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    „Ich muss der Krankheit schon Tribut zollen“

    Foto: Privat

    Jens Wittling ist leidenschaftlicher Reiter und wurde von zwei Fachärzten als Asthma und COPD Patient therapiert, ehe erst der Dritte feststellte, dass ihm ein Blutwert fehlt. Uns verrät er, wie Alpha-1, einem Defizit eines wichtigen Schutzeiweißes, überhaupt diagnostiziert wurde und wie er heute mit der Krankheit lebt.

    Wie wurde bei Ihnen Alpha-1 diagnostiziert?

    Vor fünfeinhalb Jahren habe ich meinen besten Freund verloren. Und hatte dann plötzlich zwischen seinem Tod und der Beerdigung zweimal eine sehr schwere Erkältung. Seitdem wurde es immer schlechter mit der Luft. Treppenlaufen, Ausdauer, alles wurde anstrengend. Der Kardiologe konnte dann belegen,  dass es nicht am Herzen lag. Die ersten zwei Lungenärzte haben dann auf Asthma beziehungsweise COPD therapiert. Da dies auch keine Besserung brachte, ging ich zu einem dritten Lungenarzt. Dieser kam dann darauf, dass bei mir ein Blutwert fehlt und diagnostizierte damit Alpha-1 bei mir.

    Wie werden Sie heute therapiert und wie geht es Ihnen?

    Ich habe zwei verschiedene Sprays.  Eins für morgens und abends und eins nur für morgens. Dazu habe ich noch ein Bedarfsspray. Wenn ich mir meine Kräfte einteile, gehts mir eigentlich ganz gut. 

    Wie sieht Ihr Alltag im Vergleich zu früher aus?

    Ich merke einfach, dass ich langsamer machen muss. Ich muss der Krankheit schon Tribut zollen. Fahrradfahren wird schwer. Beim Tanzen schaffe ich vielleicht einen Tanz am Stück.  Aber meine engsten Vertrauten sind da sehr verständlich und unterstützen mich.

    Ich merke aber definitiv manchmal,  Stress trägt wirklich dazu bei, dass es mir schlechter geht.  Wenn ich sehr viel um die Ohren habe, ziehe ich mich zurück und muss erstmal langsamer machen und durchatmen. 

    Sie lieben Tiere und das Reiten, erzählen Sie mehr von Ihrer Leidenschaft.

    Ich versuche das alles zu machen, so wie ich es schaffe. Ich gehe gerne mit meinem Hund raus, ich reite gerne in der Natur mit meinen Pferden. Aber auch da muss ich einfach gucken, wie lange die Luft mitmacht. Beim Ausreiten oder Spazieren ist das dann wirklich perfekt zum Abschalten.  Einfach mal frische Luft tanken und den Kopf freibekommen. Beim Reiten merke ich die Krankheit auch gar nicht wirklich. Meine Tiere sind auch das, was mir am meisten beim Abschalten hilft.

    Haben Sie einen Ratschlag für andere Betroffene oder Angehörige?

    So wie es die Kräfte zulassen weitermachen. Bloß nicht den Kopf hängen lassen. Und wenn man das Gefühl hat, nicht richtig beraten zu werden, dann nicht davor scheuen, einen anderen Arzt aufzusuchen. Bei mir war es auch erst der dritte.

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