenepithelkarziom, wie auch bei einigen Formen des Basalzellkarzinoms, werden die Tumore genauer klassifiziert, um die weitere Behandlung oder Nachsorge zu unterstützen. Nur tiefer eingewachsene Hauttumore werden mit bildgebenden Verfahren weiter untersucht, um sicher zu gehen, dass der Tumor noch nicht gestreut hat. Bei allen größeren Tumoren, die eine umfangreichere Operation, Bestrahlung oder eine medikamentöse Behandlung erfordern, wird der Krankheitsfall in einer medizinischen Expertenrunde besprochen, um die bestmögliche Behandlung zu gewähren.

Ist heller Hautkrebs denn heilbar – oder muss man damit rechnen, dass die Erkrankung irgendwann zurückkommt?

Ich erinnere mich noch gut an die Zeit zu Beginn meiner dermato-onkologischen Ausbildung Ende der 1990er Jahre zurück, in der Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenem Hautkrebs kaum eine Überlebenschance hatten. Mit der Entwicklung moderner Immuntherapien sowie anderen, hochspezifischen Behandlungen hat sich dieses Bild komplett gewandelt. Viele Patientinnen und Patienten überleben trotz fortgeschrittener Erkrankung längere Zeit oder können, nachdem sich der Hautkrebs zurückgebildet hat, ihre Medikamente absetzen. Modernen Therapien können meist sogar komplett ambulant erfolgen. Das erspart vielen Patientinnen und Patienten einen Klinikaufenthalt.

Als langjähriger Leiter des Hauttumorzentrums an der Charité haben auch Sie Patientinnen und Patienten betreut, deren Krebserkrankung erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt wurde. Wie sieht die Behandlung dann aus, und welche Heilungschancen gibt es?

Ich hatte das große Glück, dass wir hier in Berlin schon frühzeitig Studien anbieten konnten, die es uns erlaubten, Patientinnen und Patienten mit fortgeschritten Hauttumoren mit neuartigen Konzepten zu behandeln. Viele unserer Patientinnen und Patienten kommen noch Jahre später zur Nachsorge und genießen ein selbstbestimmtes Leben ohne Krebs. Ohne moderne Therapien, wären diese Erfolge nicht möglich. Und natürlich gehört auch ein entschlossenes und motiviertes interdisziplinäres Klinikteam dazu, das die individuellen Sorgen und Bedürfnisse der uns anvertrauten Menschen ernst nimmt. Das alles zusammen sind wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Behandlung.

Weitere Informationen rund um das Thema heller Hautkrebs finden Sie auf der Website der NVKH e.V.

Quellenangaben

1 KREBS IN DEUTSCHLAND FÜR 2017/2018 . NICHT-MELANOTISCHER HAUTKREBS . ZENTRUM FÜR KREBSREGISTERDATEN IM ROBERT KOCH-INSTITUT (HRSG). BERLIN , 2021. https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/kid_2021/kid_2021_c44_nicht-melanotischer-hautkrebs.pdf?__blob=publicationFile (LETZTER AUFRUF: 23.08.2022)

MAT-DE-2303757-1.0-08/23.

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