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    Verbesserte Früherkennung durch Magnetresonanztomographie

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    Brustkrebs ist mit etwa 30 Prozent aller Krebsfälle die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Seit 2009 steht für die Anspruchsberechtigten, Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren, eine flächendeckende Früherkennung zur Verfügung. Deren Qualität ist hoch, sollte aber durch den Einsatz der Magnetresonanztomographie (MRT) weiter verbessert werden. Diese Ansicht vertritt Univ.-Prof. Dr. med. Christiane Kuhl, Direktorin der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Uniklinik RWTH Aachen, Expertin für die MRT der Brust und Präsidentin des Deutschen Röntgenkongresses 2023. In diesem Gastbeitrag erklärt die Radiologin, warum sie sich für die MRT im Brustkrebs-Screening einsetzt.

    Univ.-Prof. Dr. med. Christiane Kuhl

    Direktorin der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Uniklinik RWTH Aachen

    Fraglos haben wir mit der Einführung des Mammographie-Screenings viel für die Gesundheit von Frauen erreicht, denn mit dem Screening steht eine qualitätsgesicherte Früherkennung in der Breite der Bevölkerung zur Verfügung. Dennoch muss man auch festhalten, dass sich trotz des Screenings am grundsätzlichen Problem wenig geändert hat: Brustkrebs ist nach wie vor die Haupt-Krebstodesursache der weiblichen Bevölkerung in westlichen Ländern. Deshalb ist es an der Zeit, über eine verbesserte Früherkennung nachzudenken und die Mammographie zu erweitern.

    Aktuell finanzieren die gesetzlichen Krankenkassen ihren Versicherten den Einsatz von MRT zur Brustkrebs-Früherkennungnur in Ausnahmefällen. Vom Einsatz der MRT und besonders der fokussierten MRT im Brustkrebs-Screening könnten aber sehr viel mehr Frauen profitieren.

    Bei der fokussierten MRT geht es um das Vereinfachen unserer teils komplexen medizinischen Vorgehensweisen. Dabei werden die Anteile einer MRT-Untersuchung identifiziert, die für eine bestimmte Fragestellung die höchste Aussagekraft besitzen – um sich dann auf diese Anteile zu beschränken. Im Rahmen einer größeren Studie konnten mein Team und ich zeigen, dass die Früherkennung des Mammakarzinoms mittels fokussierter MRT innerhalb einer Untersuchungszeit von nur drei Minuten möglich ist – vor allem aber, dass eine erfahrene Brustdiagnostikerin oder ein erfahrener Brustdiagnostiker gerade einmal drei Sekunden benötigt, um das Vorliegen eines Mammakarzinoms anhand solcher Untersuchungen definitiv auszuschließen. Eine solche fokussierte MRT wäre also als Früherkennungs-Methode auch in größerem Umfang durchaus vorstellbar.

    Mit der MRT kann Brustkrebs generell empfindlicher und sicherer nachgewiesen werden als mit allen anderen Methoden – etwa dreimal so sicher wie mit der digitalen Mammographie, und etwa noch doppelt so sicher wie mit dem kombiniertem Einsatz von Mammographie plus Ultraschall. Bestimmte Tumore können mit der MRT sehr gut und frühzeitig diagnostiziert werden, darunter besonders die sehr schnell wachsenden, aggressiven Karzinome, was mit der Mammographie schlechter gelingt. Auf einer Mammographie können gerade die aggressiven, rasch wachsenden Tumore aussehen wie gutartige Veränderungen, oder gar wie normales Brustdrüsengewebe, was zu einer – zu –  späten Brustkrebs-Diagnose führen kann. Demgegenüber können mit der Mammographie die eher langsam wachsenden, weniger aggressiven Karzinome und insbesondere deren Vorstufen, DCIS genannt, erkannt werden.

    Insofern könnten die MRT und die fokussierte MRT die Möglichkeiten des Brustkrebs-Screenings wesentlich erweitern und die Qualität der Früherkennung zum Wohle der Frauen und ihrer Gesundheit entscheidend voranbringen.

    Univ.-Prof. Dr. Christiane Katharina Kuhl ist Universitätsprofessorin an der RWTH Aachen, wo sie den Lehrstuhl für Diagnostische und Interventionelle Radiologie hält und die gleichnamige Klinik des Universitätsklinikums Aachen als Direktorin leitet. Der wissenschaftliche Schwerpunkt von Professorin Kuhl liegt auf der bildgesteuerten Therapie von Tumorerkrankungen sowie der Brustkrebsdiagnostik. Professorin Kuhl ist Autorin vieler wissenschaftlicher Veröffentlichungen, die sich überwiegend mit der Diagnostik von Tumorerkrankungen befassen. Hier hat sie grundlegende Arbeiten verfasst, die insbesondere die Diagnostik und Früherkennung des Mammakarzinoms nachhaltig geprägt haben. Professorin Kuhl hat zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten. Im Jahr 2019 wurde sie in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen. Christiane Kuhl ist Mitglied in verschiedenen Fachgesellschaften, unter anderem der Radiological Society of North America, der European Society of Breast Imaging (EUSOBI), der American Society of Clinical Oncology, der Deutschen Röntgengesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Interventionelle Radiologie.

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