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    Krebs und Kunst

    Foto: Privat

    Im Interview spricht der Künstler John Theile über seinen Kampf gegen die Leukämie und erklärt, warum die Erkrankung ihn zur Malerei gebracht hat.

    Sie sind ein erfolgreicher Künstler, wie kam es dazu? War das schon immer Ihr Traum?

    Die Definition von Erfolg ist ja immer individuell. Ich sehe mich als erfolgreich an, weil ich mit dem, was ich tue, glücklich bin. Alles andere fügt sich mehr zufällig, aber natürlich freue ich mich riesig über das zunehmende Interesse an meinen Bildern. Da ich erst durch meine Krebserkrankung zur Malerei gefunden und diese qualitativ über die Jahre entwickelt habe, ist die Malerei mein aktueller Traum. Ich lebe meine gefühlte Berufung und hoffe, dass ich Menschen mit meinen Bildern Freude und etwas Positives geben kann. 

    Wie kam es damals zur Diagnose? Was wurde diagnostiziert?

    Im November 2016 hatte ich anhaltende Erkältungssymptome und zusätzlich aufgrund einer Thrombose Schmerzen im Bein. An einem Freitag Ende November nahm mir mein Hausarzt dann noch einmal zur Kontrolle Blut ab. Es war ein glücklicher Zufall, dass die ehemalige Hausärztin, die die Praxis weihnachtlich schmücken wollte, meine Blutwerte am Samstag fand. Sie war sofort alarmiert und ließ mir ausrichten, dass ich sofort ein Krankenhaus aufsuchen solle. Vom Eilenburger Krankenhaus bin ich dann in die Universitätsklinik nach Leipzig überwiesen worden, wo man noch am selben Tag die Diagnose „akute lymphatische Leukämie (T-ALL)“ stellte. 

    In welchem Abschnitt Ihres Lebens hat Sie die Diagnose getroffen?

    2011 hatte ich meine Ausbildung in einer Verwaltung abgeschlossen, in der ich auch bis zu meiner Erkrankung gearbeitet habe. Zu dem Zeitpunkt habe ich in einer Kleinstadt in der Nähe von Leipzig gelebt und ein „normales“ Leben eines Mittzwanzigers geführt. Ich war sehr aktiv und viel unterwegs. Immer wenn ich es am Wochenende einrichten konnte, habe ich Radtouren oder Wanderungen unternommen; auch habe ich gerne Wanderurlaub beispielsweise am Bodensee gemacht. Dieses „unterwegs sein können“ hat mir damals viel bedeutet. 

    Wie war für Sie der Verlauf der Therapie? Gab es einen Punkt, an dem es für Sie besonders schwer wurde?

    Es gab einige schwierige Situationen während meiner Therapie, die zugleich lebensbedrohlich waren. Direkt am Anfang meiner Chemotherapie bekam ich einen septischen Schock mit Nahtoderfahrung und anschließend auch noch dazu eine Lungenentzündung. Vier Wochen lag ich am Beatmungsgerät auf der Intensivstation. Es war eine sehr anstrengende und kräftezehrende Zeit.  

    Sie mussten dann den schweren Weg der Stammzelltherapie gehen, erzählen Sie mir hiervon?

    Nach Ende meiner Chemotherapie, etwa ein Jahr später, stellte sich leider heraus, dass meine Leukämie zurückgekommen ist und ich an einer Stammzelltransplantation nicht mehr vorbeikomme. Es hatte noch einige Überzeugungsarbeit der Ärzte gebraucht, bis ich mich für diesen Therapieschritt entscheiden konnte. Heute bin ich sehr glücklich darüber, denn er hat mein Leben gerettet.  

    Kam es in dieser Zeit auch zum Kontakt mit der José Carreras Stiftung? Wie kam es für Sie zur Zusammenarbeit?

    Ein Kontakt zur Deutschen José Carreras Leukämie-Stiftung ergab sich über Prof. Platzbecker, Direktor der Hämatologie an der Uniklinik in Leipzig. Er hat uns miteinander verbunden, woraus sich dann mein Engagement und eine Kooperation entwickelt hat. Seitdem spende ich einen Anteil aus meinen Bilderverkäufen der Deutschen José Carreras Leukämie-Stiftung zugunsten der Blutkrebsforschung. 

    Ich habe jetzt schon von einigen Erkrankten gehört, dass die Erkrankung am Ende auch etwas Positives fürs Leben hinterlassen hat. Würden Sie das auch in Bezug auf Ihren Weg unterschreiben?

    Das kann ich absolut unterschreiben. Mein Bewusstsein und meine Wahrnehmung sind durch meine Leukämie anders geprägt. Ich nehme Momente intensiver wahr. Auch habe ich gelernt, im Hier und Jetzt zu leben und den Augenblick zu genießen. Veränderungen in meinem Leben nehme ich unbefangener, offener und positiver auf. Mir fällt der Ausspruch „Was einen nicht umbringt, macht einen stärker“ ein. Durch meine Leukämieerkrankung und -therapie habe ich innere Stärke gewonnen, mit der ich offen der Zukunft entgegenblicke.  

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