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    Neues in der Therapie der COPD

    Foto: KLINIKUM AM STEINENBERG / ERMSTALKLINIK

    Prof. Dr. med. Adrian Gillissen klärt wichtige Fragen zu dieser chronischen Lungenerkrankung und spricht über neue Behandlungsmöglichkeiten.

    Prof. Dr. med. Adrian Gillissen

    Direktor Medizinische Klinik III (Innere Medizin & Pneumologie)
    Klinikum am Steinenberg / Ermstalklinik 

    Was ist COPD? 

    COPD ist eine Abkürzung für die chronisch obstruktive Lungenerkrankung, wobei mit obstruktiv die Verengung der Atemwege gemeint ist. Es ist somit eine chronische Erkrankung der Atemwege (mit deren Verengung), die aber auch krankhafte Veränderungen des angrenzenden Lungengewebes betrifft. Die COPD ist bis auf wenige Patientenfälle vermeidbar, da sie durch die meist langjährige Inhalation von Schadstoffen, wie zum Beispiel Zigarettenrauchen oder in Entwicklungsländern von Rauch durch offene Feuerstellen in Hütten, entsteht. Im Gegensatz zur weitverbreiteten Meinung spielen unsere Luftschadstoffe in Deutschland im Vergleich zu vergangenen Jahrzehnten keine Rolle bei der COPD-Entstehung. Typische Symptome sind durch die Entzündung der Atemwege bedingter chronischer Husten (Raucherhusten) mit oder ohne Auswurf sowie Atemnot bei körperlicher Belastung oder in schweren Fällen auch in Ruhe. Eine typische Veränderung des Lungengewebes ist das Lungenemphysem, eine irreversible Erweiterung der Lungenbläschen. Die dabei entstehenden Blasen nehmen nicht mehr am lebenswichtigen Gasaustausch teil und verdrängen darüber hinaus gesundes Lungengewebe. Häufig leiden COPD-Patienten an weiteren, meist durch die oben genannte Exposition verursachten Erkrankungen, wie zum Beispiel Herzerkrankungen (Herzinfarkt), einer Gefäßverkalkung oder an einem Lungenkrebs. 

    Was kann man dagegen tun?

    Erstes Gebot ist, die Lunge nicht mehr mit inhalativen Schadstoffen zu traktieren, das heißt an erster Stelle der Rauchstopp. Die Standardtherapie besteht aus primär inhalativen Medikamenten, die entweder die Atemwege erweitern (Bronchodilatatoren) oder in schweren Fällen auch antientzündlich wirken. Dabei ist die regelmäßige Verwendung sogenannter Dosieraerosole oder Trockenpulverinhalationsgeräte ebenso wichtig wie die korrekte inhalative Applikation, was viel schwieriger ist als eine simple Tabletteneinnahme.

    Neue Therapien und Behandlungs-möglichkeiten

    Auch bei der COPD wird permanent geforscht. So stehen seit Kurzem ein Dosieraerosol und ein Trockenpulverinhalationsgerät zur Verfügung, die gleich drei Präparate enthalten, nämlich zwei verschieden wirkende Bronchodilatatoren und ein Kortisonpräparat. Weitere Präparate befinden sich in der Entwicklung. Da inhalatives Kortison im Gegensatz zum Asthma bei der COPD schlecht wirkt, gibt es neue wissenschaftliche Studien, die eine Therapiesteuerung mithilfe ganz bestimmter weißer Blutentzündungszellen, der eosinophilen Granulozyten, empfehlen. Das Lungenemphysem lässt sich unter ganz bestimmten Bedingungen mit ins Lungengewebe implantierbaren Spiralen, sogenannten Coils (Abb.1), oder Bronchialventilen reduzieren. Leider kommen aber nur sehr wenige Patienten für diese Therapie infrage. Die internationale GOLD (Global Initiative for COPD) empfiehlt bei sehr schwer kranken COPD-Patienten mit gehäuften bakteriellen Infekten die Dauertherapie mit einem Antibiotikum. Nachteile sind allerdings das Entstehen von Keimresistenzen und körperliche Antibiotikanebenwirkungen. Solche Patienten profitieren auch von Impfungen gegen das Influenzavirus und gegen Pneumokokken, die häufigsten Erreger der Lungenentzündung. Wichtige nicht pharmakologische Behandlungsoptionen sind die Rehabilitation oder in schweren Fällen die möglichst dauerhafte Sauerstofftherapie oder sogar die nächtliche unterstützende Beatmung über eine Gesichtsmaske, sofern die schlechten Blutgase solche Therapieansätze sinnvoll erscheinen lassen.

    Möglichkeiten der frühzeitigen Erkennung

    Es wurde viel zur Früherkennung geforscht und die Ergebnisse sind leider ernüchternd. Danach lohnt es sich nicht, die Bevölkerung zum Beispiel mit einer Lungenfunktionsprüfung oder einer Röntgenaufnahme oder Computertomografie der Lunge zu screenen. Hier bleibt nur die dringende Empfehlung „Wäret den Anfängen“, nicht mehr rauchen, sofern einem die persönliche Gesundheit am Herzen liegt! Beim Auftreten von Atemnot, etwa unter physischer Belastung, chronischem Husten und Auswurf (chronische Bronchitis) ermöglicht auch im frühen Erkrankungsstadium die Lungenfunktionsprüfung beim Arzt die COPD-Erkennung, womit darüber hinaus eine Differenzierung zu anderen Atemnot verursachenden Erkrankungen möglich ist.

    Sie möchten mehr erfahren?

    Weitere Informationen finden Sie unter www.lungenstiftung.de

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