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    Ich bin heute stärker denn je

    Foto: Frank Lübke Photography

    Mein Name ist Yvette. Vor sechs Jahren wurde bei mir eine sehr aggressive Form von Brustkrebs diagnostiziert. Ich war damals gerade einmal 28 und vor Kurzem Mutter geworden, als ich beim Duschen ein Knötchen in der Brust bemerkte.

    Wann hattest du das erste Mal das Gefühl, dass es dir nicht gut geht?

    Das war in der Phase des Abstillens meines Sohnes, als er 13 Monate alt war, Ende August 2014. Leider war meine Frauenärztin damals im Urlaub und ich konnte es nicht direkt abklären. Freunde und Familie wollten mir damals die Angst nehmen und sagten, dass Verhärtungen während des Abstillens völlig normal seien. Nur mein Mann, der war da eher skeptisch, blieb hartnäckig und wollte, dass ich das abklären lasse.

    Und dann?

    Als meine Gynäkologin dann wieder zurück war, diagnostizierte sie ein Fibroadenom (Anm. d. Red.: eine relativ häufige gutartige Neubildung in der Brustdrüse, die einzeln oder in Mehrzahl in einer oder beiden Brüsten auftreten kann und meist Mädchen und Frauen im reproduktionsfähigen Alter betrifft). Für sie war ich für Krebs viel zu jung. Allein mein Mann vertraute dieser Aussage nicht, denn in der Vergangenheit musste er mit einer Freundin schon einmal durch das Thema Brustkrebs gehen. Gott sei Dank, muss ich heute sagen, denn so erhielt ich eine Überweisung für ein Brustzentrum. Aber auch hier musste ich noch einmal neun Wochen warten, da aufgrund der Vordiagnose keine Dringlichkeit gesehen wurde.

    Als ich aber nach sieben Wochen von einem B-Körbchen zu einem E-Körbchen „mutiert“ bin und sieben Tage vor dem Termin im Brustzentrum mein Arm wie gelähmt war, entschloss ich mich kurzerhand, ins Krankenhaus zu fahren. Dort fand man neun Metastasen in der Größe von fünf bis 17 cm, jedoch war der Tumormarker negativ und alle Knoten nicht unscharf begrenzt. Alles sprach gegen Krebs und dennoch blieb der Arzt skeptisch und veranlasste weitere Untersuchungen. 

    Ein Wochenende später erhielt ich dann doch die Diagnose für eine sehr seltene und aggressive Form des Mammakarzinoms – im Endstadium.

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    Wie fühlen sich die dann folgenden Tage in deiner Erinnerung noch heute an?

    Danach gingen meine Ohren auf Durchzug und ich kann mich an nichts danach mehr erinnern, nur noch, dass ich im Aufzug zusammengebrochen und wie in Trance dann mit meinem Mann zu meinen Schwiegereltern gefahren bin, wo unser Sohn auf uns wartete.

    Die Tage bis zur ersten Chemotherapie lagen wie Blei auf meinen Schultern. Ich hatte dauerhaft Angst und Panikattacken. Ich hatte große Angst davor, meinen Sohn nie aufwachsen zu sehen, ihn niemals mehr berühren und seinen Geruch in meiner Nase spüren zu können. Ich entwickelte immer mehr Angst vor dem Tod, was noch heute ein Riesenthema für mich ist. Mir ging es körperlich sehr schlecht. Diese Zeit war die schlimmste Zeit meines Lebens, und ich glaube, dass ich es so nicht noch einmal durchstehen könnte.

    Foto: Frank Lübke Photography

    Wie hast du das Thema deinem Kleinen erklärt oder nähergebracht?

    Mailo war zu diesem Zeitpunkt viel zu klein, um es ihm zu erklären. Er war am Tag der ersten Chemotherapie 15 Monate alt. Er ist sozusagen in das Thema reingewachsen. Heute kennt er die ganze Geschichte und schlägt sich sehr tapfer. Manchmal erinnert er sich an einige Momente, fängt dann an zu weinen, nimmt mich dann in den Arm und sagt, dass es so ungerecht sei, was mit mir passiert ist.

    Nach der Diagnose war auch klar, dass deine Brust dem Ganzen ebenfalls zum Opfer fallen würde, was hat das mit dir gemacht?  

    Nach Erhalt der Diagnose habe ich die betroffene Brust sofort als Fremdkörper angesehen und war sogar unendlich froh, dass man mir diese Last abgenommen hatte. Ich konnte mich mit ihr an meinem Körper nicht mehr identifizieren – und überlege immer noch, mir die andere Brust auch operieren zu lassen. Sie soll zwar nicht so drastisch entnommen werden wie die erkrankte Brust. Aber ich möchte eine volle Gewebeentfernung, da mich die Angst, erneut zu erkranken, zu stark begleitet.

    An manchen Tagen macht es mir nichts, dass die Brust völlig fehlt. Und ich sehe eine starke Yvette. Selbstbewusst und bestimmt! Jedoch gibt es auch Tage, an denen ich das nicht so sehe. An denen ich vor dem Spiegel stehe und förmlich verzweifle.

    Im Großen und Ganzen muss ich sagen, dass der Krebs mich auch zu einem ganz anderen Menschen gemacht hat. Zu einem besseren, würde ich sogar behaupten! Ich sehe Dinge im Leben viel tiefgründiger. Ich mache mir viel mehr Gedanken darüber. Ich streite mich nicht mehr über Kleinigkeiten. Ich schätze so viel mehr!

    Die größten und für uns Frauen gravierendsten Nebenwirkungen sind sicherlich der Haarverlust und das Thema Übelkeit. Aber gab es in deinen Augen andere Themen, Tabuthemen, über die du gern vorher mehr gewusst hättest?

    Die Haare waren für mich kein allzu großes Thema, denn da wusste ich, dass sie in einer vollen und gesünderen Haarpracht nachwachsen. Aber was mich sehr gestört hat und auch heute noch stört, ist, dass es viel zu wenig Unterwäsche für Frauen wie „uns“ gibt. Das, was es gibt, ist meiner Meinung nach viel zu bieder. Als Brustkrebspatientin fühlt man sich ohnehin schon phasenweise weniger weiblich. Auch wenn ich mit meinem Mann intim werde, ist es am Anfang jedes Mal eine Herausforderung. Aber so richtig fallen lassen, werde ich mich wohl nie mehr können.

    Du bist, nachdem du deine Krankheit überstanden hast, nochmals schwanger geworden. Wie war das für dich?

    Für mich war die zweite Schwangerschaft eine absolute Wunsch-
    erfüllung. Als ich dann aber erfuhr, dass ich ein Mädchen bekomme, habe ich unendlich geweint, weil ich mich schuldig fühlte. Denn obwohl ich keinen genetischen Krebs hatte, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihr dennoch den Krebs als Gendefekt weitervererbt habe.

    Worüber sollte man Krebspatientinnen deiner Meinung nach so früh wie möglich und viel häufiger aufklären?

    Ich muss ehrlich zugeben, dass ich viel mehr Unterstützung vonseiten meiner Gynäkologin erwartet hätte. Generell wurde viel zu wenig über begleitende Möglichkeiten aufgeklärt, seien es physiotherapeutische Behandlungen, Misteltherapien und, und, und. Da habe ich mich ehrlich gesagt ein bisschen verloren gefühlt. 

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    Aber auch finanziell war es schwierig. Als ich damals erkrankt bin, war ich gerade wenige Tage im zweiten Elternjahr. Und dadurch, dass ich in Elternzeit war, stand mir nichts, aber wirklich keinerlei Unterstützung zu. Jeder, der an Krebs erkrankt ist, weiß, dass man nicht nur Angst um sein Leben hat, sondern auch Existenzängste. Aber wir versuchen als Familie, das Leben noch mehr in vollen Zügen zu genießen, denn wir wissen, was es heißt, dass es jeden Tag zu Ende sein kann.

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    Mit freundlicher Unterstützung der Avon-Initiative gegen Brustkrebs

    Keine Frau sollte sterben, weil sie nicht die Fakten und Vorsorgemöglichkeiten kennt. Deshalb engagiert sich Avon seit fast 30 Jahren gegen Brustkrebs. Immer wieder stellt das Unternehmen auch Betroffene vor, die mit ihren Geschichten bewegen und Mut machen – so wie Yvette, die im Rahmen der Kampagne „Her Story“ fotografiert wurde. Mehr erfahren Sie unter www.avon.de

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