Home » Krankheitsbilder » Krebs » Yoga als Begleiter erleichtert den Weg mit Krebs
  • Krankheitsbilder

    Yoga als Begleiter erleichtert den Weg mit Krebs

    Gaby Nele Kammler (55) macht sich ihr Herzensthema zur Lebensaufgabe: Sie ist Initiatorin, Gründerin, Dozentin und Ausbilderin der Kammler Akademie Yoga und Krebs. Im Interview berichtet sie, wie sie schulmedizinisches Wissen und Yoga einzigartig verbindet, um Menschen mit Krebs ihre Krebserfahrung zu erleichtern.

    Gaby Nele Kammler

    Referentin Deutsche Krebshilfe, Ausbilderin Yoga und Krebs

    Namasté (Yogagruß; nama: verbeugen, as: ich, té: du), Gaby Nele Kammler. Bitte erklären Sie uns als Erstes, was Yoga ist!

    Namasté! Das Wort Yoga steht für „verbinden“. Und genau darum geht es: das Innere mit dem Äußeren zu verbinden – Körper, Verstand (Geist) und Seele (Gefühl) in Einklang zu bringen. Viele Menschen denken entweder, dass Yoga ein Sport ist, für den man fit und beweglich, nahezu akrobatisch sein muss. Oder sie haben die Idee, dass man beim Yoga nur rumliegt und atmet. Doch Yoga ist viel mehr. Es ist ein Tausende Jahre altes Gesundheitssystem, das den Menschen ganzheitlich betrachtet. Um den Menschen auf seinem Weg bestmöglich zu begleiten, wird im Yoga nicht nur geschaut, welche Symptome der Mensch zeigt und welche organischen Ursachen diese begründen könnten, sondern auch, wie er lebt, wie er sich ernährt, was ihn bewegt. 

    Was bringt Yoga Krebspatientinnen und -patienten? 

    Die Diagnose Krebs verändert alles. Von jetzt auf gleich gibt der Krebs den Takt des Lebensabschnitts oder gar Lebens an. Alles richtet sich fortan nach der meist lebensbedrohlichen Krankheit. Das bisherige Leben wird ihr angepasst und der gesamte Alltag dreht sich um die Erkrankung. Die Therapien (Chemotherapie, Bestrahlung, Operation, Reha) fordern dem erkrankten Körper zudem viel ab. Da bleibt kaum Zeit für Gefühle. Dabei ist es gerade die Gefühlswelt, die den Erkrankten oft schwer zu schaffen macht und außer Takt gerät. Sorgen und Ängste sind ständig präsent: Was geschieht mit mir? Werde ich Schmerzen haben? Werde ich sterben? Wie viel Zeit bleibt mir noch? 

    Diese zermürbende Spirale aus Gedanken und Gefühlen, die oft auch den Krankheitsverlauf negativ beeinflusst, vermag Yoga zu bremsen. Dazu muss man wissen: Ängste und Sorgen entstehen, weil wir uns die Zukunft ausmalen.
    Und das auch mit dem Wissen und/oder den Erfahrungen aus unserer Vergangenheit verknüpfen. Yoga holt uns ins Hier und Jetzt und hält uns dort. Es hilft, den Moment zu erleben – und zu genießen. Damit bringt Yoga die Patientinnen und Patienten aus der Ohnmacht heraus, in der sich viele nach einer Krebsdiagnose wähnen. Denn auch das ist inzwischen belegt: Mit Yoga lassen sich die Nebenwirkungen vieler Krebsbehandlungen lindern, darunter Depressivität, Fatigue, Schlafstörungen, Hitzewallungen und Gelenkschmerzen. Deshalb ist Yoga endlich auch in Deutschland in die medizinische Leitlinie für onkologische Patientinnen und Patienten aufgenommen worden und wird somit offiziell als komplementärmedizinisches, also die Schulmedizin begleitendes Verfahren empfohlen.

    Was passiert da genau bei Yoga und Krebs?

    Yoga wirkt bei Krebs auf vielfältige Weise. Ich erkläre das gerne beispielhaft an der Atemarbeit. Dabei fokussieren wir unsere Aufmerksamkeit auf das Atmen. Wir können das Gefühl Unruhe mit kontrollierten Atemzügen in Ruhe umwandeln! So, wie wir uns aufs Atmen fokussieren, geht das auch mit der Krebserkrankung selbst. Yoga bringt so Patientinnen und Patienten in Verbindung mit sich und ihrem Krebs, der aktuell Teil ihrer selbst ist: Wie denke ich über meinen Krebs? Wie fühlt sich mein Körper jetzt an? Was brauche ich jetzt? Meine Yogaarbeit mit unzähligen an verschiedenen Krebsarten Erkrankten zeigt mir Tag für Tag, dass diejenigen, die dank Yoga wieder mehr in Verbindung mit ihrem Körper kommen, eine andere Krebserfahrung machen: Sie erleben den Krankheitsverlauf und die Nebenwirkungen der Therapie oft als weniger belastend. 

    Was ist der erste Schritt zu Yoga bei Krebs?

    Auf unserer Internetseite yogaundkrebs.de finden Sie eine interaktive Deutschlandkarte mit Yogalehrerinnen und -lehrern, die von der Kammler Akademie darin ausgebildet und dafür zertifiziert sind, Yoga für Krebspatientinnen und -patienten anzubieten. Im Zuge der Pandemie geben viele unserer Absolventinnen und Absolventen neben Präsenzkursen auch Onlinekurse. Davon profitieren auch die an Krebs Erkrankten, die wegen ihres Krebses und/oder aus Sorge vor einer Virusansteckung – das Immunsystem wird von vielen Krebsbehandlungen geschwächt – nicht aus dem Haus gehen. So kann jeder mit Yoga während einer Krebserkrankung selbst ins Handeln kommen und aktiv dazu beitragen, dass er sich besser fühlt! 

    Nächster Artikel