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    Parkinson-Therapie: Die nächsten zehn Jahre sind für einen Durchbruch in der Forschung entscheidend

    Parkinson-Therapie
    Parkinson-Therapie
    Foto: Naeblys via Shutterstock

    Steife Muskeln, verlangsamte Bewegungen, zitternde Hände – Parkinson kann jeden treffen. Dank großer Fortschritte in Wissenschaft und Medizin ist es heute möglich, die Symptome von Parkinson zu lindern und gut mit der unheilbaren Nervenkrankheit zu leben. Ihr Fortschreiten bremsen oder sogar ihren Ausbruch verhindern können Mediziner aber nicht. Neue genetische und molekulare Methoden und eine bessere Forschungsförderung könnten in den nächsten zehn Jahren den Durchbruch bei der Parkinson-Therapie bringen.  

    Bis heute stellt die chronisch-degenerative Nervenerkrankung die Forscher vor viele Rätsel. Bekannt ist, dass bei Parkinson-Patienten Zellen im Mittelhirn absterben, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Der Auslöser ist meist unbekannt.

    Prof. Guenter Hoeglinger

    Prof. Günter Höglinger

    Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) und Direktor der Klinik für Neurologie, Medizinische Hochschule Hannover

    Prof. Jens Volkmann

    Prof. Jens Volkmann

    Präsident der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN), Vorsitzender der Parkinson Stiftung und Direktor der Neurologischen Klinik, Universitätsklinikum Würzburg

    Parkinson-Risiko frühzeitig erkennen

    Parkinson entwickelt sich schleichend: Vom Beginn der Erkrankung im Körper bis zum Auftreten der ersten klinischen Symptome vergehen in der Regel Jahre oder Jahrzehnte. Dieses Zeitfenster ermöglicht, die Krankheit frühzeitig zu erkennen und mit neuen Therapien ihren Ausbruch zu verhindern. Hierfür stehen inzwischen Riechtests, Schlafuntersuchungen, Hautbiopsietests, Nervenwasseruntersuchungen und die Gendiagnostik zur Verfügung. Eine neue molekulare Methode ist zum Beispiel die Bestimmung der charakteristischen Aggregate des Proteins Alpha-Synuclein im Nervenwasser oder des Tau-Proteins im Gehirn mittels PET-Bildgebung.

    Die Neurogenetik ermöglicht „Präzisionsmedizin“

    Die meisten Parkinson-Patienten erkranken ohne erkennbare Ursache. Nur bei circa zehn Prozent wird eine klare Erblichkeit festgestellt. Genetische Faktoren können aber auch bei der nicht erblichen Form das Erkrankungsalter sowie Krankheitsrisiko und -verlauf beeinflussen. Ein genaues Verständnis der molekularen Signalwege, die an der Krankheitsentstehung beteiligt sind, ist der Schlüssel zum Erfolg der Therapieentwicklung.

    Neuartige molekulare Therapien

    Auf dem Gebiet der Therapieentwicklung für Menschen mit Parkinson und anderen Bewegungsstörungen ist Deutschland sehr aktiv. Die neurodegenerative Krankheit Spinale Muskelatrophie wurde bereits mit der neuartigen Antisense-Oligonukleotid-Therapie erfolgreich behandelt. Diese Substanzgruppe unterdrückt auf genetischer Ebene die Produktion fehlgefalteter Eiweiße („Gene-Silencing“). Das Verfahren wird in klinischen Studien auch bei Parkinson-Syndromen eingesetzt. Ein anderes Beispiel sind vielversprechende Studien
    mit monoklonalen Antikörpern, die spezifisch an bestimmte Moleküle binden und sie blockieren können – etwa gegen das Protein Alpha-Synuclein oder das Tau-Protein, die mit Parkinson-Syndromen in ursächlichem Zusammenhang stehen.

    Neue Therapien in greifbarer Nähe: Ist Parkinson bald heilbar?

    Deutschland gehört zu den international führenden Standorten in der Parkinson-Forschung mit hervorragenden regionalen und nationalen Forschungsnetzwerken. Das Ziel, Therapien zu entwickeln, mit denen die Ursache von Parkinson behandelt werden kann, könnte in den kommenden zehn Jahren erreicht werden. Die Wissenschaft hat das notwendige Know-how. Was fehlt, ist eine stringente öffentliche Förderung dieser medizinischen Forschung, um die Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung zeitnah in neue Therapien zu überführen. Fachorganisationen wie die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) oder die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) unterstützen nicht nur die Forschung mit eigenen Arbeitsgruppen, sie versuchen auch, die Politik dafür zu sensibilisieren, dass die nationale Förderlandschaft deutlich verbessert werden muss. Die Parkinson Stiftung setzt auf private Spenden und nicht staatliche Förderung. Das gemeinsame Ziel: die Entwicklung neuer Therapien für Parkinson und andere Bewegungsstörungen entscheidend voranzubringen – zur ersten ursächlichen Therapie.

    Sie möchten mehr erfahren?

    Weitere Informationen finden Sie unter parkinsonstiftung.de, parkinson-gesellschaft.de und unter dgkn.de

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