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    Beherzt gegen den Schmerz

    Foto: Ian Lesogor via Shutterstock.com

    Migräne beeinträchtigt die Lebensqualität vieler Betroffener. Wie kann geholfen werden und was kann man gegen eine Nadelphobie tun? Darüber sprachen wir mit PD Dr. med. Charly Gaul, Facharzt für Neurologie, Spezielle Schmerztherapie, sowie mit Dipl.-Psych. Anna-Lena Guth, Psychologische Psychotherapeutin mit der Zusatzbezeichnung „Spezielle Schmerzpsychotherapie“ und Verhaltenstherapie, vom Kopfschmerzzentrum Frankfurt.

    PD Dr. Charly Gaul

    Priv.-Doz. Dr. med. Charly Gaul Facharzt für Neurologie, Spezielle Schmerztherapie

    Dr. Gaul, Migräne kündigt sich in einigen Fällen schon vor einem Anfall an. Wann ist dann der richtige Moment, mit der Einnahme von Schmerzmitteln zu beginnen?

    Dr. med. Charly Gaul: Manche Patienten merken die Migräne Stunden vorher und können frühzeitig ein Medikament dagegen nehmen. Bei anderen kommt sie innerhalb weniger Minuten, ohne Vorankündigung. Dann ist es erst recht wichtig, schnell die passenden Medikamente einzunehmen und nicht zu warten. Typische Vorzeichen sind Stimmungsschwankungen oder Gereiztheit. Trigger sind z. B. Alkohol, hormonelle Schwankungen, histaminreiche Lebensmittel oder verpasster Nachtschlaf. Auch ein rascher Wechsel von Temperatur oder Luftdruck kann ein Auslöser sein. Wichtig zu wissen ist, dass sich Migräneattacken nicht zu 100 Prozent vermeiden lassen, auch wenn man alles „richtig“ macht. Viele Betroffene setzen die wirksamen Triptane häufig zu spät ein. Doch wenn die Patienten die Medikation früh nehmen, ist sie besser wirksam.

    Es gibt zur Verabreichung der Medikamente unterschiedliche Applikationsformen, für wen ist welche am besten geeignet?

    Dr. Gaul: Patienten sollten eine möglichst individuell an ihre Migräneattacke angepasste Applikationsform finden. Es kommt auch vor, dass Patienten unterschiedliche Formen benötigen. Man beginnt mit Tabletten. Bei einer leichten Migräne können oft einfache Schmerzmittel helfen. Geht es darüber hinaus, stehen verschiedene Triptane zur Auswahl. Bei akuter Migräne wirken Tabletten oft nicht mehr schnell oder gut genug. Hier kann eine Anwendung von Triptanen als Nasenspray oder subkutane Injektion die Lösung sein. Die subkutane Injektion ist am stärksten und schnellsten wirksam. Zudem kann man die Dosierung von Injektionen gut individuell anpassen, was auch ggf. mit Blick auf Nebenwirkungen wichtig sein kann. Besonders mit einem Pen ist eine subkutane Injektion sehr einfach. Die Nadel ist so fein, dass man sie kaum bemerkt.

    Dipl.-Psych. AnnaLena Guth

    Psychotherapeutin Verhaltenstherapie, Spezielle Schmerzpsychotherapie

    Frau Guth, warum scheuen Betroffene noch immer die subkutane Applikation?

    Anna-Lena Guth: Vielen bereitet die Vorstellung einer Injektion Unbehagen. Wenn es aber zu starker Belastung oder Vermeidung medizinischer Untersuchungen und Behandlungen kommt, oft im Rahmen von Blutabnahmen oder anderen medizinischen Eingriffen auch zu einer Ohnmachtsreaktion, steckt eine Erkrankung dahinter. Man spricht dann von einer Blut-Spritzen-Verletzungsphobie. Sie ist bei zwei bis drei Prozent der Bevölkerung verbreitet und betrifft alle Geschlechter und Altersgruppen.

    Worin genau liegt die Angst Ihrer Meinung nach, wenn der Nutzen doch so klar ist?

    Guth: Das ist unterschiedlich. Viele fürchten sich vor einer Ohnmacht und Verletzungen, andere fürchten starken Schmerz, Peinlichkeit und Scham aufgrund der Angstreaktion. Sehr häufig geht es um den erlebten Kontrollverlust.

    Wer profitiert am stärksten von den Eigenschaften eines Autoinjektors?

    Guth: Patienten mit Angst vor Kontrollverlust finden es oft angenehmer, selbst zu injizieren. Befürchtungen, etwas falsch zu machen, sind aufgrund des Mechanismus und der einfachen Handhabung reduziert. Auch bei nächtlichen Attacken, wenn eine schnelle Wirkung besonders wichtig ist, ist das von Vorteil.

    Was raten Sie Migränepatienten im Umgang mit der Angst?

    Guth: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Ihre Ängste. Nur dann kann dieser adäquat auf Sie eingehen und Ihre Bedürfnisse in der Behandlungsplanung und der Wahl der Applikationsform berücksichtigen. Zudem können im Gespräch Befürchtungen geklärt werden, was entlasten kann. Viele Migränepatienten praktizieren Entspannungsverfahren, die bei Ängsten gezielt eingesetzt werden können.

    Weitere Informationen und einen Schnelltest finden Sie unter:


    Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Hormosan Pharma GmbH entstanden. 

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