Wir sprachen mit Prof. em. Dr. Dr. h.c. Hans G. Beger, Gründer und Vorstand der Hans Beger Stiftung „Kampf dem Bauchspeicheldrüsenkrebs“.

Prof. em. Dr. Dr. h.c. Hans G. Beger
Gründer und Vorstand der Hans Beger Stiftung Kampf dem Bauchspeicheldrüsenkrebs
Herr Prof. Beger, die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs trifft Betroffene mit voller Wucht. Was macht diese Krebserkrankung so tückisch?
Nicht nur die Angst vor einer Unheilbarkeit der Erkrankung, sondern auch die einschneidende Krebstherapie machen Bauchspeicheldrüsenkrebs zu einer schwer erträglichen Lebensveränderung. Nur etwa einem Drittel der Erkrankten kann durch eine Operation in Kombination mit Chemotherapie wirksam geholfen werden. Lediglich ca. 12 % der Patienten haben die Chance, länger als fünf Jahre nach einer Operation zu überleben. Zwei Drittel der Patienten haben ein weit fortgeschrittenes, fast immer metastasiertes Tumorstadium. Wenn der Patient erstmals Beschwerden durch den Tumor hat, besteht der Krebs bereits ca. drei bis fünf Jahre als klinisch stumm wachsender Tumor.
Was verstehen wir heute über die Entstehungsmechanismen dieser aggressiven Krebsart, und warum ist es so wichtig, die Forschungsarbeit weiter voranzutreiben?
Bauchspeicheldrüsenkrebs entwickelt sich aus gutartigen Vorstufen. Ein Krebstumor der Bauchspeicheldrüse von 2 cm Größe – ein 2A-Stadium mit Heilungschancen nach radikaler Tumorentfernung – besteht zu etwa 10 % aus Karzinomzellen, ca. 20-30 % sind Karzinomhelferzellen. Etwa 50% der Tumormasse besteht aus extrazellulärer Bindegewebsmasse, die die Krebszellen wie ein Schutzwall vor dem Eindringen der Wirkstoffe der Chemotherapie und den körpereigenen Immunabwehrzellen abschirmt. Die wenigen molekularen Forschungsinstitute in Deutschland arbeiten an der Aktivierung der Immunabwehrzellen und Durchbrechung des Bindegewebswalls. Ein besonderer Fortschritt in der Forschung wurde erreicht, auch durch die Förderung der Hans Beger Stiftung: Patienteneigene Pankreaskrebszellen werden im Labor gezüchtet (sogenannte Organoide) und die, vor allem in Hinblick auf den Wirkungsgrad der Chemotherapie, am stärksten wirksamen Medikamente können durch Austestung bestimmt werden.
Welche Rolle spielen gutartige Vorstufen des Bauchspeicheldrüsenkrebses und welches Potenzial birgt ihre möglichst frühe Entdeckung?
Gutartige, zystische Neoplasien und neuroendokrine Bauchspeicheldrüsentumore haben ein prämalignes Potential zur Entwicklung eines metastasierenden Bauchspeicheldrüsenkarzinoms. Durch hochsensible CT-Untersuchungen und Labormethoden kann das Risiko der Umwandlung eines gutartigen Tumors in ein Karzinom mit zunehmender Treffsicherheit festgestellt werden.
Operative Entfernung eines gutartigen, in Umwandlung zum Karzinom befindlichen Tumors ist krebsvorbeugende Therapie
Wie sehen die aktuellen therapeutischen Möglichkeiten aus, und welche Rolle spielen innovative Ansätze wie z. B. die Immuntherapie?
Das derzeit stärkste Chemotherapeutikum zur Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs bewirkt bei Patienten nach radikaler Krebsoperation eine lange krebsfreie Überlebensperiode und, in Abhängigkeit vom Metastasierungsgrad, eine Lebensverlängerung von 1,5 bis 4,5 Jahren. Derzeit ist ein Wandel in der Therapie zu verzeichnen mit der Kombination von Chemotherapeutika und Immuntherapie. Sogenannte Checkpointblocker und andere Immuntherapeutika, wie mRNA-Antikörper zeigen im Einsatz bei bestimmten, allerdings kleinen, Patientengruppen gute Erfolge in Bezug auf Lebensverlängerung und krankheitsfreier Phase.
Derzeit findet ein Wandel in der Therapie statt: 1. Chemotherapie vor einer Operation (neoadjuvant), 2. Kombination von Chemo- und Immuntherapie nach der Krebsoperation (adjuvant) oder 3. bei nicht operablem Tumorstadium.
Das Ziel der Immuntherapie ist die Durchbrechung der hemmenden Wirkung der Krebszellen auf die körpereigenen Abwehrzellen und die Aktivierung der patienteneigenen T-Lymphozyten und natürlichen Killerzellen, die Durchbrechung des Abwehrwalles um die Krebszelle und die Inaktivierung der Krebshelferzellen. Der Forschung des Memorial Sloane Kettering Cancer Centers in New York ist es gelungen, bei 19 Krebspatienten nach operativer Entfernung des krebstragenden Bauchspeicheldrüsenteils mit einer Checkpointinhibitortherapie in Kombination mit Chemotherapie eine signifikante Immunantwort zu erzeugen und ein längeres, rückfallfreies Überleben zu erreichen. Bei Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs, die Träger einer bestimmten Keimbahnmutation und einer somatischen Mutation des tumorstimulierenden KRAS-Proteins sind, ist durch eine gezielte, effektive Therapie mit einem Reparaturprotein in Kombination mit einem Chemotherapeutikum eine eindeutige Wirkung mit Stillstand der metastasierten Krebserkrankung erreichbar. In Deutschland ist durch die Entwicklung eines gezielten Antikörpers gegen die Krebszelle der Bauchspeicheldrüse eine mRNA-Therapie in Kombination mit einer Chemotherapie ein neuer Weg beschritten worden, der zu einer neoantigenspezifischen T-Zell-Antwort geführt hat mit starker Vermehrung der abwehrfähigen T-Zellen.

Kampf dem Krebs der Bauchspeicheldrüse
In Deutschland erkrankten im Jahr 2025 ca. 21.000 Menschen neu an Bauchspeicheldrüsenkrebs; eine alarmierende Steigerung um jährlich ca. 1.000 Neuerkrankungen. Nur etwa einem Drittel der Erkrankten kann durch eine Operation in Kombination mit Chemotherapie wirksam geholfen werden; zwei Drittel haben ein weit fortgeschrittenes, meist metastasiertes Tumorstadium, und eine Operation kann nicht mehr helfen.
Die chirurgische Therapie mit vollständiger, lokaler Karzinomentfernung in Kombination mit präoperativer und/oder postoperativer Chemotherapie bewirkt zwar heute einen Überlebenszeitgewinn von 2 – 4 Jahren. Die große Krebsoperation ist jedoch mit Risiken und die Chemotherapie, auch in Kombination mit Immuntherapie, mit erheblichen, die Lebensqualität einschränkenden Nebenwirkungen verbunden.
Die Hans Beger Stiftung „Kampf dem Bauchspeicheldrüsenkrebs“ widmet sich seit 1991/2003 der Hilfe von Patienten, die durch diese Krebserkrankung in Not geraten sind. Neben der unabhängigen Beratung von Patienten wirbt die Stiftung Spendengelder ein und konnte durch den Erhalt von Großspenden Forschungsprojekte an den Universitäten München (TUM), Ulm, Ulm/Heidelberg und Charité Berlin substanziell fördern. Weitere Forschungsförderung ist unser Ziel.
Ich habe persönlich über 2.000 Operationen an der Bauchspeicheldrüse ausgeführt und feststellen müssen, dass ich bei Patienten mit Krebs der Bauchspeicheldrüse als Chirurg selten Heilung von der Krebserkrankung, häufig leider nur Lebensverlängerung erreichen konnte.

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