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    Was braucht die Haut?

    Foto: atk work via Shutterstock.com

    Gesunde Haut braucht sehr viel weniger, als man denkt. Was der Haut guttut, was ihr eher schadet und warum Küssen aktive Hautpflege ist, verrät Dr. Yael Adler, Dermatologin in privater Praxis in Berlin-Grunewald.

    Dr. med. Yael Adler

    Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Venenheilkunde und Ernährungsmedizin (DGEM)

    Instagram: docyaeladler

    Die Haut ist das größte Organ des menschlichen Körpers. Was sind ihre wichtigsten Funktionen?

    Sie ist unsere schützende Hülle. Die Haut schließt Feuchtigkeit ein und verhindert das Eindringen von Viren, Pilzen, Bakterien, Giften oder Allergenen. Zudem ist sie unser größtes Sinnesorgan, sie leitet Reize weiter wie Berührungen, Vibration, Kälte, Wärme oder Schmerz.

    Die Haut ist auch ein Sexual- und Kommunikationsorgan, Gefühle kommuniziert die Haut auch über Verfärbung. Wir werden vor Schreck blass, haben Stressflecken oder laufen rot an vor Wut. Mimikfalten sagen etwas über unsere Stimmung aus, die Mimik unterstützt zudem unsere verbale und die Körpersprache. Und dann ist sie auch ein Spiegel unserer Gesundheit, sowohl der körperlichen als auch der psychischen. Wenn man im Dauerstress ist, dann können Akne und Schuppenflechte verstärkt und die Gürtelrose ausgelöst werden.

    Eine Klimaanlage ist die Haut außerdem. Durch Schwitzen hilft sie bei der Temperaturregulation; eine Weitstellung der Blutgefäße hilft bei Hitze die Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Wenn die Hautgefäße enggestellt sind, wird das Blut wieder in die Tiefe des Körpers zurückgeleitet und die Körpertemperatur geht nicht verloren über die Haut. Die Haut produziert 30 Hormone.

    Welche Hauttypen gibt es und was sagen sie über unsere Haut aus?

    Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist die Pigmentierung. Hellhäutige haben wenig stark schützendes Melanin, damit genug UV-Licht durchdringt und in der Haut das lebenswichtige Vitamin D gebildet werden kann. Dunkle Hauttypen sind besser vor Sonne geschützt. Asiatische Haut bildet in der Regel weniger Körpergeruch aus, weil ein bestimmtes Transportprotein für Geruchsstoffe fehlt. Man unterscheidet auch trockene und fettige Haut. 

    Wie viel Pflege benötigt die Haut? 

    Gesunde Haut braucht gar nicht so viel Pflege, sie kann vieles alleine. Haut reinigt sich selbst, sie produziert ihren eigenen Säureschutzmantel zur Abwehr durch ein starkes Hautmikrobiom, also schützende Türsteher-Bakterien. Über Schweiß und die Durchschleusung von Wasser lagert sie Feuchtigkeit ein. Fette aus Oberhaut, der Epidermis, und Talgdrüsen ergeben eine eigene, einzigartige Pflegecreme. Wenn man das weiß und schützt und die großen Flächen der Haut nur mit Wasser wäscht, dann kann man von diesen hauteigenen Mechanismen profitieren. 

    Worauf sollte man beim Kauf von Cremes und Pflegeprodukten besonders achten? 

    Weniger ist mehr. Ich rate zu sparsamem Einsatz, auch die Inhaltsstoffe sollten möglichst wenige sein. So kann man auch bei einer Unverträglichkeit schneller herausfinden, woran es liegt. Man muss nur an Stellen nachhelfen, an denen die Haut besonders trocken ist und spannt. Harnstoff z. B. hilft bei der Befeuchtung. Wenn man Waschsubstanzen nutzt, sollten diese mild und frei von Farb-, Duft- oder Konservierungsstoffen sein. Kokos- oder Zuckertenside sind pflanzlichen Ursprungs und sind auf einen sauren pH-Wert eingestellt, sie zerstören den Säureschutzmantel nicht. Alkalische Seifen stören diesen für mehrere Stunden.

    Mineralöle enthalten krebserregende Substanzen. Sie ähneln nicht dem natürlichen Hautfett und haben einen Folieneffekt, der zwar gewünscht ist, wenn man bestimmte Wirkstoffe tief in die Haut einschleusen möchte, aber als Pflege nicht optimal geeignet sind.

    Am besten sind Cremes, die mit haut-ähnlichen Lipiden ausgestattet sind, zum Beispiel aus der Sheabutter. Diese Fette sind etwas teurer, benötigen aber keine klassischen Emulgatoren oder Konservierungsmittel und sind sehr gut hautverträglich. Sie können fehlendes Hautfett ersetzen und dazu beitragen, die Haut zu reparieren und die Hautbarriere von außen zu stärken. Wichtig ist auch Sonnenschutz, um Faltenbildung und das Risiko für Hautkrebs zu reduzieren. Hellhäutige benötigen eine Sonnencreme mit Faktor 50, sie sollten Mittagssonne vermeiden und sich im Schatten aufhalten. Auch dunkle Haut wird durch Sonnenschutz vor vorzeitiger Hautalterung bewahrt. Ein Hut mit breiter Krempe, eine Sonnenbrille und dicht gewebte lockere Kleidung helfen ebenfalls.

    Wie kann man seine Haut jung und straff halten?

    Sonne und Solarium sind Alterungs-beschleuniger, diese sollte man meiden. Um Vitamin D selber in der Haut zu bilden, kann man Bauch, Rücken oder Unterschenkel ein paar Minuten der Sonne aussetzen, möglichst nicht das Gesicht. Rauchen und Alkohol beschleunigen die Hautalterung. In Städten ist auch Feinstaub ein großes Problem, der die Haut altern lässt. Gut hingegen sind Stressabbau und Berührungen – Liebe,  Lachen und alles, was die Seele glücklich macht – und natürlich eine gesunde Ernährung mit prä- und probiotischen Nahrungsmitteln.

    Welche Rolle spielt die Ernährung für die Haut?

    Industriell verarbeitete Lebensmittel haben oft zu wenig Ballaststoffe, die wir für eine gesunde Darmflora brauchen. Die Darmflora produziert Vitamine, anti-entzündliche- und Anti-Aging-Stoffe, man sieht der Haut an, wenn man wenig Ballaststoffe isst. Zucker, Weißmehl und Fastfood mit gehärteten Transfetten fördern Entzündungen und Verklebungen und beschleunigen die Hautalterung. Zu viel Kuhmilch kann fettige Haut und Pickel verursachen und steht auch in Verdacht, in größeren Mengen krebserregend zu sein, da sie Stoffe enthält, die das Wachstum fördern, auch das von manchen Krebszellen. Milch in fermentierter Form wie Joghurt, Kefir oder Buttermilch ist besser, da die hier enthaltenen Bakterien und Hefen den Darm stärken. Gut für die Haut ist pflanzliche Kost mit Vitaminen, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffen wie Farb- und Bitterstoffen. Mit diesen kann man die Haut von innen schützen, dann braucht die Haut von außen nicht mehr viel. Auch Omega 3-Fettsäuren sind gut, sie wirken antientzündlich.

    Der Winter rückt näher – haben Sie Tipps, wie man seine Haut an kalten Tagen schützen kann?

    Der Wechsel aus heiß und kalt beim Saunieren trainiert die Gefäße. Da die Luft im Winter nicht nur kälter, sondern auch trockener ist, sollte man das Gesicht nicht mit Seife, sondern besser mit Wasser waschen und die Hände, mit milder seifenfreier Waschsubstanz reinigen. Man kann mit etwas Creme nachhelfen, wenn die Haut zu trocken wird. Sheabutter funktioniert im Winter als Salbe gut, da sie wasserfrei ist und auf der Haut nicht friert und auch Vitamin A und E enthält. Lippen haben keine Talgdrüsen, gut sind auch hier zur Pflege natürliche Wachse und Lipide. Küssen ist übrigens wunderbar, um die hauteigenen Fette zu verteilen. Bitte nur nicht zu nass küssen.

    BUCHTIPP

    “Haut nah“

    Die Haut beschäftigt uns täglich: Pflege, Alterung, Allergien, Anti-Aging, Sonne.Sie ist knapp zwei Quadratmeter groß und schützt uns davor, zu überhitzen.
    Sie umhüllt alles, was wir in uns tragen, ist ein hochsensibles Kommunikationsmittel. Keine Erregung, kein Sex – ohne unsere Haut.

    Die Ärztin Dr. med. Yael Adler
    rückt unserer Haut zu Leibe und erklärt alles, was man über sie wissen will.

    https://www.droemer-knaur.de/doktor

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