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    Rundum besser versorgt

    Foto: Visual Generation via Shutterstock

    Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass nur etwa die Hälfte der chronisch kranken Patienten in Industrieländern ihre Therapieempfehlungen konsequent einhält. Eine Lösung bieten moderne Betreuungsangebote und digitale Services, die Patienten begleitend Support und Wissen liefern.

    Als Schlüsselmedizin des 21. Jahrhunderts entwickelt sich die Neurologie so schnell wie keine andere Medizin. Sie ist Katalysator für innovative Medizinentwicklung und bietet inzwischen effektive Therapien für Volkskrankheiten wie Schlaganfall, MS oder Parkinson, die vor Jahrzehnten nicht möglich schienen.

    Mut für die lebenslange Therapie

    Die Medikamente sind daher zwar zielgerichteter, komplexer, aber damit erklärungsbedürftiger geworden. Für maximalen Behandlungserfolg brauchen Patienten umfangreiches Wissen zu Erkrankung und Medikation. Hilfreich sind ebenfalls Motivation und Empathie, um das Ziel einer oft lebenslangen Therapie nicht aus den Augen zu verlieren. Allerdings fehlt es hierzulande unter anderem an Fachärzten für eine flächendeckende Betreuung.

    Eine Antwort auf fehlende Kommunikation und Beratung können so genannte Patientenbetreuungs- programme mit unterschiedlichen Serviceleistungen sein, die Pharmaunternehmen oder Krankenkassen anbieten. Sie funktionieren wie ein verlängerter Arm des Arztes, der sich dann ausschließlich auf die therapeutischen Entscheidungen konzentrieren kann. So unterschiedlich die Krankheiten, so vielfältig sind die Services über verschiedene Kanäle, aber auch Lebensalter hinweg.

    Betreuungsprogramme für Multiple Sklerose

    Denn bereits junge Menschen können unter chronischen Erkrankungen wie zum Beispiel Multipler Sklerose leiden. Wer diese Krankheit hat, stellt sich zahlreiche Fragen, die nicht leicht zu beantworten sind. Viele Patienten brechen Therapien zudem oft schon in einem frühen Stadium der ersten Monate ab, weil sie eine optimale Injektionstechnik nicht beherrschen oder durch Nebenwirkungen verunsichert sind. Das hat den Nachteil, dass sie Therapiechancen durch wirksame Medikamente nicht nutzen, die Krankheitsschübe verringern und den progressiven Verlauf aufhalten können. Während die Rate der Abbrüche ohne Hilfe laut einer Studie bei 50 Prozent lag, sank mit einer Betreuung auf neun Prozent.

    In Betreuungsprogrammen, spezialisiert auf Bedürfnisse von MS-Patienten, gibt es dann sogar Schwestern-Services, die bei regelmäßigen Hausbesuchen oder mit Telefonaten die richtige Injektionstechnik beibringen. Da die Krankheit die Patienten ein Leben lang begleitet, unterstützen die medizinisch ausgebildeten Fachangestellten gleichzeitig mit viel Erfahrung bei alltäglichen Problemen: Junge Patienten starten im Beruf oder Studium erst durch, brauchen Mut im Gefühlschaos und eventuell Support zu ihren Rechten als Arbeitnehmer. Viele beschäftigt das Thema einer möglichen Familienplanung und Schwangerschaft. Bei Erwachsenen können Probleme in der Partnerschaft oder der Umgang mit Behinderung hinzukommen. Ältere Betroffene machen sich viele Gedanken um eine Frühberentung.

    Digitale Services für mehr Therapietreue

    Auch dank Digitalisierung und Smartphones lassen sich die Therapietreue fördern oder Patienten im Rahmen der Reha weiter begleiten. Für MS-Patienten gibt es Apps mit Injektionsmanager und Erinnerungsfunktion. Therapie und Medikation lassen sich so leichter planen und Symptome dokumentieren. Mit einem Wellness-Tracker lassen sich geistige und körperliche Verfassung bewerten. Oder man trainiert die kognitiven Fähigkeiten.

    Ähnliche Programme gibt es natürlich ebenfalls für andere Erkrankungen: So stimuliert beispielsweise eine App für Parkinson-Patienten mit Musik das Mitschwingen der Arme beim Gehen. Eine andere kann den Herzrhythmus mit der Kamera erfassen und dokumentieren sowie Vorhofflimmern frühzeitig bemerken. Betroffene mit Depressionen werden mit Online-Tagebüchern, Rückmeldung des Therapeuten und Coaching in der Nachsorge betreut. Gegen Migräne gibt es Video- und Audiodateien, die Übungen wie Bodyscan oder Progressive Muskelanspannung erklären. Über e-Learning-Module bekommen Patienten die wichtigsten Fakten zu Migräne und Tipps zur Verhaltensänderung.

    Alle Angebote haben dabei immer das Ziel, Patienten, aber auch ihre Angehörigen, bei alltäglichen Fragen und Herausforderungen in den Mittelpunkt zu stellen.

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