Home » Krankheitsbilder » Prostatakrebs – Moderne Diagnostik und Therapieverfahren
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Prostatakrebs ist die häufigste bösartige Tumorerkrankung des Mannes. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei rund 70 Jahren. Eine Vorsorge ist möglich und wird ab dem Alter von 45 Jahren empfohlen. Bei familiärer Vorbelastung wird die Vorsorge 5 Jahre früher empfohlen.

Prof. Dr. Christian Schwentner

Chefarzt der Urologischen Klinik
Diakonie-Klinikum Stuttgart

Vorsorge und Diagnose

Die Diagnosestellung ist in Form einer Prostatabiopsie (Gewebeprobe) möglich und wird meistens aufgrund eines auffälligen PSA-Wertes und/oder Tastbefundes der Prostata durchgeführt. Die konventionelle Prostata-Stanzbiopsie war lange die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Die Biopsie ist nämlich nicht immer in der Lage, relevante Krebsherde in der Prostata festzustellen. Die derzeit sicherste Diagnose liefert die sogenannte MRT-Fusionsbiopsie.

MRT-Fusionsbiopsie – neuestes Diagnoseverfahren

Die MRT-Fusionsbiopsie ist ein Verfahren, welches während der Biopsie eine zusätzliche MRT-Aufnahme der Prostata mit dem Ultraschallbild kombiniert. Da verändertes Gewebe im MRT deutlich besser zu erkennen ist, kann der Arzt es bei der Probeentnahme präzise mit der Biopsienadel ansteuern. Die MRT-Fusionsbiopsie kommt vor allem bei unklaren Ergebnissen in der Vorsorgeuntersuchung und bei weiterem Abklärungsbedarf zum Einsatz. Hierzu zählen auffällige Tastbefunde oder PSA-Werte, insbesondere nach unauffälliger konventioneller Erstbiopsie der Prostata. Durch die MRT-Fusionsbiopsie kann Prostatakrebs häufig früher erkannt werden. Dies ermöglicht eine zeitnahe Therapie und verbessert die Heilungschancen. Unter Umständen ist sogar eine organerhaltende Therapie möglich, die sogenannte fokale Therapie (z. B. HIFU-Therapie).

Fokale Therapie – organerhaltende Therapie

Analog zur gezielten Biopsie ist auch eine gezielte, die fokale Therapie, möglich. Ob dieses Therapieverfahren angewandt werden kann, sollte bei jedem Patienten individuell und sorgfältig abgeklärt werden. Bei lokal begrenztem Prostatakarzinom und niedrigem Tumorstadium kann die fokale Therapie eine sinnvolle Therapiealternative sein. In der Urologischen Klinik am Diakonie-Klinikum Stuttgart erfolgt die Therapie mittels hochintensiver fokussierter Ultraschallwellen (HIFU). Hierbei wird der Tumor durch die Erwärmung des Gewebes auf bis zu 100° C angegriffen. Gleichzeitig entsteht bei der HIFU-Therapie durch die Schallwellen ein Unterdruck, der zur Ausbildung eines Hohlraums führt. Durch diese beiden Effekte kann das Krebsgewebe gezielt zerstört werden.

Prostata-Entfernung mittels minimalinvasiver, roboterassistierter DaVinci-Operation

Sind bereits mehrere Bereiche der Prostata vom Tumor betroffen, wird eine Behandlung der ganzen Prostata empfohlen. Neben einer Bestrahlung besteht auch die Möglichkeit der radikalen Prostataentfernung. Diese wurde viele Jahre lang offen-chirurgisch, also mit Bauchschnitt, später auch laparoskopisch („Schlüsselloch-Technik“) durchgeführt. Im Jahr 2000 wurde die roboterassistierte Prostataentfernung mit dem DaVinci-Operationsroboter erstmals durchgeführt und hat sich seither kontinuierlich weiterentwickelt. Ähnlich wie bei der herkömmlichen Laparoskopie werden bei der DaVinci-Operationsmethode die Instrumente über kleinste Zugänge in den Bauchraum eingeführt. Die hohe Präzision führt zu besseren Behandlungsergebnissen. Die Kontinenz und Potenz können bei den Patienten wesentlich besser erhalten werden.

Weiterentwicklung der roboterassistierten Chirurgie

Die roboterassistierte Chirurgie entwickelt sich seither kontinuierlich weiter. Eine Weiterentwicklung innerhalb der DaVinci-Operationsmethode ist die sogenannte „Retzius Sparing“ Methode. Studien zeigen, dass diese zu noch besseren Operationsergebnissen führt: Umliegende Strukturen der Prostata, insbesondere der Halteapparat der Blase (Gefäße, Faszien, Bänder etc.), bleiben erhalten. Mit dieser Methode erlangen Patienten ihre Kontinenz nach der OP erwiesenermaßen deutlich schneller wieder. Die Retzius Sparing Methode ist eine technisch anspruchsvolle Operation und sollte durch Operateure mit viel Erfahrung auf diesem Gebiet durchgeführt werden. Bei der Auswahl einer passenden Klinik kann daher auch die Fallzahl der durchgeführten Operationen eine Entscheidungshilfe bieten. Diese Fallzahlen sind für jeden frei zugänglich und können z. B. online unter www.weisse-liste.de eingesehen werden.

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