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    Inmitten des Depressionstornados

    Foto: Kevin Zuckschwert

    Wenn ich nicht für mich leben will, muss ich es für andere tun

    Wie lange hat es gedauert, bis man für sich selbst realisiert, dass man an einer Depression leidet, und wie ging es dir seitdem?

    Für mich ging vor nun nahezu 19 Jahren alles von einem auf den anderen Tag los, als meine beste Freundin mich besuchen wollte und auf dem Weg durch einen Betrunkenen zu Tode gefahren wurde. Danach bin ich in ein Loch gefallen, in der Schule abgesackt, habe mit niemandem darüber gesprochen und gedacht: „Es ist nur eine Trauerphase, das wird schon wieder.“

    2008 wollte ich mir allerdings dann das Leben nehmen, weil ich keinen Ausweg mehr gesehen habe, und wollte für niemanden mehr eine Last sein. Durch einen Zufall kam es dann doch nicht dazu und mir wurde klar, dass ich an einer Depression leide. Da wusste ich, ich muss etwas tun, damit es besser wird.


    Foto: Alica Strobel

    Was ist das Wichtigste im täglichen Umgang mit deinen Liebsten?

    Wichtig ist, dass man weiß, dass jemand anderes da ist, man nicht zu Dingen gezwungen wird, die gerade nicht passen, und dass die Liebsten wissen, dass es nie persönlich gemeint ist, wenn man mal etwas absagt.

    Lebensfreude ist für mich eher ein unbekanntes Wort, doch ich habe gelernt, wenn ich nicht für mich leben will, muss ich es für andere tun. Ich lebe für meinen Sohn, meine Freunde und meine Familie.

    Wie wichtig ist für dich, kreativ mit deinen Gedanken umzugehen?

    Für mich persönlich ist das enorm wichtig. Als ich mit dem Buch angefangen habe, war ich in einer sehr dunklen Phase und musste es auch anfangs erst mal wieder weglegen. Ich habe in der Therapie dann gemerkt, wenn ich mir meine Gedanken von der Seele schreibe, geht es mir besser und ich kann leichter darüber sprechen. Egal in welcher Form man sich ausdrückt, entsteht dadurch eine gewisse Distanz zu den eigenen Gedanken, man hat ein kreatives Produkt aus ihnen erschaffen, auf das man stolz sein kann.

    Eine Depression ist weit mehr als anhaltende Trauer, wie erklärst du deinen Liebsten, was dahintersteckt?

    Es gibt einen großen Unterschied zwischen deprimiert und depressiv sein. Deprimiert ist jeder mal aufgrund von schlechten Tagen oder Schicksalsschlägen. Doch in einer Depression kann es auch sein, dass man mal gar nichts fühlt. Oder man nicht aus dem Bett kommt, weil man nicht kann. Dann ist man sich selbst nicht wert, sich etwas Gutes zu tun, wie beispielsweise eine frische Dusche am Morgen. Man ist traurig, wütend und leer zugleich. Damit umgehen zu können, muss man erst lernen. Genauso müssen auch Angehörige lernen, dies zu verstehen und damit umgehen zu können.

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