Skip to main content
Home » Krankheitsbilder » Hautsache » Meine Haut ist bunt – na und!
  • Hautsache

    Meine Haut ist bunt – na und!

    Foto: Privat

    Dr. Bernd Neidl ist einer von etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland mit einer Schuppenflechte (Psoriasis). Mit dem von ihm 2017 gegründeten Internetportal farbenhaut.de informieren er und seine Mitstreiter rund um die chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen Psoriasis und Neurodermitis – auch, um Akzeptanz für Betroffene zu schaffen. Im Interview erklärt Dr. Neidl, wie es ihm gelingt, mit seiner bunten Haut gut zu leben.

    Dr. Bernd Neidl

    Gründer von farbenhaut.de und selbst Psoriasis-Patient

    Dr. Neidl, wann hat sich Ihre Schuppenflechte erstmals gezeigt und welche Rolle spielt sie bis heute in Ihrem Alltag?

    Meine Krankheitsgeschichte beginnt im Grunde schon vor meiner Geburt, denn in meiner Kernfamilie gab es bereits Fälle von Schuppenflechte. So waren meine Eltern recht gelassen, weil sensibilisiert, als sich bei mir im Kleinkindalter erste Anzeichen (Symptome) der Hauterkrankung an den Füßen zeigten. Die familiäre Vorbelastung führte bei mir auch schnell zur eindeutigen Diagnose – anders als bei vielen anderen Betroffenen, die mitunter jahrelang leiden und von Arzt zu Arzt wechseln, bis ihnen endlich ihre Schuppenflechte bescheinigt wird und sie die passende Therapie starten können. Zu häufig noch wird die erbliche Hauterkrankung mit anderen Hautkrankheiten oder akuten Erkrankungen verwechselt.

    Ich hatte das große Glück, dass meine Eltern mir ein gesundes Selbstvertrauen und Gelassenheit im Umgang mit meiner stellenweise kranken Haut mitgaben. Meine Haut war bunter als die Haut anderer – na und! Das störte mich aber eher wenig, ich ging damit  trotzdem ins Schwimmbad, auch wenn ich deswegen einmal schräge Blicke erntete oder mir Fragen zu meiner Haut gestellt wurden. Ich weiß aber, dass andere Betroffene das leider ganz anders erleben. Noch gibt es viele Vorurteile gegenüber kranker Haut, die meisten resultieren aus Unwissenheit. 

    Die extra Portion Hautpflege, die ich zuhause bekam, nahm ich stets gelassen hin. Mit der Pubertät verschlechterte sich mein Hautbild etwas mehr. Doch wirklich beeinträchtigt hat auch das mich nicht. Das änderte sich mit dem Erwachsenwerden etwas: Heute, mit 37, gibt es neben dem allgegenwärtigen Jucken immer wieder alltägliche Situationen, wo meine Schuppenflechte sich unangenehm bemerkbar macht. Zum Beispiel, wenn ich mich bücke, um etwas aufzuheben, oder wenn ich etwas trage: Dann schmerzen die Stellen in den Kniekehlen oder an den Ellenbogen. Die Haut ist dort trotz regelmäßiger Pflege sehr trocken, reißt beim Dehnen schnell und die Minirisse brennen teils sehr. 

    Aber: Meine Schuppenflechte hat mich noch nie limitiert – vor allem deshalb nicht, weil ich das nicht zulasse. 

    Das müssen Sie uns erklären! 

    Gern. Ich bin davon überzeugt, dass Leid, hier: krankheitsbedingtes, großteils im Kopf entsteht. Das tatsächliche körperliche Leid, das zweifelsohne da ist, macht im Leidmix dagegen oft nur einen kleineren Teil aus. 

    Ich habe meine bunte Haut und ihre Nebenwirkungen von Anfang an als für mich „normal“ akzeptiert und mich damit bestmöglich arrangiert. Ich lasse nicht zu, dass die kranke Haut mich belastet oder gar meinen Alltag beeinträchtigt. Wobei ich meine Krankheit immer ganzheitlich (holistisch) sehe: Ich kenne viele meiner Trigger, also meine persönlichen Auslöser beziehungsweise Verstärker des Krankheitsverlaufs und richte meinen Lifestyle (Ernährung, Stresslevel) entsprechend aus. Mein Ziel ist es, ein Leben mit Schuppenflechte zu führen, in dem ich nicht abhängig von der Schulmedizin und ihren Medikamenten bin. Das heißt selbstverständlich auch, dass ich mich ärztlich behandeln lasse, wenn es meiner Haut phasenweise schlecht geht und mein Leidensdruck sehr hoch ist – die modernen schulmedizinischen Akutmittel wirken sehr gut: Leiden muss heutzutage daher niemand mehr.

    Mit diesem Umgang mit meiner Schuppenflechte ermächtige ich mich selbst und gebe mich nicht ohnmächtig der Krankheit hin. Ich bin so keineswegs machtlos. Denn mein Wissen zur Krankheit ist meine Macht – hier kommt der Pädagoge in mir dann doch sehr durch (lacht) – damit kann ich etwas für mich und meine Haut machen! 

    Warum haben Sie Ihr Internetportal gegründet und wie helfen Sie mit farbenhaut.de anderen Betroffenen? 

    Ich suchte damals nach Informationen zu Psoriasis und war mit dem unzufrieden, was ich im Netz fand. Also schuf ich eine Plattform, die von Schuppenflechte und Neurodermitis Betroffene, ihre Angehörigen und Menschen in ihrem Umfeld fundiert informiert. Auf farbenhaut.de bieten wir Wissen, Erfahrungsberichte, Austausch, digitale Tools wie unseren Risiko-Rechner und mehr – kurz: vieles, was den Menschen hilft, die Krankheiten besser zu verstehen und gut mit ihnen zu leben. Denn darum geht es letztendlich – um ein gutes Leben mit Schuppenflechte & Co..

    Sie möchten mehr erfahren?

    Weitere Informationen finden Sie unter www.farbenhaut.de

    Next article