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    Ovarektomie mit 32: Kinderwunsch ade!

    Fotos: Georg Verhasselt

    Man möchte meinen, dass nach einer erfolgreichen Krebstherapie so langsam wieder die normale Realität einkehrt. Doch leider ist dem nicht so! Zu gern würde man mit diesem Kapitel abschließen, doch immer wieder holt der Krebs einen ein und Entscheidungen müssen getroffen werden, die unser ganzes Leben bestimmen.

    Und auch wenn ich heute dankbar für das neue Bewusstsein für mich und meinen Körper und die noch engere Beziehung zu meinem Freund bin, hätte ich vor manchen Entscheidungen lieber nicht gestanden. Mein Freund und ich waren schon vor meiner Brustkrebsdiagnose seit einigen Jahren zusammen und so stand die Frage, ob wir jetzt überhaupt noch gemeinsame Kinder haben können, immer wieder im Raum. Hinter mir lagen Chemotherapie und Bestrahlung, und Maßnahmen wie das Einfrieren von Eizellen wurden nicht vorgenommen, da damals keine Zeit dafür blieb. Zudem hatte ich einen hormonrezeptorpositiven Brustkrebs, durch den ich mich nach der Therapie direkt in einer Antihormontherapie und damit in den Wechseljahren befand. Aber immer wieder gibt es tolle Erfolgsgeschichten von Frauen, die trotz Chemotherapie und durch Pausierung der Antihormontherapie schwanger werden und sich ihren Kinderwunsch erfüllen. Doch eine Frage, die mich mehr als die „Kann ich überhaupt schwanger werden“-Frage beschäftigt hat, war die Frage, ob ich überhaupt schwanger werden darf oder sollte. Leider habe ich in dieser Hinsicht eine wirklich sehr ungünstige Kombi erwischt: Mein Tumor war zu 100 Prozent hormonrezeptorpositiv und hinzu kommt eine BRCA1-Genmutation. Ist es also sinnvoll, seinen Hormonhaushalt mit einer Schwangerschaft sogar noch zu pushen und so vielleicht noch vorhandene Schläferzellen zu wecken? Leider gibt es hierzu keine klare Studienlage. Fakt ist, dass ich mein Wiedererkrankungsrisiko mit einer Schwangerschaft erhöhen würde und die BRCA1-Mutation mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit sogar auch an das Kind weitergeben könnte. Mit dieser Mutation hat man laut aktuellem Stand eine 80-prozentige Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs sowie eine 40-prozentige Wahrscheinlichkeit an Eierstockkrebs zu erkranken. So stand bereits fest, dass ich mit spätestens 40 meine Eierstöcke entfernen lassen sollte, um mein Krebsrisiko so gut es geht zu reduzieren. Doch was, wenn ich mich jetzt schon dazu entschließe? Entscheidungen und Fragen, die mich über Monate hinweg quälten. Mein Freund und ich wollten immer Kinder haben. Was also, wenn ich mich dagegen entscheide? Was, wenn ich keine Kinder kriegen kann und mein Freund mich verlässt? So viele Fragen, die in meinem Kopf umherschwirrten und nicht nur mein, sondern unser zukünftiges Leben komplett beeinflussen würden. Und ich möchte nicht behaupten, dass mir diese Entscheidung leicht fiel, doch am Ende bin ich ein sehr rationaler Mensch. Von Beginn an kommunizierte ich den Ärzten, dass ich nicht die leichteste und schonendste Variante wählen möchte, sondern die sicherste! So habe ich bereits auch meine Brüste im Kampf gegen den Krebs abgegeben und entschied nach langen Gesprächen mit meinem Freund nun auch, dass es die sicherste Variante, nicht noch einmal neu an Krebs zu erkranken, wäre, mich auch von meinen Eierstöcken zu verabschieden. Eine Entscheidung, die eigentlich nicht ich und auch nicht wir getroffen haben. Sondern die Entscheidung, keine eigenen Kinder bekommen zu können, hat uns der Krebs leider abgenommen. 

    Die Ovarektomie, also die Entfernung meiner Eierstöcke, war dann ein relativ kleiner und unkomplizierter Eingriff. Über eine Bauchspiegelung wurden die Eierstöcke entfernt und bereits nach einer Stunde war alles vorbei und am nächsten Tag durfte ich das Krankenhaus bereits verlassen. Und auch wenn ich Angst vor Nebenwirkungen, wie der Verschlimmerung meiner Wechseljahresbeschwerden, hatte, ändert sich nicht viel.

    Dadurch, dass ich mich eh schon seit anderthalb Jahren in der Antihormontherapie befand und regelmäßig die Zoladex-Spritze bekam, die die Östrogenproduktion in meinen Eierstöcken verhinderte, blieb alles unverändert. Nur weiß ich jetzt eben mit ziemlich hoher Sicherheit, dass ich keine eigenen Kinder mehr bekommen werde, und habe dies akzeptiert. Auf der einen Seite gibt es noch immer ganz wundervolle Möglichkeiten wie eine Adoption und auf der anderen Seite kann ich noch immer die coole Tante Caro sein. Und am Ende sind mein Freund und ich uns sicher: Das Wichtigste ist es, dass ich hier noch immer unter uns weile und dass es mir gut geht. Und das tut es! Meine Therapie ist mittlerweile drei Jahre her, die Ovarektomie ein Jahr und mein Körper hat sich dank meiner guten Ernährung super erholt und mir geht es so gut wie schon seit Langem nicht mehr.

    Jetzt mehr über Carolin erfahren!

    Carolin Kotke ist bereits mit 29 Jahren an Brustkrebs erkrankt. Heute ist sie Ernährungscoach und macht sich als Brustkrebs-Aktivistin stark und möchte mit ihren Erfahrungen anderen Menschen helfen. Auf Instagram und ihrem Blog berichtet sie über ihre Krebstherapie und das Leben nach dem Krebs und gibt ganz unter dem Motto „eat well, feel better“ hilfreiche Ernährungstipps für mehr Wohlbefinden.

    Verfolgen Sie ihren inspirierenden Weg via Instagram und auf ihrem Blog!

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