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    Love yourself!

    Foto: @haut.gefluester

    Innerliche und äußerliche Narben. Die Bloggerinnen Bianca und Hanna erzählen im Interview über Selbstbewusstsein, Alltagstipps und Hoffnung mit der schmerzenden Hautkrankheit Akne.

    Bianca, du leidest unter Akne. Bitte erzähl uns doch einmal seit wann Du mit dieser Krankheit kämpfst.

    Drei Monate nach dem Absetzen der Pille (im Oktober 2018) begann sich mein Hautbild im Gesicht zu verändern. Zu Beginn zeigten sich trockene und geröteten Hautstellen, Pickel kamen zum Vorschein, doch das war erst der Anfang. Natürlich hatte ich darüber gelesen, dass es nach dem Absetzen der Pille, zu unreiner Haut kommen kann. Ich war also darauf vorbereitet und stand mit allen möglichen Hausmitteln parat. Aber es kam wesentlich schlimmer, als ich erwartet hatte. Große Unterlagerungen, welche teilweise mein Gesicht verformten und in weiterer Folge unglaubliche Schmerzen verursachten, ließen mich einen Dermatologen aufsuchen. Im März 2019 wurde bei mir die schlimmste Form der Akne diagnostiziert. Mein Leidensweg begann. Bei der Schulmedizin stieß ich schon gleich an meine Grenzen. Ich griff zu Antibiotika und Cortisontabletten, da die Schmerzen mir meine Lebensqualität raubten. All diese Medikamente brachten keinen Erfolg, nach dem Absetzen dieser, bemerkte ich eine drastische Verschlechterung der Akne. Die Schulmedizin bot mir nun ein weiteres, viel stärkeres Medikament als einzige Lösung an. Die möglichen Nebenwirkungen dieses Medikamentes öffneten mir die Augen und ich entschied mich gegen den Rat der Ärzte und griff zu keinem weiteren Medikament. Die Akne verschlimmerte sich und die Schmerzen nahmen zu. Trotz der Schmerzen und er psychischen Belastung, stand für mich fest, dass ich zu keinem weiteren Medikament greifen werde, denn ich war davon überzeugt, dass dies meine Lage ohnehin nur vorübergehend bessern würde und zusätzliche Nebenwirkungen mit sich bringen könnte. Ich übernahm endlich Selbstverantwortung und bildete mir meine eigene Meinung und so begann meine Reise, einen natürlichen Weg zu finden, um die Akne zu heilen.

    Bitte gebt nicht auf, auch wenn manchmal alles hoffnungslos erscheint! 

    Welche Maßnahmen ergreifst du aktuell, damit du die Akne bekämpfen kannst?

    Seit Juli 2019 beschäftige ich mich sehr intensiv mit dem Thema Ernährung und mittlerweile habe ich einen Weg gefunden, der mir guttut. Ich koche jeden Tag frisch und verzichte auf Milchprodukte, industriell hergestellten Zucker, Alkohol, Koffein und Gluten.

    Ende September 2019 machte ich meine ersten Erfahrungen mit der Traditionellen Chinesischen Medizin und heute kann ich sagen, dass mir dies bislang den größten Erfolg brachte. Seither gehe ich regelmäßig zu Akupunktur, nehme chinesische Kräuter, welche speziell an meine Bedürfnisse angepasst sind, zu mir und auch meine Ernährung ist mittlerweile teilweise an TCM angelehnt. 

    Einmal pro Monat fahre ich von Graz nach Salzburg für spezielle Akne-Facials und zusätzlich verwende ich einige sorgfältig ausgewählte Pflegeprodukte.

    Gibt es Behandlungsmöglichkeiten, die Dir besonders gut helfen?

    Ja, diese fand ich vorwiegend in der TCM – dazu zählen Akupunktur, Ernährung lt. TCM, Kräuterkunde und unterstützend Fußreflexologie lt. alter TCM.
    Auch durch regelmäßige Gesichtsbehandlungen bei einer Hautspezialistin in Salzburg verbessert sich mein Hautbild stetig.

    Wie geht dein Partner mit deiner Akne um? Ist es schmerzhaft, wenn man dein Gesicht berührt?

    Mein Freund sieht mich lachen und er kennt meine Tränen. Er weiß wie viel ich schon versucht habe und wie oft ich in einer Sackgasse gelandet bin. Er sieht wie sehr ich mich an kleinen Erfolgen erfreue und er sieht mich scheitern und ist da um mich aufzufangen. Er nahm mich an der Hand, als ich mich in der letzten Ecke verkriechen wollte und zog mich hoch, um mir zu zeigen, dass die Sonne auch für mich scheint. Er ist meine starke Schulter, wenn ich mal eine Pause brauche und mein Anker, wenn ich das Gefühl habe, es sei alle Hoffnung verloren. Er steht zu mir und dafür bin ich ihm unglaublich dankbar.

    Für mich war es am schwierigsten mit den Schmerzen der Akne umzugehen. Nachdem die Medikamente meine Haut zunehmend verschlechterten und ich danach gänzlich darauf verzichtete, konnte ich bloß abwarten, bis die Schmerzen wieder abklangen. Ich war auf mich selbst gestellt und hatte immer wieder Schwierigkeiten damit, die Hoffnung nicht zu verlieren. Der der Versuch mir das Gesicht zu waschen war unglaublich schmerzhaft. Durch große Zysten in der Wangengegend und hinter den Ohren, war es mir eine Zeit lang nicht möglich auf einer Gesichtseite zu schlafen. Unter der Dusche kamen mir die Tränen, wenn mich der Duschstrahl im Gesicht traf. Meine größte Herausforderung war es, diese Schmerzen zu überstehen – mittlerweile kann ich mein Gesicht wieder berühren, ohne dass ich vor Schmerz zurückschrecke.

    Akne hinterlässt nicht nur Narben im Gesicht, sondern sicherlich auch auf der Seele. Gibt es hier ein Geheimrezept, dass dir hilft, die Krankheit nicht zu sehr an dich heran zu lassen?

    Zu Beginn verabschiedete sich mein Selbstbewusstsein mit jedem neuen Tag, der anbrach und an dem ich mein Gesicht voller Akne im Spiegel sah. Ich habe mich gefragt, weshalb es ausgerechnet mich treffen muss, wo ich nicht rauche und trinke und mich gesund ernähre. Auf keine dieser Fragen fand ich eine Antwort und so begann ich langsam meine Situation und meine Haut zu akzeptieren und lernte, dass ich nur heilen kann, wenn ich mit meinem Körper zusammenarbeite und meinen aktuellen Hautzustand annehme.

    Auf Instagram habe ich keine einzige negative Nachricht erhalten und im wirklichen Leben gab es zwei Aussagen, die mir ewig in Erinnerung bleiben werden.

    Als ich das erste Mal einen Arzt aufsuchte und ich äußerte, dass ich versuche auch Make-up zu verzichten, versicherte dieser mir, dass Make-up die ohnehin katastrophale Lage wohl kaum verschlechtern könnte. Damals trafen mich seine Worte sehr, da ich zu Beginn ohnehin damit zu kämpfen hatte, die Situation zu akzeptieren.

    Der zweite unvergessliche Moment war als mir eine Bekannte mitteilte, dass sie auch vorhabe, die Pille abzusetzen und nun sehr hofft, dass sie nach dem Absetzen nicht so aussieht wie ich.

    Mir ist natürlich klar, dass sich keiner Akne wünscht, dennoch empfand ich diese Aussage wie einen Schlag ins Gesicht. Ich denke das viele Menschen vergessen, welch eine psychische Belastung eine Hautkrankheit wie diese mit sich bringt und welche Stärke es erfordert, nicht aufzugeben und täglich sein Gesicht der ganzen Welt zu zeigen. Wenn ich mich an meine wohl schlimmste Zeit zurückerinnere, kann ich noch immer die Blicke spüren, die mir zugeworfen wurden und das Getuschel hören, wenn ich mir im Bus einen Sitzplatz suchte.

    Jedes Wort und jeder Blick traf mich mitten ins Herz. Meistens ließ ich es mir nicht anmerken, manchmal weinte ich vor dem Einschlafen und manchmal vor dem Spiegel, manchmal heimlich und manchmal vor meinen Liebsten. Ich versuchte diese Worte nicht zu hören und die Blicke nicht zu spüren und alles einfach wegzulächeln, aber einfach war es nicht. Auf meiner Seele bleiben Spuren zurück und in meiner Erinnerung kann ich mich in all die unangenehmen Situationen zurückversetzen und sofort spüre ich ihn wieder, diesen Schmerz, den kein Mensch auf dieser Welt, aufgrund seines Aussehens je spüren sollte.

    Ich habe gute und schlechtere Phasen, aber das ist okay. Ich denke, man muss nicht 365 Tage im Jahr guter Dinge sein. Dennoch gebe ich der Hautkrankheit nicht die Macht, meinen Alltag zu bestimmen. Teilweise tut sie das natürlich, aber ich möchte mich durch die Akne nicht aufhalten lassen. Mein Leben geht weiter, ich kann nicht auf „Pause“ drücken und ich weiß auch, dass es auf dieser Welt so viel steinigere Wege gibt, als diesen hier.

    Welchen wertvollen Tipp kannst du an Andere weitergeben, welche ebenfalls unter Akne leiden?

    Bitte gebt nicht auf, auch wenn alles manchmal hoffnungslos erscheint! Bleibt euch selbst treu, für welchen Weg auch immer ihr euch entscheidet. Hört auf euren Körper, gebt ihm Zeit und all die Liebe, die ihr aufbringen könnt, denn uns allen steht in diesem Leben nur ein Körper zur Verfügung. Geht raus und genießt das Leben, egal in welcher Haut ihr steckt! Nehmt euch selbst nicht allzu ernst, denn wer über sich selbst lachen kann, hat doch schon gewonnen! Versteckt euch nicht, bloß weil ihr anders ausseht, sprecht oder andere Ziele verfolgt als eure Mitmenschen! Macht das Beste aus jeder Situation. Nehmt alle Gefühle an, die das Leben für euch bereithält und wächst mit jeder neuen Herausforderung ein Stück über euch hinaus. Verlässt eure Comfortzone – so wie ich es tat, als ich mein erstes Bild mit einem Gesicht voller Akne auf Instagram teilte.

    Sie möchten mehr über Bianca erfahren?

    Verfolgen Sie ihren inspirierenden Weg auf Instagram unter @haut.gefluester

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