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    Egal wie du über Krebs sprichst – Hauptsache, du tust es!

    Foto: Biancaneve MoSt via Shutterstock.com

    Reden wir übers Wetter. Über Urlaubsziele und Benzinpreise. Aber bevor wir das tun, lasst uns über Krebs sprechen. Darüber reden wir nämlich immer noch zu wenig. Warum das so ist? Tjaahaaa, das ist in der Tat mehr als nur verwunderlich.

    Martina Hagspiel

    Frontfrau Kurvenkratzer GmbH und Herausgeberin Kurvenkratzer Magazin, Vorsitzende Verein InfluCancer und Patient Advocate

    Ob es die Angst vor dem personifizierten Tod ist, zu viele Krebsklischees, Vorurteile, Bilder von Frauen mit Glatze oder einfach Sprachlosigkeit und Ohnmacht. Krebs ist in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabu. Fakt. Die gute Nachricht: Die meisten überleben das Miststück.

    Systemerkrankung 

    Krebs wirkt nicht nur in das Leben der Patient:innen, sondern auch in das der Angehörigen und Zugehörigen. Sei es die Arbeit, Freunde, Familie – alle müssen lernen, mit der neuen Situation umzugehen. Vor ewigen Zeiten erkannte Hippokrates in einer Geschwulst die Form eines Tierchens und benannte den Krebs. Fast Forward. 2.700 Jahre später reden wir offen über tiefe Abgründe sexueller Vorlieben, aber wenn Onkel Rainer sich schon zum zweiten Mal mit dem Darmkrebs rangelt, dann wird das in der Familie mit etwas leiserem Ton, schräger Kopfhaltung und einem traurigen Gesichtsausdruck besprochen. Ist ja auch traurig. Aber tabuisieren hilft ihm auch nicht.

    Nicht nicht kommunizieren!

    Das offene Gespräch ist unerlässlich. Aber Achtung, Krebs ist nicht gleich Krebs. Ein Beispiel? 60 Brustkrebsfälle sind 60 unterschiedliche Krebsfälle und Verläufe, obwohl immer dasselbe Wort verwendet wird. Informiere dich zuerst über die konkret vorliegende Krankheit und ihre Auswirkungen auf das Leben. Zugehörige fragen besser nicht ständig nach Ursachen, Heilungschancen oder dem Warum. Eine Begleitperson, die in den medizinischen Gesprächen mitdenkt und mitschreibt, ist viel besser.

    Was du stattdessen tun kannst:

    Hab keine Angst und gehe offen mit der Situation um. Frage nach und achte darauf, was der krebskranke Mensch aktuell braucht. Bleibt eine Antwort aus, dann ist Eigeninitiative angesagt! Ob du Begleitperson für Behördenwege, Fahrer:in, Haushaltshelfer:in, Babysitter:in oder Ablenkung und Spaziergangsbegleiter:in bist. Lass dir was einfallen, komme ins Tun und schaffe Erleichterung im Alltag. Und wenn es mal gar nicht mehr geht, holt euch psychoonkologische Hilfe.

    Humor ist Urlaub für die Seele

    Eine Krebserkrankung soll langfristig nicht das gesamte Leben und die Familie rund um die Uhr bestimmen. Nur wer selbst genug Energie hat, kann ausreichend für eine erkrankte Person da sein oder eine Krankheit gut durchhalten. Wir von Kurvenkratzer sehen das einfach. Sollte uns jemand fragen, wie man über Krebs redet, dann sagen wir: laut, unverblümt und mit einer gesunden Prise schwarzem Humor. Wir treten an, um der Sprachlosigkeit, die so oft mit der Diagnose Krebs einhergeht, liebevoll in den Allerwertesten zu treten. Wir glauben an die heilsame Kraft der Kommunikation, gerade dann, wenn es schwierig wird. 

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