Pro Jahr erkranken weltweit 14 Millionen Menschen an Krebs, in den nächsten Jahren wird diese Zahl noch zunehmen.
Jalid Sehouli
Direktor der Klinik für Gynäkologie mit Zentrum für onkologische Chirurgie an der Charité-Universitätsmedizin Berlin
Dank der Fortschritte in der Medizin nimmt die Zahl an sogenannten Langzeitüberlebenden mit Tumorerkrankungen deutlich zu. Dabei ist dieses Thema sowohl im klinischen Alltag als auch in der Wissenschaft bisher noch wenig beleuchtet. Zum einem interessiert die Charakterisierung der Patienten mit einem Heilungsziel und zum anderen die Begleitung von Langzeitüberlebenden bei der Behandlung und Vorbeugung von Langzeitnebenwirkungen, die durch die Krebsbehandlung verursacht werden können.
Was Langzeitüberlebende ausmacht, konnte bisher nur unzureichend erklärt werden. Deshalb untersuchen neuere Studien neben genetischen auch immunologische Faktoren.
Langzeitüberlebende haben noch häufig Beschwerden. So haben nach einer Studie der Charité (EXPRESSION-6) mehr als die Hälfte der Patientinnen mit Eierstockkrebs noch die Lebensqualität belastende Symptome. Zu den häufigsten Beschwerden gehören hierbei die Fatigue (Erschöpfungssyndrom), Polyneuropathie (Sensibilitätsstörungen in den Händen und Füßen), kognitive Einschränkungen, chronische Schmerzen und Schlafstörungen. Die reguläre Nachsorge bei Krebserkrankungen findet in der Regel in den ersten fünf Jahren nach Erstdiagnose statt. Für Langzeitüberlebende nach gynäkologischer Tumorerkrankung existieren bisher keine speziellen Strukturen. Ein standardisiertes Screening auf Langzeitnebenwirkungen findet ebenfalls nicht statt. An der Klinik für Gynäkologie mit Zentrum für onkologische Chirurgie der Berliner Charité wurde daher erstmals eine Spezialsprechstunde für Langzeit-
überlebende nach gynäkologischer Krebserkrankung (Survivorship Clinic) als neue Versorgungsform im Rahmen einer Studie etabliert. Das Pilotprojekt wird durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses der Krankenkassen finanziert. In der Sprechstunde wird neben der Tumornachsorge ein gezieltes Screeningprogramm auf Langzeitnebenwirkungen durchgeführt. Beim Vorliegen einer Langzeitnebenwirkung erfolgt die weitere Diagnostik und Therapie durch das interdisziplinäre und interprofessionelle Team der Survivorship Clinic.
Zudem wird neben standardisierten medizinischen Untersuchungen eine Lebensstil- und Ernährungsberatung sowie eine sportmedizinische Untersuchung zur Erstellung eines persönlichen Trainingsplans durchgeführt. Darüber hinaus bietet eine für die Studie konzipierte App gezielte Informationen für Langzeitüberlebende. Das Projekt soll später auf alle Tumordiagnosen übertragen werden.
Um das Bewusstsein für das Langzeitüberleben auch in der Gesellschaft zu erhöhen, zeigt die Deutsche Stiftung Eierstockkrebs auf Initiative von Prof. Dr. Jalid Sehouli eine beeindruckende Fotoausstellung unter dem Motto „Ich lebe!“.
Für die Aufnahmen wurden die Protagonistinnen gebeten zu zeigen, was sie persönlich während ihrer Krebstherapie motiviert hat. Dafür konnten nach Belieben persönliche Gegenstände, Glücksbringer, Personen oder auch Tiere mitgebracht werden. Die Ergebnisse zeigen auf eindrucksvolle Art und Weise, wie wichtig eigene Kraftquellen für die positive Auseinandersetzung mit einer Krankheit sind, und schenken so vielen Menschen Mut, mit schweren Diagnosen umzugehen.
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Die Deutsche Stiftung Eierstockkrebs informiert und unterstützt seit über zehn Jahren Frauen mit der Diagnose Eierstockkrebs mittels umfangreicher Aufklärungstools wie Apps, Broschüren, Podcasts, Videos und Informationsevents. Zudem bietet sie das Studienportal Eierstockkrebs, das zur aktiven Teilnahme an Studien dienen soll, um Therapie und Langzeitüberleben mit Eierstockkrebs zu verbessern.
Alle Informationen unter: stiftung-eierstockkrebs.de
Spenden an: Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE78 1002 0500 0001 2065 00
Weitere Details unter:
fototour-ich-lebe.de/hintergrund
Kontakt zur Survivorship-Sprechstunde:
[email protected]