Venenerkrankungen zählen zu den häufigsten Volkskrankheiten. Die renommierte Bonner Venenstudie zeigt, dass 90 Prozent aller Erwachsenen davon betroffen sind.
Dr. Josef Stutz
Arzt für Chirurgie
Wie Sie sich schützen können, lesen Sie im Interview mit Dr. Josef Stutz, Arzt für Chirurgie.
Dr. Stutz, was genau ist eine Venenerkrankung?
Bei den Venen handelt es sich um Blutgefäße, die das Blut aus verschiedenen Organen und dem Gewebe zum Herzen zurückführen. Wenn diese Gefäße zu weit gedehnt sind, funktionieren sie nicht mehr einwandfrei, dann liegt eine Venenerkrankung vor. Diese Erkrankung nennt man auch Venenwandschwäche, man bekommt sie von den Eltern vererbt. Zu Venenerkrankungen zählen: Besenreißer und Krampfadern, deren Folge oft Venenentzündungen sind, aber auch venöse Ödeme und Ulcus Cruris gehören zu den Venenerkrankungen dazu.
Bitte gehen Sie genauer darauf ein.
Venöse Ödeme sind Venenthrombosen, ein Gefäß wird durch ein Blutgerinnsel verstopft. Löst sich dieses Gerinnsel, kann es in die Lunge geschwemmt werden und dort zu einem Gefäßverschluss und damit auch zum Tod führen.
Und Ulcus Cruris?
Bei venösen Ödemen handelt es sich um geschwollene Beine, die Ursache ist das Krampfaderleiden. Dadurch, Weil die Zellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden, stirbt das Gewebe ab. Ein offenes Bein kann als Spätfolge der venösen Stauung entstehen. Diese Wunden heilen sehr schwer wieder ab.
Wenn Mutter und Vater unter Venenerkrankungen leiden, kann zu hundert Prozent davon ausgegangen werden, dass auch die Folgegeneration betroffen ist.
Wie erkranken die Venen?
Die Neigung zu Venenerkrankungen ist erblich bedingt. Wenn Mutter und Vater ein Venenleiden haben, kann zu hundert Prozent davon ausgegangen werden, dass auch die Folgegeneration betroffen ist. Zudem können auch Faktoren, wie bestimmte Berufe, die langes Stehen mit sich bringen, das Auftreten von Venenleiden begünstigen.
Was sind die Symptome?
Erste Anzeichen für eine mögliche Venenerkrankung sind Schwellungen, Schmerzen oder Spannungsgefühl in den Beinen, Wadenkrämpfe und sichtbar erweiterte Venen an Ober- und Unterschenkeln. Bei frühzeitigem Erkennen und konsequenter Behandlung können bestehende Beschwerden gelindert und die Patienten vor ernsten Folgeschäden geschützt werden. Unbehandelt können sie jedoch schwere gesundheitliche Probleme hervorrufen.
Kann man präventiv etwas gegen Venenerkrankungen tun?
Das Wichtigste ist die Bewegung: Je mehr man sich bewegt, desto weniger wird ein Venenleiden voranschreiten. Es gibt jedoch viele Berufe, die nur wenig Bewegungsspielraum zulassen, beispielsweise Friseure oder Fließbandarbeiter. Diese Menschen, aber auch alle anderen, die viel sitzen, sollten sich von ihrem Hausarzt untersuchen und gegebenenfalls Kompressionsstrümpfe verschreiben lassen.
Und das hilft?
Zur Prophylaxe, aber auch als Basistherapie.
Viele, besonders junge Frauen, scheuen den Kompressionsstrumpf.
Weil sie dabei an einen hässlichen, braunen Gummistrumpf denken. Das ist jedoch völlig unbegründet. Moderne Kompressionsstrümpfe sind heute so schick, dass man sie von normalen Strümpfen nicht mehr unterscheiden kann. Es gibt sie in verschiedenen Farben, mit eingenähten Strasssteinen und in verschiedenen Den.