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    „Man sollte seinen Gegner kennen, um siegen zu können“

    Gerhard Runge bekam 2006 die Diagnose Gehirntumor, der 2013 das aggressivste Stadium erreichte und als Glioblastom eingestuft wurde.

    Gerhard Runge ist ein Familienmensch und genießt jeden Moment seines Lebens so gut es geht. Sein Leben und seine Gesundheit zu schätzen lernte er erst durch seine Krebserkrankung. Im Gespräch erzählt er von seiner „wilden“ Zeit in der Sternegastronomie, dem Verein „Mein Hoffnungsschimmer e. V.“, der ihn rettete, und wie eine Immuntherapie seinen Kampf ums Leben beflügelt hat.

    Erzählen Sie uns von Ihrem Leben vor der Diagnose Krebs.

    Mein Leben war geprägt von Arbeit, die mich erfüllte, Partys, Alkohol, wenig Ruhephasen, wenig Familie, aber dafür tolle Freundschaften. In der Sternegastronomie als 24-Jähriger war das eigentlich ziemlich normal, dennoch war es ein Leben am Limit, weshalb ich meine Gesundheit vernachlässigte.

    Wie kam es dann zu Ihrer Diagnose?

    Es war Sonntag, der 19. Februar 2006. Ich kam gerade aus einem Skiurlaub zurück und musste noch am gleichen Abend ins Restaurant. Es war ein ganz normaler Arbeitstag, mir ging es gut, nichts wies darauf hin, dass dieser Tag zum Wendepunkt meines Lebens als 24-Jähriger werden würde. In der Küche alberte ich mit einem Arbeitskollegen. Bis ich plötzlich meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle hatte. Wie hypnotisiert konnte ich nur noch ein-, aber nicht mehr ausatmen. Mein Körper schaltete komplett ab und ich wurde ohnmächtig und erst im Rettungswagen wieder wach. Am nächsten Tag wurde ein MRT gemacht, dabei fand man einen Gehirntumor rechts im vorderen Schädellappen. Plötzlich stand alles auf dem Kopf.

    Was geschah dann?

    Die erste OP war in einem kleinen Münchner Krankenhaus. Eine Zweitmeinung bekam ich in der Uniklinik Großhadern, München, und es wurde auf dringlichen Rat noch mal operiert. Der Tumor war anfangs gutartig und musste nicht weiter behandelt werden, deshalb wollte ich auch nichts an meinem Leben ändern. Aus heutiger Sicht womöglich der größte Fehler, den ein Betroffener machen kann, denn ignorieren war auch in meinem Fall keine Lösung.

    Wie ging es dann weiter? Hatten Sie da schon alles überstanden?

    Nein, der Tumor wuchs mehrmals erneut nach und ich wurde wieder und wieder operiert. Ich hatte eine achtmonatige Chemotherapie und fing langsam an zu begreifen, dass ich vielleicht auch nach Alternativen schauen sollte. Nach der dann folgenden OP war ich erst mal linksseitig komplett gelähmt. Mein Leben erreichte den Tiefpunkt, denn mit diesem Ausmaß hatte ich nicht gerechnet. Von dem Tag an habe ich zusammen mit Ärzten, meiner Familie und guten Freunden nach sinnvollen Therapien gesucht. Das brachte mich an eine Klinik, die sich auf Immuntherapien spezialisiert hatte.

    Wie verlief diese Therapie für Sie?

    Es wurde ein Therapieplan über mehrere Monate erstellt mit sogenannten Tumorimpfungen, NDV- Virengabe, Hyperthermien, Selen, Vitamin C, hoch dosiert, Magnesium, Antioxidantien-Mix und vielem mehr. Kurze Zeit später begann dann die eigentliche Therapie. Ich habe die Therapie insgesamt als sehr sanft empfunden und hatte auch keine spürbaren Nebenwirkungen. Während der Therapie bin ich immer sehr tiefenentspannt, komme zur Ruhe und versuche, etwas zu schlafen. In den ersten Sitzungen musste ich immer fünf Tage am Stück vor Ort sein.

    Was hat Ihnen beim Durchstehen der Therapie am meisten geholfen?

    Ich glaubte schon immer an das Gute und habe deswegen vermutlich auch einen gesunden Kampfgeist, ich bin mit mir und meiner Situation im Reinen und zumindest statistisch gesehen geheilt – und für viele offenbar ein Wunder. Meine Ärzte sind mehr als zufrieden und sagen, dass sie sich um mich keine großen Sorgen mehr machen müssen. Am 8. November 2019 feierte ich meinen sechsten Geburtstag als Glioblastom-Patient. Leider träumen bisher viele Betroffene nur davon, da die Prognose in den meisten Fällen bereits nach sehr kurzer Zeit zum Tod führt. Allein die Folgen meiner letzten Operation vor sechs Jahren werden mich mein Leben lang beschäftigen. Meine linke Körperhälfte benötigt für alle Arbeiten im Alltag wesentlich mehr Zeit. Deshalb bin ich mittlerweile frühberentet und kann meiner Gesundheit mehr Aufmerksamkeit widmen und gut in unserem Verein „Mein Hoffnungsschimmer e. V.“ unterstützen.

    Was steckt hinter dem Verein „Mein Hoffnungs- schimmer e. V.“?

    Ich stehe im Namen unseres Vereins „Mein Hoffnungsschimmer e. V.“ mittlerweile aufgrund meiner Geschichte ziemlich in der Öffentlichkeit. Der Verein an sich versucht auf sämtlichen Wegen, Gelder für krebskranke Kinder der Station Regenbogen an der Uniklinik Würzburg sowie für meine Therapien zu sammeln. Des Weiteren haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, anderen Betroffenen anhand meiner Geschichte Hoffnung zu schenken.

    Information

    Mehr Infos zu „Mein Hoffnungsschimmer e.V.“ unter www.meinhoffnungsschimmer.de und auf Facebook.

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