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    Süchte in der Weihnachts- und Winterzeit

    Eine innere Anspannung ist das psychische Kardinalsymptom, das durch akut emotional belastende Situationen ausgelöst wird. Foto: ambrozinio via shutterstock

    Weihnachten und der Jahreswechsel sind hochemotionale Zeiten und fallen in die Zeit kurzer Tage, die bei vielen Menschen mit negativen Stimmungen behaftet sind.

    Jeder kennt die emotionalen Stressfaktoren, die dadurch entstehen, dass jeder es den anderen Familienmitgliedern möglichst recht machen will und sich dann oft missverstanden fühlt, wenn die Sachen nicht so laufen wie geplant. Silvester und der Anfang eines neuen Jahres sind oft verbunden mit einem Rückblick auf das vergangene Jahr, mit einem Fokus auf negative Verhaltensaspekte, die es im neuen Jahr zu verändern gilt.

    Hinzu kommt, dass Menschen, die einen guten Umgang mit ihren Emotionen verloren oder nie gelernt haben, und Menschen, die beispielsweise berufsbedingt losgelöst sind von klassischen familiären Strukturen, an den Feiertagen ohne den gewohnten täglichen Ablauf verstärkt auf sich selbst zurückgeworfen sind. Insgesamt kommt es so häufig zu Spannungen, die auch deshalb sehr schwer erträglich sind, weil sie in eine Zeit fallen, in der Harmonie das oberste Gesetz zu sein scheint. Gesund ist es, wenn diese Harmonie durch eine Aktivierung des Belohnungszentrums durch echtes soziales Miteinander hervorgerufen wird. Mangelt es aber hieran, wie es in der heutigen Zeit immer öfter der Fall ist, kommt es immer häufiger zur Verwendung von Suchtstoffen wie Alkohol, um Spannungen abzubauen, um das Belohnungszentrum zu aktivieren.

    Zu viel Alkoholkonsum bei jeder Gelegenheit: Gefahr!

    Eine innere Anspannung ist das psychische Kardinalsymptom, das durch akut emotional belastende Situationen ausgelöst wird. Werden süchtig machende Stoffe dann dazu eingesetzt, Gefühle und die durch die Emotionen ausgelöste Anspannung zu verändern und erträglicher zu machen, so ist dies unmittelbar problematisch, da sie im direkten Zusammenhang mit psychischer Missbefindlichkeit eingesetzt werden. Geschieht dies in einer gewissen Regelmäßigkeit, so verlernt man den gesunden Umgang mit negativen Gefühlen und es kann schnell eine Abhängigkeit von diesen Stoffen entstehen.

    Was machen, wenn …?

    Wird einem bewusst, dass eine solche Abhängigkeit entstanden ist – meistens geschieht dies im Zusammenhang mit negativen gesundheitlichen oder psychischen Auswirkungen der Sucht –, ist der erste Schritt, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. Das sollte aber nicht heißen, dass man beispielsweise einen aus dem Ruder gelaufenen Alkoholkonsum sofort einstellt. Ist nämlich erst mal eine körperliche Abhängigkeit entstanden, ist ein sogenannter „kalter“ Entzug gefährlich, da es zum Delir oder zu Krampfanfällen kommen kann. Außerdem ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass jeder Entzug neurotoxisch ist, also zum Absterben von Gehirnzellen führt. Daher sollte unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

    Die Hintergründe für die optimale Behandlung

    Bei einer Entzugsbehandlung geht es zunächst darum, die körperlichen Symptome zu behandeln. Hierzu sollten sehr individuell, symptomorientiert und bedarfsadaptiert Medikamente nach neuestem wissenschaftlichen Standard eingesetzt werden. Wenn möglich wird dies flankiert durch neuere physikalische Verfahren, wie die neuroelektrische Stimulation. Die Entgiftung ist aber nur der erste Schritt, wenn man darauf abzielt, langfristig abstinent zu bleiben. Rückfälle können nur verhindert werden, wenn die Hintergründe des Entstehens der Suchterkrankung erkannt werden. Der Schlüssel für die Erkenntnis, warum bei einem Menschen eine Suchterkrankung entstehen konnte, ist dabei ein tief gehendes Verständnis seiner Persönlichkeitsstruktur.

    Für eine möglichst effiziente Behandlung einer Suchterkrankung halte ich folgende Faktoren für essenziell: eine sehr individuelle Behandlung, insbesondere mit Fokus auf die psychiatrische Komorbidität, weiterhin korrigierende Neuerfahrung im Umgang mit Emotionen, das Entgegenbringen von Empathie, und das in einer gesundheitsfördernden und entspannenden Atmosphäre (Setting), um möglichst leicht intrapsychische Widerstände abzubauen. Hinzu kommen körperliche Betätigung, eine gute ausgefüllte Tagesstruktur und besonders auch die ressourcenorientierte, auf Respekt und Vertrauen basierende Verhaltenstherapie in Einzelund Gruppengesprächen. Dieses Behandlungssetting findet man in ganz optimaler und moderner Weise beispielsweise in der Lifespring Privatklinik Bad Münstereifel.

    Zu einer langfristigen Abstinenz, die Ziel jeder Behandlung sein sollte, gehört die Einsicht, dass man Suchtstrukturen nicht einfach nur wegnehmen kann, sondern es müssen Alternativen gegeben werden. Dazu gehört auch, die Genesungsstrukturen in den heimischen Alltag zu überführen und den stationär begonnenen therapeutischen Prozess ambulant weiterzuführen. Eine enge Vernetzung zwischen stationären und ambulanten Strukturen in der Nachsorge ist essenziell. Der Besuch von Selbsthilfegruppen auf Augenhöhe hilft vielen Patienten, da diese den Austausch mit Menschen, die die gleiche Problematik haben, möglich machen.

    Gelingt dies, kann das sonst sehr hohe Rückfallrisiko noch mal deutlich gesenkt werden. So kann der Mensch wieder ein selbstverantwortliches Mitglied der Gesellschaft werden und ist den Anforderungen durch emotionalen Stress wieder besser gewachsen.

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