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Autoimmunerkrankungen sind nach Krebs und Herz-Kreislauf-Leiden die dritthäufigste Gruppe der Krankheiten – und sie sind weiter auf dem Vormarsch. Bislang sind 140 verschiedene Formen von Autoimmunerkrankungen bekannt und allein in Deutschland sind 10 bis 15 Millionen Menschen davon betroffen. Eine besondere Bedeutung haben dabei die chronisch-entzündlichen Erkrankungen.

Das Problem bei der Autoimmunerkrankung: Normalerweise schützt das Immunsystem den Menschen vor Viren, Bakterien oder anderen Fremdstoffen. Bei der Autoimmunkrankheit kann es jedoch zwischen dem eigenen und dem fremden Stoff nicht mehr richtig unterscheiden. In der Folge greift es plötzlich das körpereigene, gesunde Gewebe an. Entweder richtet es sich gegen ein bestimmtes Organ, wie zum Beispiel die Schilddrüse oder den Darm. Es kann aber auch gegen das gesamte Immunsystem vorgehen.

Gestörtes Gleichgewicht

Bei den chronisch-entzündlichen Erkrankungen ist dann das Gleichgewicht zwischen entzündungsfördernden und -hemmenden T-Zell-Subtypen gestört. Das ruft im Gewebe des Betroffenen eine permanente Entzündung hervor und schädigt es langfristig. Da es sich bei den chronisch-endzündlichen Erkrankungen um eine systemische Erkrankung handelt, leiden die Betroffenen oft an anderen Krankheiten dieser Gruppe. Ein Mensch mit Schuppenflechte hat zum Beispiel ein erhöhtes Risiko, zusätzlich einen Morbus Crohn oder eine Psoriasis-Arthritis zu entwickeln. In Deutschland leiden allein mehr als 320.000 Menschen an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Patienten klagen unter anderem über Bauchschmerzen, häufige, zum Teil blutige Durchfälle sowie unter Gewichtsverlust und Schwäche. Bei der Psoriasis, der so genannten Schuppenflechte, verläuft die entzündliche Hautkrankheit oft in Schüben. Die Veranlagung dafür ist erblich. Stress und Umweltfaktoren können Einfluss auf ihren Verlauf nehmen. Rund 20 Prozent der Menschen, die an Psoriasis erkranken, entwickeln zusätzlich eine Psoriasis-Arthritis – eine entzündliche Erkrankung der Gelenke.

Schmerzen und Erschöpfung im Alltag

Erschwerend kommt neben der Krankheit hinzu: Das Ausmaß und die Folgen der Erkrankung sind den meisten Menschen nicht bewusst. Sie kämpfen mit Schmerzen, Erschöpfung und der Unfähigkeit, den Alltag zu bewältigen. Außerdem haben sie im Vergleich zu Gesunden eine höhere Rate an Begleiterkrankungen. Die Stigmatisierung, Isolation und verringerte Leistungsfähigkeit dieser Betroffenen belasten häufig auch deren Freunde und Familienangehörige.

Innovative Therapien

Die gute Nachricht: Inzwischen stehen innovative Therapien zur Verfügung, mit denen zumindest die Lebensqualität der Betroffenen stark verbessert werden kann. Obwohl diese Erkrankungen chronisch und damit nicht heilbar sind, lassen sich die Beschwerden in den meisten Fällen mit der passenden Behandlung wenigstens effektiv lindern.

Fachübergreifende Zusammenarbeit

Forscher sind aber deshalb verstärkt fachübergreifend vernetzt. In der Immunologie hat sich die Perspektive deshalb verändert – vom Fokus auf die einzelne Erkrankung hin zu einem übergreifenden Blick auf immunologische Entzündungsprozesse. Auch in der klinischen Versorgung arbeiten die Ärzte der einzelnen Fachdisziplinen wie Gastroenterologie, Rheumatologie oder Dermatologie immer enger zusammen. Wichtiges Ziel ist dabei mehr Hoffnung auf Beschwerdefreiheit für die Patienten.

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