Sabine Hiemer
Qualitätsmanager, Auditor, Dentalcoach und ZMF
Die Prophylaxe beim Zahnarzt, aber auch zu Hause, ist von großer Bedeutung. Warum, erklärt Sabine Hiemer, Qualitätsmanager und Dentalcoach, im Interview.
Welche Bedeutung hat aus Ihrer Sicht die Prophylaxe für den Patienten beim Zahnarzt?
Die fallorientierte, individuelle Prophylaxe ist ein wichtiger Bestandteil zahnärztlicher Behandlungskonzepte und liefert die Grundlage für eine vertrauensvolle, gesundheits- und zukunftsorientierte Patientenbindung. Vorbeugende, bedarfs- und risikoorientierte Maßnahmen, die unsere Zahngesundheit und die der gesamten Mundhöhle im Fokus haben, dienen dem Erhalt der Zähne und des Zahnhalteapparates, was aus meiner Sicht maßgebend eine wichtige Voraussetzung für das gesamtheitliche körperliche Wohlbefinden und Wohlergehen der Patienten darstellt.
Welche Auswirkungen kann das Vorhandensein von Plaque bzw. Zahnstein auf den Patienten haben?
Das Vorhandensein bakteriell strukturierter Plaque und die damit verbundene Entstehung von Zahnstein sowie die mögliche Beteiligung verschiedener endogener und exogener Faktoren und deren Kausalität können eine Veränderung des biologischen Gleichgewichtes in der Mundhöhle zur Folge haben und dadurch krankheitsverursachende, infektiöse Prozesse begünstigen, die kausal die Immunabwehr des Patienten allgemein beeinträchtigen können. Im Rahmen der Karies- und Parodontitiserkrankung kann es bei den Patienten zu Einschränkungen der Kaufunktion, schmerzhaften Krankheitsprozessen und im Ernstfall zum Verlust der eigenen Zähne kommen. Die damit verbundenen physischen und psychischen Folgen und der Einfluss dieser auf den gesamten Organismus sind eng verbunden mit einer erheblichen Minderung der Lebensqualität.
Was kann der Patient neben dem Besuch beim Zahnarzt zusätzlich zu Hause, neben dem Zähneputzen, noch tun, um eventuellen Belägen oder gar Erkrankungen vorzubeugen?
Die häusliche Zahnpflege wird immer situativ auf jeden Patienten, seinen Bedarf, auf Effizienz und seine individuellen Möglichkeiten abgestimmt. Das regelmäßige Zähneputzen mit der für ihn geeigneten Zahnbürste ist die wichtigste Voraussetzung. Der Zahnbürstenkopf sollte zum Oberflächenprofil der Zähne und deren Anzahl passen. Die Auswahl der Größe und Form sowie die Entscheidung für manuelle oder maschinelle Zahnpflege sollte der Feinmotorik des Patienten angepasst sein. Zusätzlich ist eine individuelle Auswahl der geeigneten Mittel und Möglichkeiten zur Reinigung der Interdentalräume sehr wichtig und gibt zusätzliche Sicherheit in der Reduktion krankheitsverursachender Plaque und entzündungsverursachender Prozesse.
Darüber hinaus gibt es Patienten mit dem Bedürfnis nach individuellen Zahnpflegeprodukten. Die Nachfrage nach Präparaten mit höherer Reinigungskraft für die Zahnoberfläche, um Farbpigmentablagerungen sicher und optimal zu entfernen, die durch den Konsum von Genussmitteln entstehen können, steigt. Geeignete Mundspülungen mit plaquereduzierender Wirkung werden bedarfsgerecht, kurz-, mittel-, oder langfristig dem Risikoprofil des Patienten angepasst.
Ich empfehle den Patienten so viel Prophylaxe, häusliche Zahnreinigung und Hilfsmittel wie nötig. Die Anzahl der empfohlenen Produkte sollte den Patienten nicht überfordern und er sollte mit diesen so umgehen können, dass der erwünschte Erfolg gewährleistet und für ihn nachvollziehbar ist. Wichtig ist dabei ein bewusster Umgang mit diesen, um Risiken der Verletzung zu vermeiden. Jeder Patient darf mitentscheiden und muss sich zu Beginn an die regelmäßige Anwendung und den sicheren Umgang mit zusätzlichen Produkten der Interden- talraumpflege oder plaquereduzierenden Mundspülungen gewöhnen.