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    Leben mit Akne

    Foto: Privat // Grafiken: Elena Zahn

    Warum bist du an die Öffentlichkeit gegangen?

    Ich habe bereits sehr früh damit begonnen, mich auf Foren und Blogs rund um das Thema Akne auszutauschen. Das war 2014, ein Jahr in dem Social Media gerade groß im Kommen war.

    Damals kursierten im Internet noch einige gefährliche Pflege-DIYs und Hautpflege-Mythen. YouTuber*innen und Blogger*innen generierten ihre Aufrufe mit Tipps, wie Mayonnaise als Anti- Pickelcreme, Natron als Hautmaske oder die Zahnbürste, um Mitesser „wegzuputzen“. Für mich waren das alles keine hilfreichen Ratschläge. Im Gegenteil. Sie waren nicht für die empfindliche Gesichtshaut geeignet und konnten wohl kaum zu einer Besserung von Unreinheiten fühlen. Es fehlte im Netz an Expertise und insbesondere an hilfreicher Aufklärungsarbeit über die Haut, ihrer Funktionsweise und ihrer Verbindung mit der inneren Gesundheit. Diese Lücke wollte ich schließen. Öffentlich meine Hauptgeschichte zu erzählen und vor laufender Kamera darüber zu sprechen, war eine große Überwindung für mich. Doch es war mir wichtig, meine Erfahrung zu teilen. Ich wollte anderen zu erklären, wie sie besser und liebevoller ihre Haut pflegen können. Nie hätte ich erwartet, dass dies einmal zu meinem Beruf werden würde. Doch schon nach meinem ersten YouTube-Video trudelten Kommentare ein, die zu meiner Überraschung, voller positivem Feedback waren. Viele meiner Zuschauer*innen konnten sich mit meiner Geschichte identifizieren und fühlten sich endlich verstanden. Seitdem ist meine Community auf Social Media immer weiter gewachsen und dank dem Austausch mit meinen Abonnenten*innen habe ich viel Neues dazugelernt.

    Welche Ratschläge hast du für „Frischerkrankte“?

    Als Erstes rate ich immer zu einem Besuch bei der Hautärztin oder dem Hautarzt. Selbstdiagnosen und darauffolgende Selbstbehandlungen sind nicht immer ungefährlich. Eine ärztliche Begutachtung sollte bei neu auftretenden Hautproblemen in jedem Fall der erste Schritt sein. Die ärztliche Behandlung muss aber nicht das Einzige bleiben, was wir für unsere Haut tun. Viele Dinge, die in unserer Hand liegen, betreffen auch die Hautgesundheit und können eine Therapie ergänzen. Darunter Ernährung, Sport, alltägliche Gewohnheiten und die kosmetische Hautpflege. Es ergibt durchaus Sinn, sich selbständig mit der Haut zu beschäftigen, indem man Bücher darüber studiert, sich die Erfahrungen anderer anhört und eine eigene Hautpflegeroutine entwickelt. Diesen Artikel zu lesen, ist wohl ein guter Anfang. Am wichtigsten ist es aber, lieb zu sich selber zu sein und der Haut mit Fürsorge gegenüberzustehen, anstatt mit Feindseligkeit.

    Egal, wie sehr wir uns manchmal wünschen, unser Erscheinungsbild wäre ein anderes, Unreinheiten auf unserem Gesicht sollten nicht unseren Selbstwert bestimmen.

    Welche Faktoren spielen eine erhebliche Rolle für einen Schub?

    Es ist schwer diese Antwort kurzzufassen. Akne kann sehr kompliziert sein. Ich spreche daher auch immer gerne von einem Akne-Ursachen-Dschungel. Die Forschung zeigt uns immer wieder, dass Akne selten einen einzigen Grund hat, sondern dass hier viele innerliche sowie äußerliche Faktoren zusammenspielen. Das beginnt bei der Angst vor einer Prüfung oder einem Bewerbungsgespräch, wodurch Stresshormone ausgeschüttet werden, die Pickel sprießen lassen, bis hin zum Tragen einer Mundschutzmaske, die unsere sensible Hautschutzbarriere angreift, wodurch sich schädliche Hautbakterien leichter vermehren können und es zu einer Infektion kommt. Kurz gefasst würde ich jedoch sagen, dass es hauptsächliche die Hormone, der Darm, die Ernährung und die Psyche sind, die unseren Hautzustand ausmachen und eine erhebliche Rolle in der Entstehung von Akne spielen. Wir müssen Akne also ganz oft viel eher mit einem ganzheitlichen Blickfeld betrachten, anstatt nach einer einzigen Ursache zu suchen.

    Was war der Auslöser für die Akne? Gab es einen Zeitpunkt, der besonders schlimm für dich war?

    Ja, das gab es. Der schwerste Schub traf mich kurz nach dem Absetzten der Anti-Baby-Pille. Ironischerweise hatte ich sie ursprünglich wegen meiner Akne eingenommen und nun löste das,

    was mir hätte helfen sollen, einen noch viel schwereren Krankheitsverlauf aus. Ich bin dabei auch nicht die einzige. Häufig berichten mir Frauen von einer sehr unreinen Haut nach der Pille, die oft im Einklang mit dem Zyklus in regelmäßigen Schüben auftritt. Schuld daran sind die Hormone.

    Doch was genau man dagegen tun kann, bleibt in der Medizin bis heute unklar und viele Frauen sind mit ihrer hormonellen Akne sich selbst überlassen. Die Pille war aber nicht der ursprüngliche Auslöser meiner Akne. Bei mir fing es schon sehr früh an. Ab dem 13ten Lebensjahr. Das war eine klassische Pubertätsakne, die mild begann, aber später einen schweren Verlauf nahm. Anti- Pickel-Waschgels, -Cremes und selbst Medikamente, darunter Antibiotika und ein Anti-Akne-Gel zeigten keine oder nur kurzfristige Verbesserungen. Nichts davon stellte eine langfristige Lösung dar. Hätte ich damals schon mehr über Ernährung und Hautpflege gewusst, wäre diese Zeit in meinem Leben wohl sehr viel besser gelaufen.

    Was musst du bei deiner täglichen Hautpflege und im Bereich Make-Up beachten? PH-Neutralität? Nebenwirkungen?

    Ich meine jede und jeder Akne-Betroffene sollten zuerst verstehen, wie die Haut aufgebaut ist und wie ein Pickel überhaupt entsteht. Das erleichtert die Hautpflege erheblich. Ich habe dafür zwei Zeichnungen vorbereitet:

    Nehmen wir einen Querschnitt der Haut, sehen wir drei Hautschichten: die Oberhaut, Lederhaut und Unterhaut. Akne spielt sich hauptsächlich in der Oberhaut ab. Sie ist eine 0,03 bis 0,05 mm dicke „Wand“ und wird von der sogenannten Hornschicht bedeckt. Die Hornschicht besteht wiederum aus sich ständig ablösenden und neu regenerierenden abgestobenen Hautzellen. Wir können den Aufbau der Hornschicht mit einer Backsteinmauser vergleichen. Die einzelnen Backsteine repräsentieren die Hautzellen und der Zement steht für die natürlichen Hautlipide, die in unseren Talgdrüsen produziert werden und die toten Hautzellen zusammenhalten. Diese talgproduzierenden Drüsen sitzen in unseren Poren, die feinen Löcher auf unserer Haut. Bei einer Akne-Haut sind die Talgdrüsen meistens überaktiv und produzieren mehr Öl als nötig. Auch die Hautzellen teilen sich zu schnell.

    Das viele „Zement“ und die überschüssigen „Backsteine“ lassen die Hautoberfläche übermäßig verhornen und blockieren die Porenausgänge. Schädliche Bakterien können sich in den verstopften Poren aufgrund des fehlenden Sauerstoffs leichter vermehren und stellen für unser Immunsystem ein Reiz dar woraufhin eine Entzündungsreaktion auftritt. Auf der Haut bildet sich dies als geschwollene und gerötete Pusteln und Papeln ab.

    Die tägliche Hautpflege kann diese Pickelentstehung vorbeugen, wenn wir sie richtig einsetzten. Bei Akne, würde ich auf folgende Aspekte achten:

    Eine sanfte, tägliche Reinigung

    Eine tägliche Gesichtsreinigung und das Entfernen von Make-up ist wichtig. Doch es muss nicht immer eine Tiefenreinigung sein. Viel eher sollten wir unsere empfindliche Gesichtshaut schonen und mit milden Reinigungsprodukten, wie Mizellenwasser, ph-haut neutralen Waschlotionen oder der Öl-Reinigung von Schminke und Schmutz befreien. Am besten eignet sich lauwarmes Wasser zum Abwaschen und ein weiches Handtuch oder Wattepad zum Abtrocknen.

    Regelmäßiges Peeling

    Mit einer regelmäßigen Entfernung der abgestobenen Hautzellen und dem Talg, können Verstopfungen in den Poren und somit die Pickel vorgebeugt werden. Ich greife am liebsten zu chemischen Peelings. Darunter verstehen wir Säuren, die unsere Hornschicht auflockern und dabei die natürliche Schälung der Haut unterstützen. Sie wirken im Gegensatz zu physikalischen Peelings, wie Gesichtsbürsten oder Körnerpeelings sehr präzise und sind sanfter zur Haut. Zudem führen chemische Peelings zu einer Verbesserung und Glättung der Hautstruktur.

    Das Hautmikrobiom ausbalancieren

    Nicht zuletzt sind die Bakterien an der Pickelentstehung beteiligt. Doch auf unserer Haut leben nicht nur schädliche Bakterien, sondern auch viele nützliche, die wichtige Aufgaben erledigen. Sie regulieren unter anderem den ph-Wert der Haut, fördern die Wundheilung, schützen vor Infektionen und halten die Haut jung. Die Bakterien und anderen Mikroben auf der Haut nennen wir zusammen das Hautmikrobiom. In den letzten Jahren wurden es besser erforscht und daraus entstanden ganz neue Therapieansätze für viele Hautkrankheiten. Mit mikrobiotischen Wirkstoffen kann der Anteil von guten Bakterien auf der Haut erhöht werden, wodurch das Hautmikrobiom in Balance gerät und sich der Hautzustand bessert. Im Jahr 2018 brachte ich daher meine erste eigene Pflegecreme auf den Markt, die das Wachstum von guten Hautbakterien fördert. Dieser Ansatz ist noch sehr neu, erzielt aber bei mir und meinen Abonnenten*innen große Erfolge. Besonders bei Akne.

    Täglicher Sonnenschutz

    Üblicherweise meiden Personen mit öliger Haut Sonnencreme, da diese oft einen unschönen fettigen Film auf der Gesichtshaut hinterlassen. Vielen ist dabei aber nicht bewusst, dass Sonnencreme eine schützende Wirkung gegen Akne hat. UV-Strahlung setzt auf der Haut freie

    Radikale frei, die unseren Talg oxidieren lassen. Dadurch wird der Sauerstoffgehalt in dem Hautfett reduziert und das kreiert den perfekten Lebensraum für das Akne-auslösende Bakterium C. acnes. Sonnencreme hindert diesen Oxidationsprozess und kann so Akne vorbeugen. Außerdem ist die entzündete Akne-Haut sehr empfindlich gegenüber Sonnenlicht. Ohne Sonnenschutz kann es schneller zu Pickelmalen und Pigmentflecken kommen. Viele Dermatologen*innen empfehlen daher das Tragen von täglichem Sonnenschutzmittel mit mindestens 35 SPF. In der Apotheke und im Fachgeschäft gibt es einige Produkte, die speziell für unreine Haut entwickelt wurden und kein fettiges Gefühl hinterlassen. Idealerweise enthält die Sonnencreme zusätzlich Antioxidantien, wie beispielsweise Vitamin E, Vitamin C, Vitamin A, Resveratrol, Co-Q10 oder Grüntee-Extrakt.

    Make-up Tipps

    Foundation und Abdeckstifte können das Wohlbefinden von Akne-Betroffenen deutlich steigern. Make-up ist in der Regel zwar kein Auslöser von Akne, kann aber den Hautzustand verschlechtern. Wichtig ist daher, dass Pinsel und Schwämmchen regelmäßig gereinigt werden und dass Make-up vor dem Schlafengehen vollständig aber sanft entfernt wird. An Tagen zu Hause ist es am besten ungeschminkt zu bleiben.

    Welche Reaktionen musstest du in der Öffentlichkeit einstecken? Hast du Mobbing erlitten? Wie ist es heute?

    In meiner Schulzeit litt ich besonders unter meiner Akne. Ich nutze mein volles Haar als Versteck und verbargt mein Gesicht dahinter. Mit jeder Verschlechterung meines Hautbildes nahm mein Selbstwertgefühl ab. Damals musste ich definitiv die eine oder andere gemeine Bemerkung oder Gehänsel zu meiner unreinen Haut schlucken. Doch in Wahrheit glaube ich, dass wir oft selbst die größten Selbstkritiker sind und unser Erscheinungsbild viel strenger beurteilen, als andere das tun. Das Gut ist, dass wir daran etwas ändern können. Wir können entscheiden, wie wir uns  selber sehen und behandeln. Es braucht Zeit, die eigene Haut so zu akzeptieren, wie sie ist, aber wenn wir es schaffen und ehrlich meinen, erfolgt daraus mehr Selbstvertrauen und ein weitaus geringerer Leidensdruck.

    Welches Mittelmaß eignete sich für dich am Besten um die Akne im Zaum zu halten?

    Heute folge ich nicht nur meiner ausgetüftelten Hautpflegeroutine, sondern achte ebenso auf meine Ernährung und einen gesunden Lebensstil. Ich bin der Meinung, dass es ein Zusammenspiel aller meiner guten Gewohnheiten ist, die mir die reine Haut verschafft haben und bisher beibehielten. Natürlich wird hin und wieder ein Pickel aufspießen, doch damit komme ich gut zurecht. Zur Not greife ich zu meinem Abdeckstift und übermale damit die Rötung. Doch ich bin nicht mehr auf eine schwere Foundation angewiesen und fühle mich auch ungeschminkt mit meinen Makeln im Gesicht wohl.

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