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    Sarah Harrison: Mutter, Kämpferin und Gesundheitsvorreiterin

    Sarah Harrison ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit, die nicht nur mit der seltenen Diagnose Leaky Gut kämpfte, sondern auch inspirierende Wege zur Gesundheit und Lebensqualität aufzeigt. Im Interview spricht sie über ihre Diagnose, wie sie damit im Alltag umgegangen ist und was wirklich wichtig ist im Leben.

    Du hast die Diagnose Leaky Gut erhalten. Könntest du uns erklären, was diese seltene Erkrankung bedeutet und wie sie deine Gesundheit eingeschränkt hat?

    Leaky Gut bedeutet, dass die Darmschleimhaut geschädigt und undicht ist. Dadurch können Bakterien in den Blutkreislauf gelangen und Entzündungen werden begünstigt. Auch Vitamine und andere Spurenelemente können nicht mehr richtig aus der Nahrung aufgenommen werden und es kommt zu Mangelerscheinungen, Autoimmunerkrankungen und Lebensmittelunverträglichkeiten. Leaky Gut kann sich schleichend über einen langen Zeitraum entwickeln. Zu Beginn meiner Beschwerden hatte ich einen langen und stressigen Sommer in Deutschland hinter mir. Als ich wieder in Dubai war und mich auf etwas Ruhe gefreut hatte, ging es los. Von einem Tag auf den anderen war ich völlig kraftlos, konnte nicht mehr kochen, geschweige denn stehen. In Kombination mit starkem Durchfall fiel ich in ein großes gesundheitliches Loch. Zuerst dachte ich, ich hätte eine Magenverstimmung, aber dann kamen Müdigkeit, Schlappheit und viele andere Dinge dazu und ich konnte meinen Mamaaufgaben selbst nicht mehr nachkommen. Mein Mann Domi musste daher vieles abfangen. Ich bekam Angst und durch die schlimmen Schlafstörungen wurde ich immer trauriger. Ich beschloss zu meiner Heilpraktikerin Theresa Schleicher, die auch meine Freundin ist, nach Deutschland zu fliegen. Sie und ihre Familie haben mir schon öfter geholfen, wenn es um Immunologie und Naturheilkunde geht. Also habe ich meinen Koffer gepackt und bin direkt dorthin geflogen. Für die Untersuchungen bekam ich Nahrungsergänzungsmittel und Infusionen, um überhaupt bei Kräften zu sein und das durchzustehen. Es wurde ein immunologisches Blutbild gemacht, ein Nahrungsunverträglichkeitstest und meine Darmflora und die Entzündungswerte wurden gecheckt. Dann kam die erste Diagnose: Glutenunverträglichkeit. Meine Nerven waren sowieso schon am Ende und ich war am Boden zerstört.

    Kein Gebäck mehr? keine Süßigkeiten? kein Brot? Gefühlt ist überall Gluten enthalten — Ab jetzt auf alles verzichten, wo Weizen drin ist? Das klang alles schrecklich. Aber da es mir so schlecht ging, hatte ich die Hoffnung, dass es mir durch den Verzicht auf diese Lebensmittel schnell besser gehen würde. Dann kam die Auswertung meines Blutbildes: Leaky Gut, was die Glutenunverträglichkeit wahrscheinlich auch ausgelöst hat. Es folgten dann eine Darmsanierungskur über viele Monate, viele naturbelassene Medikamente bzw. Nahrungsergänzungsmittel und eine strenge glutenfreie Diät, denn die Barrierefunktion muss erst wieder aufgebaut werden. Zehn Monate habe ich mich strikt an die Anweisungen gehalten und mein Blutbild verbesserte sich komplett.

    Welche Herausforderungen haben sich für dich seit der Diagnose ergeben?

    Ich musste eine strenge glutenfreie Diät einhalten. Auch jetzt esse ich kaum Gluten und versuche, so gut es geht, auf Weizen und Co. zu verzichten. Es ist nicht leicht, konsequent zu sein, aber das Wichtigste ist für mich, wieder am normalen Leben teilzunehmen und mit viel Energie das Leben mit meiner Familie schön zu gestalten und nicht mehr an denselben Punkt zu kommen.Es half mir auch, ein Ernährungstagebuch zu führen. So konnte ich herausfinden, wenn ich Beschwerden habe – woher sie kommen und auch, welche Lebensmittel mir guttun und diese öfter in meinen Alltag einzubauen. In der ersten Zeit hatte ich einen sehr sensiblen Magen und musste daher sehr genau auf alles schauen. Unverarbeitete Lebensmittel habe ich bevorzugt. Außerdem musste ich nach dieser Extremerfahrung mein Mindset wieder auf Vordermann bringen. Achtsam und positiv in den Tag zu starten und auch bei Rückschlägen nicht den Mut zu verlieren, ist nicht immer einfach. Ich nehme mir oft Zeit und sage mir bewusst, wofür ich dankbar bin. Das hilft mir sehr im Alltag. Lachen ist für mich die beste Medizin.

    Wie hat deine Ernährung seit der Diagnose eine Rolle in deinem Leben gespielt? Gab es spezielle Ernährungsumstellungen, die du vorgenommen hast?

    Nach zwei Wochen strenger Diät ging es meinem Magen schon etwas besser und ich hatte Hoffnung. Die Schmerzen, inklusive meines Durchfalls, wurden langsam weniger. Erst nach zwei bis drei Monaten war mein Bauch nicht mehr so hart und machte auch nicht mehr so komische Bewegungen, als ob ich ein Baby in mir hätte. Ich hatte einige Sitzungen Akupunktur und habe mir viel Auszeit gegönnt. Es war es ein langer Prozess und ich hatte immer Angst, dass es wieder schlimmer wird. Ich habe mich vorher noch nie mit dem Thema Gluten beschäftigt und weiß jetzt, wie schädlich es für den Körper sein kann und in welchen Produkten es enthalten ist. Dadurch gehe ich bewusster mit Gluten um, verzichte zum Beispiel weiterhin auf Nudeln und Brot und Gebäck. Aber es geht mir gut und meine Werte sind normal, daher esse ich auch mal etwas Paniertes oder nasche ein paar Salzstangen. Ich verbiete es mir nicht, aber ich dosiere es anders. Außerdem achte ich auf eine entzündungshemmende Ernährung, weniger Zucker, den Umgang mit Lebensmitteln und Inhaltsstoffen – ich ernähre mich einfach bewusster und fühle mich dadurch besser.

    Angesichts der Verbindung zwischen Stress und Leaky Gut: Wie gehst du mit stressigen Situationen um, und hast du Strategien zur Stressbewältigung entwickelt?

    Nach so einem Erlebnis war mir klar, dass ich einen Ausgleich schaffen und mir Auszeiten nehmen muss. Ich nehme nicht mehr so viele Termine wahr, gehe manchmal früher ins Bett und übe mich darin, auch mal auf dem Sofa zu liegen und nichts zu tun. Wenn die Kinder im Kindergarten sind, gehe ich oft bewusst ohne Handy spazieren. Auch Sport und Akupunktur helfen mir, abzuschalten und zur Ruhe zu kommen. Zwischen all dem Trubel mit Familie und Arbeit ist es wichtig, sich schöne Momente zu nehmen und diese zu genießen. Auch das musste ich erst lernen, aber jetzt ist es für mich eines der wichtigsten Dinge: Das hier und jetzt leben und genießen.

    Welche Ratschläge oder Tipps würdest du anderen geben, die ähnliche Gesundheitsprobleme haben oder möglicherweise mit einer Leaky-Gut-Diagnose konfrontiert sind?

    Das Wichtigste ist, die Diagnose zu akzeptieren. Meine Freundin Jessica Contento hat mich in dieser schweren Zeit unterstützt und mir Tag für Tag Kraft und Mut gegeben. Das hat mir in den traurigen Momenten immer geholfen. Wichtig ist auch, eine positive Einstellung und eine gewisse Dankbarkeit für das, was man hat, zu bewahren. Das hilft, positiv durch das Leben zu gehen. Eine große Herausforderung ist es, bei der Ernährungsumstellung am Ball zu bleiben.

    Man muss die Veränderung wollen und die neue Lebensweise konsequent durchziehen. Schließlich ist es für einen selbst und für ein gesundes Leben und damit sollte man nicht experimentieren.

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