Home » Neurologie » Impfen und Therapie bei Multipler Sklerose während der Corona-Pandemie
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Dr. med. Zoltan Biro

Chef­arzt der Neurologischen Klinik Selzer und Fach­arzt für Neu­ro­lo­gie

Obwohl Impfungen gegen Infektionserkrankungen das größte Erfolgskapitel der modernen Medizin darstellen, gibt es in Deutschland aufgrund fehlenden Wissens, aber auch gezielter Desinformation viele strikte Impfgegner. Und auch bei der Multiplen Sklerose werden immer wieder Impfungen gegen bestimmte Viren für den Ausbruch einer Multiplen Sklerose verantwortlich gemacht. Dabei ist bis heute ein Zusammenhang von Impfungen und MS nicht plausibel und konnte wissenschaftlich weder im Rahmen von Epidemiologischen Studien, noch an großen Patientenkollektiven und Datenbankanalysen belegt werden. Was allerdings nachgewiesen werden konnte, ist, dass geimpfte Personen ein geringeres Risiko haben, an MS zu erkranken, Infektionen das Risiko für einen Schub erhöhen und Impfungen die Schubrate reduzieren.

Einige Regeln sollten aber MS-Patienten beachten. Lebendimpfstoffe (z.B. Gelbfieberimpfstoff) dürfen nicht während einer immunsuppressiven Therapie verabreicht werden. Zudem sollte man vier bis sechs Wochen vor Beginn einer geplanten Immunsuppressiven Therapie impfen, da viele Medikamente die Impfantwort vermindern können. Weiterhin sollte man möglichst außerhalb akuter Symptome (sechs Wochen nach Ende eines Schubes) impfen.

Neben den Standardimpfungen (Tetanus/Diphtherie/Pertussis/Poliomyelitis) werden MS-Patienten auch Impfungen gegen Influenza (Totimpfstoff), FSME (je nach Exposition), Hepatitis B und Herpes Zoster (Shingrix, ab 50, nur bei Seropositivität) empfohlen. Vor einer geplanten immunsuppressiven Therapie sind zudem auch Impfungen gegen
Pneumokokken, Meningokokken, Varizella-Zoster-Virus (bei Seronegativität) und HP-Virus sinnvoll.

Schließlich wird auch allen MS-Patienten eine Impfung gegen SARS-CoV-2 empfohlen, da auch hier gilt, dass eine Infektion mit dem Virus das Schubrisiko erhöhen oder zu einer Krankheitsverschlechterung beitragen kann. Dieses Risiko ist höher einzuschätzen als potenzielle Risiken durch die Impfung. 

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